Happy Columbus Day? Geschichte, Debatte und wie man den Tag heute sinnvoll begeht
Columbus Day wird in den USA am zweiten Montag im Oktober begangen (2025: 13. Oktober). Ursprünglich als Feiertag zu Ehren von Christoph Kolumbus etabliert, hat er sich im Laufe der Zeit zu einem Tag mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen entwickelt: Für manche ist er ein Fest italienisch-amerikanischer Kultur und Einwanderergeschichte, für andere ein Anlass, auf die kolonialen Folgen der europäischen Expansion hinzuweisen. Viele Städte und Bundesstaaten begehen am selben Tag inzwischen den Indigenous Peoples’ Day.
Wie der Feiertag entstand
- 19. Jahrhundert: Italienischstämmige US-Amerikaner machten Kolumbus zu einer Symbolfigur gegen Diskriminierung und für Anerkennung in der US-Gesellschaft.
- 1937: Der Tag wurde erstmals landesweit als federal holiday anerkannt.
- Seit 1971: Verlegung auf den zweiten Montag im Oktober, um ein langes Wochenende zu schaffen.
Warum der Tag umstritten ist
Die historische Person Kolumbus ist untrennbar mit der europäischen Eroberung Amerikas und deren Folgen verbunden – darunter Gewalt, Versklavung, Zwangskonversionen und Krankheiten, die indigene Bevölkerungen verheerend trafen. Kritiker sehen im Feiertag eine Verklärung dieser Geschichte. Befürworter halten dagegen, es gehe weniger um die Person als um Migration, Entdeckergeist und die kulturellen Beiträge italienisch-amerikanischer Communities.
Columbus Day vs. Indigenous Peoples’ Day
Viele Kommunen und Bundesstaaten bezeichnen den Tag offiziell als Indigenous Peoples’ Day, um die Perspektiven, Leistungen und Widerstände indigener Nationen in den Mittelpunkt zu stellen. Häufig finden parallel Bildungsveranstaltungen, Vorträge, Kulturfeste und Gedenkfeiern statt. Dadurch hat sich der Oktober-Montag zu einem Datum entwickelt, das plural begangen wird – je nach Region, Schule, Institution oder Community mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung.
Wenn du „Happy Columbus Day“ sagen willst – respektvoll formulieren
Sprache prägt Wahrnehmung. Wer den Tag positiv adressieren möchte, kann auf inklusivere Formulierungen setzen, die beide Perspektiven anerkennen, zum Beispiel:
- „Einen guten Feiertag – mit Raum für Geschichte, Reflexion und kulturelle Vielfalt.“
- „Feiert die Beiträge von Einwanderer-Communities und lernt zugleich etwas über die Geschichten indigener Nationen.“
- „Geniesst den freien Tag und nutzt die Gelegenheit, euch differenziert mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.“
So bleibt der Gruß freundlich, ohne historische Blindstellen zu reproduzieren.
Sinnvolle Wege, den Tag heute zu begehen
- Lesen & Lernen: Greife zu gut kuratierten Sachbüchern, Museen-Guides oder Online-Ressourcen über indigene Geschichte, Kolonialismus und Migration.
- Kulturelle Veranstaltungen: Besuche Paraden italienisch-amerikanischer Vereine und Events indigener Communities – gelebte Mehrstimmigkeit.
- Bildung mit Kindern: Altersgerechte Materialien nutzen, die sowohl Entdeckungsfahrten als auch deren Auswirkungen einordnen.
- Reflexion im Unterricht/Unternehmen: Kurze Sessions zu „Wie erzählen wir Geschichte?“ oder „Wer kommt in unseren Geschichten vor – und wer nicht?“.
- Engagement: Initiativen unterstützen, die indigene Sprachen, Landrechte, Gesundheitsversorgung oder Bildung fördern.
Häufige Missverständnisse – kurz erklärt
- „Kolumbus hat Amerika entdeckt.“
Die Kontinente waren seit Jahrtausenden von vielfältigen Kulturen bewohnt; zudem erreichten nordische Seefahrer (z. B. in Vinland) Nordamerika lange vor 1492. - „Kritik an Kolumbus negiert Einwandererleistungen.“
Es geht nicht um Abwertung der Beiträge von Migrantinnen und Migranten, sondern um historische Genauigkeit und Empathie für jene, die die Folgen trugen. - „Indigenous Peoples’ Day ersetzt Kulturfeiern.“
In vielen Orten ergänzen sich die Formate – ein Tag kann mehrere Perspektiven tragen.
Ein ausgewogener Schlussgedanke
„Happy Columbus Day“ kann heute – je nach Kontext – unterschiedlich ankommen. Wer den Tag feiern möchte, kann das bewusst tun: als Anerkennung von Einwanderung, Unternehmungsgeist und kultureller Vielfalt, zugleich aber informiert über die Gewaltgeschichte der Eroberung und mit Respekt vor den Stimmen der indigenen Bevölkerung. So wird aus einem umstrittenen Feiertag eine Gelegenheit, zuzuhören, zu lernen und Brücken zu bauen.