Schweizer Kantone spalten sich über Aufnahme von Gaza-Kindern

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Die humanitäre Lage in Gaza ist alarmierend, und die Schweiz plant, 20 schwer verletzte Kinder aus diesem Krisengebiet aufzunehmen, um ihnen die notwendige medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Während einige Kantone bereit sind, diese Kinder samt ihren Angehörigen aufzunehmen, haben andere ihre Bereitschaft verweigert, was zu einer gespaltenen Haltung auf politischer Ebene führt. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Positionen der Kantone, die Notwendigkeit der Aufnahme und die Herausforderungen, die damit verbunden sind.

Kantone mit Zusage

Die Bereitschaft, verletzte Kinder aus Gaza aufzunehmen, zeigt sich in mehreren Kantonen. Basel-Stadt hat sich bereit erklärt, vier Kinder sowie ihre Begleitpersonen zu empfangen. Neuenburg plant, zwei Kinder aufzunehmen, sofern die klinische Kapazität das zulässt. Auch das Wallis und das Tessin haben bekundet, dass sie bereit sind, einige minderjährige Patienten zu unterbringen.

Kantone, die ablehnen

Auf der anderen Seite lehnen mehrere Kantone die Aufnahme ab. Zu den ablehnenden Kantonen gehören Aargau, Bern, Thurgau, Zug, Glarus, Solothurn, Uri und Schwyz. Die Gesundheitsdirektoren dieser Kantone führen verschiedene Gründe an, darunter:

  • Die angespannte Asylsituation und die Sorge vor einer Überlastung des Gesundheitssystems.
  • Unklare Finanzierungsfragen und eine zu hohe Zahl an Begleitpersonen.
  • Mangelnde Infrastruktur und das Fehlen geeigneter Krankenhäuser.

Der Gesundheitsdirektor des Aargaus, Jean-Pierre Gallati, hat besonders auf die Besorgnis hingewiesen, dass die aufgenommenen Kinder möglicherweise Verbindungen zur Hamas haben könnten.

Die humanitäre Notwendigkeit

Die Notwendigkeit, schwer verletzte Kinder aus Gaza aufzunehmen, ist unbestritten. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stehen derzeit zwischen 10’000 und 12’500 Patienten auf der Evakuationsliste, unter denen sich mehrere tausend Kinder befinden. Die Situation im Gazastreifen ist katastrophal, viele Kinder haben unter gravierenden Verletzungen wie Amputationen, schweren Verbrennungen oder Hirnverletzungen zu leiden.

Die WHO beschreibt die Pflegesituation für diese Kinder als dramatisch. Viele von ihnen benötigen langfristige medizinische Unterstützung sowie psychologische Rehabilitation. Die Schweiz hat die Möglichkeit, diesen Kindern nicht nur das Überleben zu ermöglichen, sondern ihnen auch eine Perspektive auf ein besseres Leben zu bieten.

Evakuationsprozess und Sicherheitskontrollen

Die Koordination der medizinischen Evakuation erfolgt durch die WHO in Zusammenarbeit mit den palästinensischen und israelischen Behörden. Vor der Evakuierung müssen die Namen der Patienten und deren Begleitpersonen zur Sicherheitsfreigabe an die israelischen sowie ägyptischen Behörden übermittelt werden. Kinder unter 18 Jahren dürfen den Gazastreifen nur mit einer genehmigten Begleitperson verlassen, was zusätzliche Sicherheitsüberprüfungen erforderlich macht.

Finanzierung der medizinischen Behandlung

Ein weiteres Problem stellt die Finanzierung dar. Personen, die ausschliesslich zur medizinischen Behandlung in die Schweiz einreisen, fallen nicht automatisch unter die obligatorische Krankenversicherung. Die Kosten für die Behandlung müssen daher von den aufnehmenden Kantonen oder den jeweiligen Krankenhäusern getragen werden, was einige Kantone als Grund für ihre Ablehnung angeführt haben. Neuenburg hat jedoch signalisiert, dass es im Zweifelsfall bereit ist, finanziell zu unterstützen.

Dauer des Aufenthalts und Integrationsmöglichkeiten

Die Dauer des Aufenthalts der Kinder in der Schweiz wird abhängig von der Schwere ihrer Verletzungen festgelegt. In vielen Fällen wird nicht nur eine akute Behandlung erforderlich sein, sondern auch eine längere Rehabilitation und psychologische Betreuung. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat erklärt, dass die Kinder nach ihrer Ankunft in der Schweiz ein reguläres Asylverfahren durchlaufen werden. Bei erfolgreichem Asyl oder einer vorläufigen Aufnahme profitieren sie von den Integrationsmassnahmen des Bundes und der Kantone.

Die Initiative zur Aufnahme der Kinder aus Gaza ist Teil der humanitären Tradition der Schweiz. Seit 2013 beteiligt sich das Land am Resettlement-Programm des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) und hat bereits über 5’000 schutzbedürftige Flüchtlinge aufgenommen. Mit der aktuellen Massnahme wird dieser humanitäre Ansatz fortgesetzt.

Fazit

Die Aufnahme von schwer verletzten Kindern aus Gaza ist eine wichtige humanitäre Massnahme, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Während einige Kantone bereit sind, sich an dieser wichtigen Aufgabe zu beteiligen, zeigen andere ihre Ablehnung aus verschiedenen Gründen. Der Schlüssel liegt in der Koordination, der Finanzierung und der Gewährleistung von Sicherheit für alle Beteiligten. Die Schweiz hat die Möglichkeit, nicht nur das Leben dieser Kinder zu retten, sondern ihnen auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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