Mit dem Herbstbeginn kehrt in vielen Städten und Dörfern ein vertrautes Geräusch zurück: das monotone Dröhnen der Laubbläser. Was als moderne Gartenhilfe gilt, ist in Wahrheit eine Lärmquelle, Feinstaubschleuder und Gefahr für die Artenvielfalt. Immer mehr Umweltfachleute fordern deshalb ein Umdenken – weg vom Pusten und Saugen, hin zu einem natürlicheren Umgang mit dem Laub.
1️⃣ Laubbläser sind laut
In vielen Gemeinden beginnt der Tag im Herbst nicht mit Vogelgezwitscher, sondern mit einem schrillen Motorgeräusch. Laubbläser erreichen im Betrieb bis zu 120 Dezibel – das entspricht dem Lärm eines Presslufthammers oder einer Kettensäge.
Für Anwohner, Kinder, ältere Menschen und Tiere ist das eine enorme Belastung. Studien zeigen, dass dauerhafte Lärmbelastung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht und Stresshormone freisetzt.
Besonders problematisch: Die meisten Laubbläser werden frühmorgens oder am Wochenende eingesetzt – genau dann, wenn Menschen eigentlich Ruhe suchen.
In dicht besiedelten Gebieten wie Zürich, Bern oder Basel summiert sich der Lärm tausender Geräte zu einer kaum erträglichen Dauerbeschallung. Manche Gemeinden reagieren inzwischen mit zeitlichen Einschränkungen oder kompletten Verboten.
2️⃣ Laubbläser pusten wichtige Kleinstlebewesen weg
Was auf den ersten Blick harmlos aussieht, ist in Wahrheit fatal für die kleinen Bewohner des Gartens. Zwischen den Blättern leben unzählige Insekten, Spinnen, Asseln, Tausendfüßler und Mikroorganismen, die dort Schutz, Nahrung und Feuchtigkeit finden.
Mit einem kräftigen Luftstrom von bis zu 250 km/h werden sie jedoch einfach weggeblasen oder getötet. Damit wird die Basis der Nahrungskette zerstört – denn viele Vögel, Igel und Amphibien sind auf diese Kleintiere angewiesen.
Selbst wenn der Garten danach „sauber“ aussieht, ist er ökologisch verarmt.
Fachleute des Schweizer Vogelschutzes (BirdLife) warnen: „Ein Garten ohne Laub ist ein Garten ohne Leben.“
3️⃣ Laubsauger mit Häckselfunktion töten auch größere Gartenbewohner
Während Laubbläser Lebewesen wegpusten, sind Laubsauger mit Häckselfunktion noch zerstörerischer. Sie saugen alles ein, was ihnen in den Weg kommt – Laub, Käfer, Regenwürmer, Spinnen, ja sogar kleine Frösche oder Salamander.
Im Inneren des Geräts werden sie durch rotierende Messer zerschreddert.
Was als „praktische Häckselfunktion“ verkauft wird, ist für viele Tiere ein tödliches Ende.
Gerade in der Schweiz, wo Gärten, Parks und Böschungen oft Rückzugsorte für gefährdete Arten sind, tragen diese Geräte dazu bei, die ohnehin schrumpfende Artenvielfalt weiter zu dezimieren.
4️⃣ Laubsauger und -bläser verpesten die Luft
Die meisten Laubbläser werden nach wie vor von Zweitakt-Benzinmotoren angetrieben – kleine Dreckschleudern, die in Sachen Abgase kaum reguliert sind.
Bis zu ein Drittel des Benzins verbrennt dabei unvollständig und gelangt als Feinstaub, Kohlenwasserstoffe und Stickoxide in die Luft.
Eine US-Studie zeigte, dass ein einstündiger Betrieb eines Laubbläsers so viel Schadstoffe freisetzt wie eine 1.600 Kilometer lange Autofahrt – ein ökologischer Irrsinn.
Selbst elektrische Modelle lösen das Problem nur teilweise: Sie wirbeln feinen Staub, Schimmelsporen und Tierkot vom Boden auf – alles Partikel, die tief in die Lunge eindringen können.
Für Asthmatiker und Allergiker ist das ein reales Gesundheitsrisiko.
5️⃣ Der Boden verliert seine Schutzschicht
Laub ist kein Abfall – es ist ein natürlicher Dünger und Schutzmantel.
Die Blätter dienen als Isolierschicht, die Feuchtigkeit speichert, Temperaturschwankungen abfedert und den Boden vor Erosion schützt. Unter der Laubdecke leben Regenwürmer und Mikroorganismen, die Nährstoffe freisetzen und Humus bilden – ein natürlicher Kreislauf, der ohne menschliches Eingreifen perfekt funktioniert.
Wer das gesamte Laub entfernt, unterbricht diesen Kreislauf.
Der Boden trocknet aus, verliert an Fruchtbarkeit, und Pflanzenwurzeln sind im Winter ungeschützt dem Frost ausgesetzt.
Zudem finden Igel, Amphibien und Insekten keine Winterquartiere mehr – mit fatalen Folgen für die lokale Tierwelt.
???? Umweltfreundliche Alternativen
Es gibt bessere Wege, mit dem Herbstlaub umzugehen:
- Laubrechen statt Bläser: Kostet vielleicht etwas mehr Zeit, ist aber leise, emissionsfrei und schonend für den Boden.
- Laub liegen lassen: Unter Sträuchern, Hecken und auf Beeten darf es ruhig liegen bleiben – es schützt und düngt gleichzeitig.
- Laubhaufen anlegen: Ideal als Winterquartier für Igel und Insekten.
- Laub kompostieren: Wer Platz hat, kann es zusammen mit Rasenschnitt und Küchenabfällen zu wertvollem Humus verarbeiten.
So wird aus dem „Problem-Laub“ ein wertvoller Rohstoff im eigenen Garten.
???? Fazit: Mehr Ruhe, mehr Leben, mehr Nachhaltigkeit
Laubbläser und -sauger symbolisieren den Irrglauben, dass Natur „sauber“ sein müsse. In Wahrheit ist Laub kein Schmutz, sondern Teil eines funktionierenden Ökosystems.
Wer den Lärm, die Abgase und die Zerstörung vermeiden möchte, sollte wieder zu einfachen, stillen und nachhaltigen Methoden greifen.
Ein Rechen ersetzt Benzin und Strom – und schenkt dem Garten etwas, das Maschinen nicht können: Ruhe und Leben.
???? Infobox: Wusstest du schon?
- 120 dB = Lärm eines Presslufthammers – so laut sind manche Laubbläser.
- Ein einstündiger Benzin-Laubbläser verursacht so viele Emissionen wie ein Auto auf 1.600 km.
- Laub im Garten kann bis zu 30 % Wasserverdunstung verhindern.
- Igel, Amphibien und Insekten überwintern bevorzugt in Laubhaufen.

