Der Walhai, bekannt als der grösste Fisch der Welt, hat lange Zeit die Fantasie von Wissenschaftlern und Meeresbiologen angeregt. Insbesondere das Bird’s Head Seascape in Indonesien beherbergt eine bedeutende Population dieser majestätischen Kreaturen, die lange Zeit ein Rätsel für die Wissenschaft waren. 2015 leiteten die Wissenschaftler von Conservation International (CI) ein bahnbrechendes Satelliten-Tagging-Programm ein, um das Verhalten und die Bewegungsmuster der Walhaie zu untersuchen. Diese innovative Methode ermöglicht es, Daten in nahezu Echtzeit über die Bewegungen der Walhaie zu erhalten und hat wichtige Einblicke in ihre Lebensweise gegeben.
Die verschiedenen Verhaltensweisen der Walhaie
In den letzten zwei Jahren haben die Forscher 27 Walhaie mit speziell entwickelten Satelliten-Tags ausgestattet. Diese Tags sind so konzipiert, dass sie an den Rückenflossen der Walhaie befestigt werden und Daten über ihre Bewegungen und Tauchverhalten übertragen. Eine der überraschendsten Erkenntnisse war, wie unterschiedlich die Walhaie in ihrem Verhalten sind. Während die Forscher von bestimmten Migrationstracks ausgingen, zeigt sich, dass jeder Walhai weitestgehend unabhängig agierte.
Beispiele aus dem Forschungsteam
Ein bemerkenswerter Fall ist der Walhai «Sharky McSharkface», der bislang die längsten Datenübertragungen eines Walhais aufweist. Er wurde vor über 25 Monaten mit einem Satelliten-Tag ausgestattet und hat sich hauptsächlich in der Cendrawasih-Bucht aufgehalten. Interessant ist, dass er dabei Tauchgänge von bis zu 1’288 Metern aufzeichnete, was für menschliche Sporttaucher unerreichbare Tiefen sind.
Ein weiterer faszinierender Walhai ist «Moby», der mit 6 Metern Länge einen der tiefsten dokumentierten Tauchgänge eines Walhais machte und 1’856 Meter erreichte. Er begab sich auf eine beeindruckende Wanderung von der Cendrawasih-Bucht zur südlichen Marianen-Grabenregion und zurück, bevor er im März 2017 die letzten Daten übermittelte.
Wally, der Küstenumgänger
Der Walhai «Wally» zeigte ein einzigartiges Verhalten, indem er die Küste von Neuguinea umschloss und längere Zeit an grossen Flussmündungen verweilte, um sich an dortigen Fischschwärmen zu laben. In seinen 15 Monaten mit einem aktiven Tag hat er 3’800 Kilometer zurückgelegt.
Kaimana und die weite Reise
Kaimana, ein 4.5 Meter langer Walhai, wurde im Dezember 2016 in der Triton-Bucht markiert. In nur acht Monaten reiste er beeindruckende 4’000 Kilometer und tauchte bis zu 1’250 Meter tief. Seine Route führte ihn entlang der Banda-See-Inseln bis hin zu Timor-Leste und der FakFak-Küste.
Kodo: Der internationale Entdecker
Kodo, ein 4 Meter langer Walhai, ist der Rekordhalter für die meisten von ihm besuchten Wassergebiete. Seit seiner Markierung im März 2016 hat er über 8’400 Kilometer zurückgelegt, wobei er unter anderem in die Gewässer von Palau, Mindanao (Philippinen) und Australien reiste.
Cheggers und sein Oberflächenverhalten
Der Walhai «Cheggers» fiel durch sein Verhalten auf, da er während seiner 2’915 Kilometer langen Reise von der Cendrawasih-Bucht über überwiegend an der Wasseroberfläche schwamm. Dies ist für Walhaie ungewöhnlich, da sie normalerweise tiefere Tauchgänge bevorzugen.
Fijubeca: Der unkonventionelle Wanderer
Der kleinste Walhai, der mit 3 Metern markiert wurde, ist «Fijubeca», der eine Strecke von über 9’000 Kilometern zurücklegte und dabei acht geschützte Meeresschutzgebiete besuchte. Diese Entdeckung zeigt, dass die Einrichtung von Meeresschutzgebieten in der Bird’s Head Seascape für den Lebensraum des Walhais von grosser Bedeutung ist.
Ein Ausblick in die Zukunft
Das Satelliten-Tagging-Programm von Conservation International hat nicht nur neue Erkenntnisse über das Verhalten von Walhaien geliefert, sondern wird auch genutzt, um das Management von Walhai-Tourismus im Bird’s Head-Gebiet zu verbessern. Die gesammelten Daten weisen auf Gebiete hin, die von wandernden Walhaien frequentiert werden und für die eventuell neue Meeresschutzgebiete eingerichtet werden sollten. Zukünftige Expeditionen sind geplant, um den Gesundheitszustand der Walhaipopulation in der Cendrawasih-Bucht zu bewerten und die aktuellen Tourismuspraktiken auf ihre Auswirkungen auf die Tiere zu überprüfen.
Die unglaublichen Daten und Erkenntnisse, die aus dieser Forschung gewonnen wurden, sind von grosser Bedeutung für die Erhaltung und das Verständnis der grössten Fische der Welt.