Die Welt steht vor einer bedeutenden Herausforderung: dem Klimawandel. Diese Bedrohung hat weitreichende Auswirkungen, insbesondere auf die Landwirtschaft. Ein besonders verletzlicher Sektor ist der Kaffeeanbau, der in vielen Ländern eine Lebensgrundlage bietet. In Guatemala kämpfen Kaffeebauern wie José Marcelino Estrada darum, ihre Traditionen und ihr Einkommen zu bewahren, während sie sich an sich verändernde Bedingungen anpassen müssen.
Die Herausforderungen des Klimawandels
José Marcelino Estrada aus San Martin Jilotepeque in Guatemala hat sein Leben dem Kaffee gewidmet. Für ihn ist das Land nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern auch ein Erbe, das er an seine Kinder weitergeben möchte. Doch der Klimawandel bedroht diese Lebensweise. Die verlässlichen Wetterbedingungen, auf die Kaffeebauern seit Generationen angewiesen sind, werden immer unberechenbarer. Dies führt zu unregelmässigem Regen, steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignissen, die die Erntezyklen stören.
Zusätzlich haben wärmeres Wetter und erhöhte Feuchtigkeit zur Verbreitung von Kaffeerost geführt, einer Pilzerkrankung, die bereits vor über einem Jahrzehnt massive Schäden in Mittelamerika verursachte und Millionen von Arbeitsplätzen gefährdete. Laut Schätzungen verursachte diese Epidemie Schäden in Höhe von über 3 Milliarden US-Dollar.
Innovative Ansätze zur Bewältigung der Krise
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde das von Starbucks unterstützte Programm, welches 100 Millionen klimaresistente Kaffeepflanzen an Kaffeebauern in Guatemala, Mexiko und El Salvador verteilt, ins Leben gerufen. Diese Initiative zielt darauf ab, besonders die neue Kaffeepflanzenvarietät Marsellesa zu fördern, die besser mit den Bedingungen des Klimawandels zurechtkommt.
Die Anpassungsmassnahmen der Bauern sind vielfältig. Raina Lang, die das Kaffeeprogramm von Conservation International leitet, erläutert, dass es keinen einheitlichen Plan für den Umgang mit dem Klimawandel gibt. Die Bauern experimentieren mit neuen Strategien, von der Anpflanzung klimaresistenter Sorten bis hin zur Wiederbelebung traditioneller Methoden zur Bekämpfung von Erosion und zur Verbesserung der Bodenqualität.
Erfolgsgeschichten: Estradas Farm
José Marcelino Estrada hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine Farm klimaresilienter zu machen. Vor einigen Jahren erwarb er 10 Hektar Land, das zuvor als unfruchtbar galt. Durch die Anpflanzung von Schattenbäumen und die Anwendung nachhaltiger Anbaumethoden hat er die Bodenqualität erheblich verbessert. Das Programm von Starbucks lieferte ihm fast 34.000 Marsellesa-Bäume, was seine Kosten erheblich senkte und ihm half, seine Farm erfolgreich zu betreiben.
Heute gedeihen auf Estradas Farm gesunde Kaffeepflanzen, die nicht nur für seine Familie, sondern auch für die lokale Gemeinschaft von Bedeutung sind. Estrada sieht in seiner Farm nicht nur eine Einkommensquelle, sondern auch eine Versicherung für die Zukunft seiner Kinder.
Die Bedeutung der Kaffeeproduktion
Kaffee ist mit über 2 Milliarden Tassen, die täglich konsumiert werden, das meistgehandelte Agrarprodukt der Welt. Allein in Mittelamerika beschäftigt die Kaffeeindustrie über 1,2 Millionen Menschen. Doch mit den prognostizierten Temperatursteigerungen bis 2050 könnte sich die Fläche, die für den Kaffeeanbau geeignet ist, halbieren. Dies hat nicht nur wirtschaftliche Folgen, sondern könnte auch die Geschmäcker und Anbautechniken verändern.
Die Verbreitung von Kaffeerost wird durch diese klimatischen Veränderungen noch verstärkt. Es ist evident, dass die gezielte Anpflanzung neuer klimafreundlicher Sorten wie Marsellesa entscheidend ist, um die Produktionskapazitäten aufrechtzuerhalten und die natürlichen Ressourcen zu schützen.
Ein ganzheitlicher Ansatz in der Landwirtschaft
Die Farm La Pastoria in Guatemala ist ein Beispiel für erfolgreiche Anpassung. Hier wurden 200.000 klimaresistente Sämlinge angepflanzt, die es ermöglichten, alte, anfällige Bäume schneller zu ersetzen. Carlos Virula López, der Betriebsleiter, betont, dass es sich um mehr als nur eine Kaffeefarm handelt; es ist ein Wald, der Coffea produziert und gleichzeitig zur Erhaltung der Umwelt beiträgt.
Allerdings sind viele der grossen Kaffeefarmen durch den Klimawandel und die anhaltende Arbeitskräftemangel bedroht. Es ist ein ständiger Kampf, die Betriebe am Laufen zu halten, insbesondere wenn die Profitabilität sinkt.
Traditionen und Innovationen vereinen
In El Salvador, wo der Kaffee einst 40 Prozent der Exporte ausmachte, ist die Produktion in den letzten zwei Jahrzehnten um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Agronomen wie José Contreras betonen die Wichtigkeit von Programmen, die den Bauern beim Renovieren ihrer Farmen helfen. Die Kombination aus traditionellen Anbaumethoden und modernen Innovationen, wie den Marsellesa-Hybriden, könnte den Kaffeebauern helfen, sich besser an die klimatischen Veränderungen anzupassen.
Die Anpassung an den Klimawandel verlangt von den Bauern, dass sie Wege finden, Tradition mit modernem Wissen zu verbinden. Danilo Jiménez, ein Farmmanager in El Salvador, hat alte Anbaumethoden mit neuen Techniken kombiniert. Seine nachhaltigen Praktiken führen zu weniger Erosion und gesünderen Pflanzen.
Fazit: Ein Weg nach vorne
Die Herausforderungen, vor denen Kaffeebauern aufgrund des Klimawandels stehen, sind erheblich. Doch durch innovative Programme, die auf nachhaltigen Anbau und Anpassung ausgerichtet sind, gibt es Hoffnung. Die Geschichten von Bauern wie José Marcelino Estrada und Carlos Virula López zeigen, dass mit Engagement und kreativen Lösungen das Überleben und die Zukunft des Kaffeeanbaus gesichert werden können. Die Kombination von Tradition und Innovation könnte der Schlüssel sein, um die Kaffeeproduktion in Zeiten des Wandels aufrechtzuerhalten.