Der Sommer 2025 hat in den Meeresregionen der Nord- und Ostsee historische Temperaturwerte erreicht. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnt vor den Folgen des Klimawandels und dokumentiert eine zunehmende Häufigkeit von Extremereignissen in diesen Gewässern.

Historische Wassertemperaturen in der Nordsee
Im Sommer 2025 wurden in der Nordsee aussergewöhnlich hohe Wassertemperaturen registriert. Nach Angaben des BSH lag die mittlere Oberflächentemperatur in den Sommermonaten bei rund 15,7 Grad Celsius, was den höchsten Wert seit Beginn der systematischen Messungen im Jahr 1969 darstellt. Dr. Tim Kruschke, Leiter des Referats Marine Klimafragen am BSH, betont, dass der Sommer 2025 nun der wärmste Sommer für die Nordsee ist – auch wenn die endgültigen Zahlen noch ausstehen. Er könnte sich jedoch knapp vor den Rekordsommern 2003 und 2014 einreihen.
Die Erwärmung war vor allem in der westlichen und südwestlichen Nordsee bis hin zum Ärmelkanal deutlich ausgeprägt, wo die Temperaturen um bis zu 2 Grad über dem langjährigen Mittel lagen. Besonders auffällig war die Situation in den Monaten Juli und August, in denen die oberflächennahen Wasserschichten der Nordsee teilweise 2 bis 3 Grad wärmer waren als im Vorjahr 2024. Ursachen dieser Erwärmung sind ausgeprägte marine Hitzewellen, die in Zeiten des Klimawandels zunehmend auftreten.
Temperaturen in der Ostsee ebenfalls alarmierend
Die Ostsee verzeichnete im Sommer 2025 ebenfalls rekordverdächtige Temperaturen. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur betrug etwa 16,7 Grad Celsius. In der südwestlichen Ostsee, einschliesslich der deutschen Gewässer, lagen die Werte um bis zu 1,5 Grad über dem Mittel der Referenzperiode von 1997 bis 2021. An einigen Stellen im äussersten Norden wurden sogar Abweichungen von mehr als 2 Grad festgestellt.
Dr. Kerstin Jochumsen, Leiterin der Abteilung Meereskunde beim BSH, hebt hervor, dass die Ostsee sich langfristig schneller erwärmt als die Nordsee. Seit 1990 ist die mittlere Temperatur in der Ostsee um nahezu 2 Grad gestiegen, was einen signifikanten Trend darstellt, der durch langfristige Messreihen bestätigt wird.
Langfristige Klimawandel-Trends und Extremereignisse
Die aussergewöhnlichen Temperaturwerte in Nord- und Ostsee sind kein isoliertes Phänomen, sondern Teil langfristiger klimatischer Veränderungen. Das BSH beobachtet kontinuierlich die Meeresoberflächentemperaturen in diesen Gewässern mithilfe von Satellitendaten, stationären Sensoren und Messungen von Forschungsschiffen. Die Berechnungen für den Sommer 2025 basieren auf wöchentlichen Mittelwerten aus den Monaten Juni, Juli und August und werden mit den langjährigen Mitteln verglichen.

Die Rolle des BSH in der Klimaforschung
Die Daten, die das BSH erhebt, sind Teil des Dienstes „Klima und Wasser“ und unterstützen die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS). Ziel ist es, Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung und Wirtschaft mit wissenschaftlich fundierten Informationen zu versorgen, um angemessene Massnahmen zu ergreifen.
Fazit: Ein dringender Handlungsbedarf
Die steigenden Temperaturen in der Nord- und Ostsee sind alarmierend und ein deutliches Zeichen für die Auswirkungen des Klimawandels. Die Zunahme von marine Hitzewellen und Extremereignissen erfordert ein Umdenken in der Umwelt- und Klimapolitik. Der bevorstehende Extremwetterkongress am 24. und 25. September in Hamburg wird ein Forum bieten, um die Entwicklungen und Daten weiter zu erörtern und mögliche Handlungsoptionen aufzuzeigen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sowohl die Öffentlichkeit als auch politische Entscheidungsträger die Dringlichkeit dieser Thematik erkennen und gemeinsam Lösungen entwickeln, um die Folgen des Klimawandels abzuschwächen.