Im Rahmen einer abgestimmten Operation gegen islamistischen Extremismus haben Behörden in der Schweiz, Österreich und Deutschland in den vergangenen Tagen Hausdurchsuchungen und gezielte Gefährderansprachen durchgeführt. Laut der österreichischen Zeitung Kronen Zeitung wurden dabei rund 110 als gefährdet eingestufte Personen ins Visier genommen, insbesondere jüngere Heranwachsende, die Online-Propaganda verbreiten.
1. Was ist bekannt – bestätigte Fakten
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In der Schweiz bestätigte die Bundesanwaltschaft (BA), dass im Kanton Luzern eine Hausdurchsuchung stattgefunden habe im Rahmen eines Strafverfahrens „wegen Verdachts der Propaganda für eine terroristische Organisation“.
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In Österreich wurden, laut Kronen Zeitung, drei Festnahmen verzeichnet. Kronen
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Nach deutschen Angaben des Bundeskriminalamt (BKA) handelte es sich bei den überwiegend Betroffenen um Jugendliche und junge Erwachsene, die über soziale Medien aktiv seien. Kronen
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Die Schweizer Seite nennt keine genauen Zahlen – die Aktion gilt als laufend und noch nicht abgeschlossen. Threads
2. Schwerpunkt: Jugendliche & digitale Netzwerke
Ein zentrales Moment dieser Operation betrifft die Rekrutierung und Mobilisierung junger Menschen über digitale Kanäle:
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Plattformen wie TikTok, Instagram, aber auch Messenger-Dienste wie Telegram oder Rocket.Chat werden genannt.
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Inhalte wie Nasheeds – religiöse Gesänge, die im jihadistischen Kontext als Kampflieder dienen – werden genutzt, um Gewalt- und Heldenmythen zu transportieren.
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Die Altersgruppe: In Österreich war laut Artikel etwa die Hälfte der Zielpersonen zwischen 14 und 19 Jahren alt. Kronen
Diese Fakten verdeutlichen: Es handelt sich nicht mehr nur um klassische Terrorzellen, sondern um moderne digitale Mobilisierungsnetzwerke – oftmals mit unbekannter Struktur, aber hoher Wirkung.
3. Warum die Schweiz, Österreich und Deutschland gemeinsam vorgehen
Die grenzüberschreitende Dimension des Problems verlangt gemeinsame Strategien:
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Das deutsche Innenministerium betont die Bedeutung der zusammenarbeitenden Polizei- und Geheimdienstnetzwerke. bmi.bund.de
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In der Schweiz bezieht sich der Bundesrat auf Massnahmen zur „Eindämmung gewaltextremistischen und terroristischen Gedankenguts“, auch mit Blick auf digitale Kommunikation. Bundesnachrichtenagentur
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Österreichische Behörden bezeichnen den Aktionstag als „Joint Action Day“ gegen islamistischen Extremismus.
Diese Zusammenarbeit erfolgt über gemeinsame Lagebilder, Informations- und Datenaustausch sowie synchronisierte Durchsuchungen und Vernehmungen.
4. Bedeutung & Risiken für die Sicherheit
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Frühzeitige Gefährderansprache: Die gezielte Ansprache von Personen mit Radikalisierungspotenzial – bevor sie aktiv werden – wird zunehmend als wichtiger Schutzmechanismus betrachtet.
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Digitale Radikalisierung: Jugendliche lassen sich schneller mobilisieren, agieren global vernetzt – klassische Sicherheitsarchitekturen kommen oft zu spät.
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Rechtsstaatliche Balance: Grosse Einsätze werfen Fragen nach Verhältnismässigkeit, Datenschutz und Minderjährigen-Rechten auf. Die „Unschuldsvermutung“ bleibt ein Kernprinzip.
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Schweizer Kontext: Die Schweiz ist strategisch im Zentrum: Transit- und Kommunikationslande, mit mehreren Einreisepunkten und internationalen Finanz- und IT-Verbindungen.
5. Fazit: Prävention auf neuem Niveau
Die aktuelle Aktion zeigt: Der Terror- und Extremismus-kampf wandelt sich – weg von grossen, sichtbaren Infrastruktur-Aktionen, hin zu netzbasierten Präventions- und Durchdringungsstrategien. Für die Schweiz bedeutet das:
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Verstärkte digitale Überwachung und Analyse von Extremismustreppen in sozialen Medien.
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Bessere präventive Ansprache und Betreuung von Jugendlichen mit Radikalisierungstendenz.
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Ausgebauter internationaler Informationsaustausch, besonders mit Deutschland und Österreich.

