Die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Lottospiel: Ein Traum oder ein Trugschluss?

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Die Aussicht auf hohe Lottogewinne fasziniert viele Menschen. Aus diesem Grund machen sich zahlreiche Spieler Gedanken, wie sie ihre Gewinnchancen erhöhen können. In letzter Zeit hat sich das Interesse an Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt, um die richtigen Zahlen für verschiedene Lotterien zu bestimmen. Doch wie effektiv ist der Einsatz von KI wirklich, und kann sie tatsächlich dazu beitragen, ein Lottoglück zu erzwingen?

Glückliche Gewinner: Ein Fall aus Michigan

Ein inspirierendes Beispiel ist die Geschichte von Tammy Carvey aus Michigan, die Anfang September 100’000 Dollar in der Powerball-Lotterie gewann. Ihr Geheimnis? Sie liess sich von ChatGPT Zahlen vorschlagen und trug diese auf ihrem Spielschein ein. Wie es der Zufall wollte, stimmten vier Zahlen und die Powerball-Zahl mit den gezogenen Zahlen überein, was zu ihrem Gewinn führte.

Mathematikstudenten und ihre KI-Methoden

Ein anderes, aufsehenerregendes Beispiel kommt von drei Mathematikstudenten der Universität Salento in Lecce, Italien. Sie haben ein KI-System entwickelt, das die gezogenen Zahlen der letzten zwei Jahre analysierte, um die am häufigsten gezogenen Zahlen zu ermitteln. Berichten zufolge konnten sie damit mehrere Lottoscheine ausfüllen und 43’000 Euro gewinnen.

Die Grenzen von KI im Glücksspiel

Doch obwohl diese Geschichten von Erfolgen erzählen, gibt es viele Experten, die die Einsatzmöglichkeiten von KI im Lotto-Bereich skeptisch sehen. Laut Fachleuten ist eine KI nicht in der Lage, die Ergebnisse zukünftiger Zufallsziehungen vorherzusagen. Dr. Gian Marco Paldino, ein Doktorand der Machine Learning Group an der Freien Universität Brüssel, betont, dass die Analyse historischer Daten im Widerspruch zu den mathematischen Prinzipien der Wahrscheinlichkeitstheorie steht.

Pures Glück oder Systematisierung?

Der Gewinn von Tammy Carvey kann demnach eher als pures Glück angesehen werden, während die Studenten zwar ein System zur Datenanalyse nutzten, dennoch auch auf Glück angewiesen waren. Paldino erklärt in einem LinkedIn-Post, dass kein noch so ausgeklügeltes KI-System in der Lage ist, die Ergebnisse von Zufallsziehungen wie Lotto, Münzwurf oder Würfelwurf vorherzusagen.

Die Wissenschaft hinter dem Glücksspiel

Frédéric Giroire, ein Mathematiker am französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS), relativiert ebenfalls den Erfolg der Studenten. Er erläutert, dass Lotto per Definition ein Glücksspiel ist und jede Ziehung unabhängig von den vorhergehenden ist. Das Experiment der Studenten beweist nicht, dass ihre KI die Gewinnzahlen vorhersagen kann, sondern ist vielmehr ein Resultat von Glück.

Potenzielle Anwendungsgebiete für KI

Giroire räumt jedoch ein, dass es in bestimmten Fällen denkbar ist, dass gewisse Zahlen öfter gezogen werden als andere – etwa aufgrund von Unregelmässigkeiten bei den Ziehungen. Hier könnte eine KI potenziell nützlich sein, um Verzerrungen aufzudecken. Trotz dieser Überlegungen haben die Studenten ihr Modell bisher nicht veröffentlicht, was eine unabhängige Überprüfung erschwert.

Die Sichtweise von Swisslos

Die Schweizer Lotteriegesellschaft Swisslos hat trotz des zunehmenden Interesses an KI im Glücksspielbereich keine Berichte erhalten, dass Spieler KI nutzen, um ihre Gewinnchancen zu verbessern. Laut Swisslos bringt der Einsatz von KI rein gar nichts. Auch die wahrscheinlichen Zahlen, die von den italienischen Studenten als oft gezogen identifiziert wurden, erhöhen die Gewinnchancen nicht.

Die Medienstelle von Swisslos erklärt, dass jede Zahl bei einer Ziehung die gleiche Chance hat, gezogen zu werden, unabhängig von ihrem bisherigen Auftreten. Der Blick auf die Statistik zeigt, dass beispielsweise die Zahl 36 bis heute am häufigsten gezogen wurde, während die Zahl 41 die wenigsten Ziehungen verzeichnet hat.

Sicherheit und Qualität der Ziehungen

Um sicherzustellen, dass die Ziehungen fair und regulär sind, werden die Kugeln und Ziehungsmaschinen regelmässig kontrolliert. In der Regel müssen diese bestimmten Standards in Bezug auf Gewicht, Kalibrierung und Materialqualität genügen. Laut Swisslos gibt es weltweit nur wenige zertifizierte Anbieter von professionellen Ziehungsmaschinen und Kugeln, die zudem regelmässig gewartet und überprüft werden.

Fazit: KI im Lotto – Ein Wunschtraum?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, die richtigen Lottzahlen vorherzusagen, trotz der aktuellen Begeisterung für Künstliche Intelligenz, gering ist. Auch wenn einige Spieler Erfolge verbuchen können, basieren diese meist auf Glück und nicht auf einer verlässlichen Methodik. Lotterien bleiben ein Glücksspiel, und die Nutzung von KI scheint keinen signifikanten Einfluss auf die Gewinnchancen zu haben. Am Ende ist es wichtig, verantwortungsvoll zu spielen und die Risiken sowie die Unberechenbarkeit des Glücksspiels zu akzeptieren.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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