Die Verkehrssituation auf den Autobahnen der Schweiz hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschärft. Im vergangenen Jahr wurde ein neuer Rekord an Staustunden erreicht, was die Regierung veranlasst, Massnahmen zur Entlastung des Verkehrs einzuleiten. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die Reduzierung der Geschwindigkeit auf überlasteten Autobahnabschnitten von 120 km/h auf 80 km/h.
Rekorde bei Staustunden
Im Jahr 2022 kam es auf Schweizer Autobahnen zu insgesamt 55’500 Stunden, in denen der Verkehr zum Stillstand kam oder stark stockte. Im Vergleich zum Jahr 2019 ist dies eine fast doppelte Zunahme. Die Hauptursache für diese Staus ist die Überlastung des Verkehrs, die durch die steigende Anzahl an Fahrzeugen auf den Strassen verursacht wird.
Von 120 km/h auf 80 km/h
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, plant der Bund, die Geschwindigkeitsbegrenzung auf überlasteten Strecken zu reduzieren. Dies geschieht vor allem zu Stosszeiten, wenn der Verkehr besonders dicht ist. Die Geschwindigkeitsreduzierung von 120 km/h auf 80 km/h wird über spezielle elektronische Tempoanzeigen angezeigt, die bereits auf über 1000 Richtungskilometern installiert sind.
Aktuell sind etwa 500 Kilometer Autobahnen in beiden Richtungen betroffen. Der Bund hat angekündigt, diese Massnahme in den kommenden Jahren weiter auszubauen, sodass bis zu 2200 Richtungskilometer mit Tempo 80 angezeigt werden sollen. Ein Sprecher des Bundesamtes für Strassen erklärte: „In den kommenden Jahren ist ein Ausbau auf 2200 Richtungskilometer vorgesehen.“
Gründe für die Temporeduktion
Die Entscheidung, die Geschwindigkeit auf 80 km/h zu reduzieren, basiert auf der Annahme, dass ein stabilerer Verkehrsfluss erreicht werden kann. Laut den Experten des Bundesamtes für Strassen erreicht eine Autobahn bei 80 km/h die höchste Kapazität. Dies liegt daran, dass es zu weniger Spurwechsel- und Bremsmanövern kommt, was den Verkehrsfluss stabilisiert.
Das Schweizer Nationalstrassennetz umfasst insgesamt rund 4500 Richtungskilometer. Zukünftig sollen etwa die Hälfte der über 2200 Kilometer mit Schildern ausgestattet werden, die zeitweise Tempo 80 anzeigen. Diese Massnahmen sollen nicht nur die Verkehrssicherheit erhöhen, sondern auch dazu beitragen, die Belastung für die Umwelt zu verringern.
Erfahrungen aus der Vergangenheit
Die Verwendung elektronischer Tempoanzeigen ist keine neue Praxis. Der Bund hat diese Technologie seit etwa 20 Jahren im Einsatz, um die Geschwindigkeit auf überlasteten Strecken dynamisch anzupassen. Wenn die Verkehrslage sich entspannt, wird das Geschwindigkeitslimit automatisch wieder angehoben.
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen zu dieser Massnahme. SVP-Nationalrat Rémy Wyssmann äusserte Bedenken und bezeichnete die Temporeduzierung als eine „schleichende Einführung von Tempo 80 entgegen dem Willen des Gesetzgebers“. Er bezweifelt die Wirksamkeit der Tempominderung und fordert eine ehrliche Diskussion über die Verkehrspolitik.
Fazit
Die Massnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung auf Schweizer Autobahnen sind Teil eines umfassenden Plans, um die Verkehrssituation zu verbessern und Staus zu vermeiden. Mit der geplanten Ausweitung der Tempo 80-Zonen reagiert der Bund auf die steigende Verkehrsüberlastung und verfolgt das Ziel eines stabileren Verkehrsflusses. Während die Regierung von der Notwendigkeit dieser Massnahmen überzeugt ist, bleibt abzuwarten, wie die Öffentlichkeit und die betroffenen Autofahrer auf diese Veränderungen reagieren werden. Die Diskussion um die Wirksamkeit dieser Temporeduzierung wird sicherlich weiterhin ein wichtiges Thema in der Verkehrspolitik der Schweiz bleiben.