Frauen im Einsatz gegen Geisternetzte: Die Sirenas de Mexico und ihr Kampf für die Ozeane

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Im kalten Wasser vor der Küste von Baja California bereiten sich zehn Frauen in Tauchausrüstung auf einen wichtigen Einsatz vor. Ihre Mission: das Entfernen von «Geisternetzen» – einer der grössten Bedrohungen für die Meereswelt. Diese Frauen, die sich «Sirenas de Mexico» (Meeresnymphen) nennen, sind fest entschlossen, ihre Gemeinschaft zu stärken und die Ozeane zu schützen.

Geisternetze: Ein unsichtbarer Feind

Geisternetze, also zurückgelassene Fischernetze, -linien und -fallen, sind ein weit verbreitetes und tödliches Problem für die Ozeane der Welt. Schätzungen zufolge sind fast ein Drittel der Fischernetze, die im Meer verwendet werden, verloren gegangen oder absichtlich zurückgelassen worden. Jedes Jahr sterben mehr als 300.000 Wale und Delfine, nachdem sie in diesen Netzen gefangen wurden. Die Sirenas erkennen die Dringlichkeit dieser Bedrohung und möchten aktiv etwas dagegen unternehmen.

Ein gemeinsames Ziel: Die Ozeane schützen

Die Gruppe, bestehend aus Fischerinnen, Ehefrauen von Fischern, einer Rettungsschwimmerin, einer Meeresbiologin und einer Künstlerin, traf sich kürzlich auf der Isla Natividad zu einer einwöchigen Schulung in der Bekämpfung dieser Umweltgefahr. Geleitet von Edgardo Ochoa, einem globalen Marine- und Tauchsicherheitsoffizier von Conservation International, erlernten die Teilnehmerinnen Sicherheitstechniken für das Tauchen, Unterwassersignale und die effektive Entfernung von Geisternetzen in Tiefen von bis zu 18 Metern.

„Es war inspirierend zu sehen, wie diese Frauen aus unterschiedlichen Hintergründen zusammenkamen, um dasselbe Ziel zu verfolgen“, sagte Ochoa. „Die Woche war geprägt von Stolz und Emotionen.“ Trotz herausfordernder Bedingungen gelang es den Sirenas, mehrere verlassene Krabbenfallen und ein grosses Netz aus Seilen und Fallen aus den Gewässern zu entfernen. Dies war nur der erste Schritt in ihrem engagierten Kampf gegen die Unterwassertrümpel.

Persönliche Motivationen und Familientraditionen

Für viele der Teilnehmerinnen ist der Schutz des Meeres nicht nur ein Umweltthema, sondern auch von persönlicher Bedeutung. Carmina Salinas, eine lokale Meeresbiologin, erinnert sich an die Lehren ihres Vaters über die Liebe zum Ozean. „Der Ozean ist wie die Umarmung meines Vaters; jedes Mal, wenn ich ins Wasser eintauchen, fühle ich, dass ein Teil von ihm bei mir ist“, sagte sie. „Wir müssen das bewahren, was noch da ist, und versuchen, das, was wir verloren haben, zu retten.“

Auswirkungen von Geisternetzen auf die Umwelt

Die Auswirkungen von Geisternetzen sind verheerend. Diese verloren gegangenen Netze treiben unkontrolliert durch die Meere und führen zu einem enormen Verlust an marinem Leben sowie zur Verschmutzung der Lebensräume. Schätzungen besagen, dass Geisternetze etwa 10 Prozent des Abfalls im Ozean ausmachen. Aufgrund der illegalen oder unregulierten Fischerei sind die genauen Auswirkungen oft nicht quantifizierbar.

Die Verwendung von modernen Nylonfischernetzen, die fast unzerstörbar sind, verstärkt das Problem zusätzlich. Dies hat dramatische Auswirkungen auf Küstengemeinschaften, die durch verhedderte Schiffe, Mikroplastik, das von Fischen aufgenommen wird, und unansehnlichen Plastikmüll, der den Tourismus gefährdet, betroffen sind.

Ein Schritt in die Zukunft

Trotz der Herausforderungen, vor denen sie stehen, verspüren die Sirenas neue Zuversicht und erkennen die Möglichkeiten, die der Schutz der Ozeane bietet. „Dieses Training hat mir gezeigt, dass ich meine Fähigkeiten erweitern und einen Unterschied machen kann“, sagt Salinas. „Wir müssen unser Wissen teilen und unsere Fischereigebiete schützen, ohne das Ökosystem zu schädigen. Wenn du es träumen kannst, kannst du es erreichen.“

Nachhaltige Veränderungen durch Schulung

Ochoa hat in den letzten fünf Jahren rund 100 Taucher weltweit ausgebildet und betont, dass der Erfolg für ihn nicht an der Menge des gesammelten Abfalls gemessen wird, sondern an der Anzahl der geschulten „Geisternetz-Taucher“. Er bezeichnet dies als eine Art „Pay-it-forward“-Ansatz, bei dem jeder trainierte Taucher anderen hilft, das Problem zu bekämpfen, wo auch immer sie sich befinden.

Bereits zwei Tage nach dem Abschluss der Schulung konnte Diana Garcia, eines der Mitglieder der Sirenas, fast 900 Kilogramm (2000 Pfund) Geisternetz und Müll in den Gewässern ihrer Heimat, Bahia Kino, entfernen. Dies zeigt nicht nur die unmittelbaren positiven Auswirkungen der Schulung, sondern auch die Entschlossenheit der Sirenas, einen nachhaltigen Wandel herbeizuführen.

Fazit: Hoffnung für die Meere

Die Arbeit der Sirenas de Mexico ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Frauen sich zusammenschliessen können, um einen positiven Einfluss auf die Umwelt und ihre Gemeinschaften auszuüben. Mit ihrer Entschlossenheit und dem neu erlernten Wissen leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Ozeane. Die bevorstehenden Schulungen, die in Zukunft stattfinden werden, unterstreichen das Potenzial für weiteres Engagement und nachhaltige Veränderungen. Ihre Botschaft ist klar: Jeder Schritt in Richtung eines gesünderen Ozeans ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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