Biodiverstität: Verkannter Nützling: Der Borkenkäfer ist ein Segen für die Artenvielfalt

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Quelle: Pixabay (Pixabay License) · © umsiedlungen · Borkenkäfer

Der Borkenkäfer gilt in der Forstwirtschaft oft als Schädling, der ganze Waldgebiete schädigt. Doch Wissenschaftler haben herausgefunden, dass dieser vermeintliche Schädling auch eine wichtige Rolle für die Biodiversität in den Wäldern spielt. Ein Forschungsteam der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat in einer Studie belegt, dass der Borkenkäfer positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt, insbesondere bei Spechten, hat.

Der Borkenkäfer als Umweltschützer

Die Borkenkäfer selbst verursachen massive Schäden an Bäumen, insbesondere an Fichten, was in vielen Nationalparks wie dem Harz und den Schwarzwald deutlich zu sehen ist. Ihre Larven leben unter der Rinde und zerstören die Lebensadern des Baumstammes, was zu einem Absterben der Bäume führt. Trotz dieser verheerenden Wirkung ist es wichtig, die ökologische Perspektive zu betrachten. Nach den Ergebnissen der WSL-Studie bringen die Käfer auch neue Lebensräume und Nahrungsquellen für eine Vielzahl von Arten.

Die Studie und ihre Ergebnisse

Die Untersuchung umfasste Daten von fast 30 Jahren und konzentrierte sich darauf, wie Borkenkäferbefall die Bestände von drei Spechtarten beeinflusst. Die Ergebnisse zeigen, dass nach einem massiven Borkenkäferbefall die Anzahl der Spechte im Wald zunimmt. Insbesondere die Dreizehenspechte (Picoides tridactylus) profitieren von dem zusätzlichen Nahrungsangebot, das das Totholz bietet.

Nach einem starken Borkenkäferbefall stellt sich ein merklicher Anstieg der Spechtpopulationen ein, und dieser Effekt hält bis zu neun Jahre an. Das Totholz, das durch die abgestorbenen Bäume entsteht, dient nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als Lebensraum für die Spechte, die es als Schutz- und Nisthöhlen nutzen.

Borkenkäfer und das Ökosystem Wald

Die Studie hebt hervor, dass die positiven Effekte nicht nur auf die Spechtpopulation beschränkt sind. Die von den Spechten geschaffenen Höhlen und das Totholz unterstützen auch andere Arten, darunter Wespen, Bienen, Käfer, Fledermäuse, kleine Säugetiere und Eichhörnchen. Diese Interaktionen zeigen, wie wichtig der Borkenkäfer für die Aufrechterhaltung der Biodiversität in Wäldern ist.

Diese Erkenntnisse stellen die allgemeine Auffassung in Frage, dass Borkenkäfer ausschliesslich negative Auswirkungen auf die Waldökosysteme haben. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass sie eine essentielle Rolle im Zusammenspiel der verschiedenen Arten im Wald spielen.

Langfristige Forschung und ihre Bedeutung

Ökologe Marco Basile, der an der Studie beteiligt war, betont den Wert langfristiger Forschungsprojekte, die oft schwer zu finanzieren sind. Solche Daten sind entscheidend, um ökologische Fragen zu beantworten, die durch kurzfristige Studien nicht ausreichend beleuchtet werden können. Dies ist besonders relevant, da die Zusammenhänge innerhalb des Ökosystems oft komplex sind.

Die WSL-Studie unterstreicht, dass der Borkenkäfer nicht nur ein Schädling ist, sondern ein Teil des natürlichen Kreislaufs. Totholz ist für viele Waldarten überlebenswichtig. Über 2000 heimische Pilzarten in Deutschland sind auf Totholz angewiesen, und auch grössere Säugetiere, wie die Wildkatze, nutzen diese Strukturen als Kinderstube.

Der Borkenkäfer im Fokus der Naturschutzbemühungen

Die Erkenntnisse über die positiven Auswirkungen des Borkenkäfers führen zu einem Umdenken in der Forstwirtschaft und im Naturschutz. Anstatt den Fokus nur auf die Bekämpfung der Käfer zu legen, sollten auch ihre ökologischen Funktionen in den Vordergrund gerückt werden. Dies könnte dazu beitragen, den Erhalt der Biodiversität in Wäldern langfristig zu sichern.

Fazit: Eine neue Sichtweise auf den Borkenkäfer

Zusammenfassend zeigt die Forschung, dass der Borkenkäfer in der Natur nicht nur Zerstörung anrichtet, sondern auch als Katalysator für eine gesteigerte Biodiversität dient. Seine Aktivität trägt dazu bei, Lebensräume zu schaffen und die Artenvielfalt zu fördern. Dieses Wissen sollte in zukünftige Forstwirtschaftsstrategien und Naturschutzprogramme einfliessen, um ein nachhaltiges und gesundes Ökosystem Wald zu fördern.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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