Eigenmietwertabschaffung: Auswirkungen auf Mieten und Eigentümer in der Schweiz

Date:

Die geplante Abschaffung des Eigenmietwerts in der Schweiz wirft zahlreiche Fragen auf, insbesondere für Mieterinnen und Mieter sowie private Vermieter. Über 40 Prozent aller vermieteten Wohnungen im Land befinden sich in privater Hand. Diese Reform wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die steuerliche Belastung von Eigentümern und die Mietpreise haben.

Folgen der Eigenmietwertabschaffung

Eine der zentralen Änderungen, die durch die Reform eingeführt werden, ist die Reduktion der abziehbaren Hypothekarschulden für private Vermieter. Der Eigenmietwert wird für viele zur Finanzierungsbelastung, da sie künftig weniger Schulden von den Steuern abziehen können. Dies führt zu einer Erhöhung des Steueraufwands für die Eigentümer, was in vielen Fällen dazu führen könnte, dass diese versuchen, die erhöhten Kosten durch höhere Mieten auszugleichen.

Steigen die Mieten? Expertenmeinungen im Vergleich

Die Meinungen unter den Fachleuten sind gespalten, wenn es um die Frage geht, ob die Mieten infolge dieser Reform steigen werden. Corinne Dubois, eine Ökonomin bei Wüest Partner, sieht die Möglichkeit, dass die Nachfrage nach Wohneigentum leicht ansteigt. Ihrer Ansicht nach könnte dies dazu führen, dass einige potenzielle Mieter, die mit dem Gedanken spielen, eine Wohnung zu kaufen, sich eher für einen Kauf entscheiden, was den Druck auf die Mietpreise verringern könnte.

Im Gegensatz dazu meint Roland Bron vom VermögensZentrum, dass die steuerlichen Vorteile für neue Käufer eher gering sind. Beispielsweise könnte ein Käufer einer Million Franken teuren Wohnraums nur 2000 bis 3000 Franken an Steuern sparen, was kaum als entscheidender Anreiz gilt. Ferner weist Bron darauf hin, dass die Möglichkeit für neue Käufer, Hypothekarzinsen abziehen zu können, in den ersten Jahren weiterhin besteht, jedoch die Vorteile im Vergleich zur Gesamtbelastung begrenzt sind.

Der Leerwohnungsmarkt und die Zugänglichkeit von Wohneigentum

Thomas Veraguth, ein Ökonom von UBS, betont, dass der Zugang zu Wohneigentum in der Schweiz extrem schwierig bleibt. Selbst wenn in einzelnen Regionen kleinere Wohnungen frei werden sollten, ist der Leerwohnungsanteil in vielen städtischen Gebieten nahezu bei null. Das hat zur Folge, dass diese Reform wohl kaum signifikante Auswirkungen auf die Mietpreise haben wird, da die Nachfrage das Angebot weiterhin übersteigt.

Steuerabzüge und damit verbundene Herausforderungen

Ein weiterer zentraler Punkt der Reform ist die Änderung der Regelungen für den Steuerabzug von Hypothekarschulden. Künftig dürfen Vermieter ihre Hypothekarschulden nur noch anteilig abziehen, abhängig von der gesamten Vermögensstruktur. Das bedeutet, dass Eigentümer, die sowohl Mietliegenschaften als auch selbstgenutzte Immobilien besitzen, weniger Zinsen steuerlich geltend machen dürfen. Dies soll verhindern, dass Schulden von Eigenheimen auf Mietobjekte verschoben werden. Diese Regelung führt dazu, dass viele private Vermieter einen Anstieg ihrer Steuerlast erleben, während zugleich die Renditen sinken.

Mietzinserhöhungen unter den neuen Bedingungen

Veraguth erwartet dennoch eine moderate Zunahme der Mietzinserhöhungen. Er betont, dass es keine drastischen Preisanstiege geben wird, aber Vermieter, die in der Vergangenheit auf Anpassungen verzichtet haben, könnten jede Gelegenheit nutzen, um erhöhte Mieten zu verlangen. In der Schweiz sind Mietzinserhöhungen jedoch streng reguliert und müssen durch Faktoren wie Inflation, steigende Referenzzinsen oder Renovationen begründet werden.

Langfristige Marktentwicklungen

Die mögliche Marktveränderung durch die Reform könnte in der langfristigen Perspektive durchaus signifikante Auswirkungen haben. Der Aufwand für kleine Eigentümer wird zunehmen, was einige dazu veranlassen könnte, ihre Immobilien an Pensionskassen oder Immobilienfonds zu verkaufen. Auf diese Weise könnten wir eine Veränderung in der Eigentümerstruktur auf dem Immobilienmarkt erwarten.

Fazit: Ein dynamisches Miet- und Eigentumsumfeld

Insgesamt zeigt sich, dass die Abschaffung des Eigenmietwerts weitreichende Folgen für die Immobilienlandschaft in der Schweiz haben könnte. Die potenzielle Erhöhung der Steuerlast für private Vermieter sowie die Möglichkeit moderater Mietzinserhöhungen stellen sowohl Eigentümer als auch Mieter vor Herausforderungen. Ob die Reform letztendlich zu einem Anstieg der Mieten führen wird, bleibt abzuwarten, doch die Diskussion darüber, wie sich der Markt in den kommenden Jahren entwickeln wird, ist bereits in vollem Gange.

Redaktion
Redaktion
Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

Diesen Post teilen

Anmelden

Popular

More like this
Related

Impulsiv einkaufen bei leerem Magen? Studie liefert eindeutige Hinweise

Eine Studie der Universität Hamburg zeigt: Wer hungrig...

Die richtige Pflege der Waschmaschine: Tür offen lassen kann teuer werden

Die Waschmaschine gehört zu den wichtigsten Geräten in modernen...

Google Maps: Verbesserte Navigation durch neue Zwischenzielsuche

Google hat angekündigt, die Funktionen von Google Maps sowie...

Die Bedeutung von Musik im Supermarkt: Einfluss auf Kaufverhalten und Umsatz

In der heutigen Zeit ist Musik ein zentraler Bestandteil...