Das Darknet, bekannt für den Handel mit illegalen Gütern und Dienstleistungen, ist ein Ort, an dem auch gestohlene Kreditkarten und andere Zahlungsinformationen gehandelt werden. Ein aktueller Bericht des VPN-Anbieters NordVPN offenbart, dass Schweizer Kreditkarten im Darknet für einen Preis von etwa 9,50 Franken verkauft werden. Diese Summe macht sie zu den teuersten Kreditkarten in Europa. In diesem Artikel beleuchten wir die Hintergründe, die Mechanismen und die Auswirkungen des Handels mit gestohlenen Kreditkarten.
Der Markt für gestohlene Kreditkarten im Darknet
Im Darknet finden sich nicht nur Drogen, Waffen und Kunstwerke, sondern auch eine Vielzahl von gestohlenen Kreditkarteninformationen. Die Angebote umfassen häufig nicht nur die Kartennummern, sondern auch persönliche Daten wie Namen, Adressen und E-Mail-Adressen. Diese Informationen ermöglichen es Kriminellen, Verifizierungsverfahren zu umgehen und sich als die tatsächlichen Kartenbesitzer auszugeben. Mit diesen Daten können sie online einkaufen oder Bargeld abheben, was zu erheblichen finanziellen Verlusten für die rechtmässigen Karteninhaber führt.
Preise im Vergleich zu anderen europäischen Ländern
Die Preisanalyse zeigt, dass die Kosten für gestohlene Kartendaten aus der Schweiz im Schnitt 11,96 US-Dollar (rund 9,50 Franken) betragen. Damit stehen sie im Vergleich zu anderen europäischen Ländern recht hoch da. Zum Beispiel kosten Kreditkarteninformationen aus Spanien durchschnittlich 11,68 Dollar, während die Preise für Frankreich und Deutschland bei 11,07 Dollar beziehungsweise 11,06 Dollar liegen. Der europaweite Durchschnitt für die meisten Kreditkarten beträgt jedoch nur rund acht Dollar, was die Schweizer Karten zu einer lukrativen targeting Option für Kriminelle macht.
Unterschiedliche Preise je nach Herkunft der Kreditkarten
Die Preise, die für gestohlene Kreditkarten im Darknet verlangt werden, sind stark variabel und hängen von verschiedenen Faktoren ab. Karten aus Japan sind mit etwa 23 Dollar die teuersten, während Informationen aus Kasachstan, Guam und Mosambik jeweils rund 16 Dollar kosten. Laut dem Cybersicherheits-Experten Adrianus Warmenhoven sind etwa 87 Prozent der analysierten Karten noch über zwölf Monate gültig, was deren Weiterverkauf für Kriminelle besonders attraktiv macht.
Die Dynamik des Marktes im Darknet
Die Preise für Kreditkarteninformationen im Darknet werden im Wesentlichen durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Kriminelle sind bereit, höhere Preise zu zahlen für Daten aus Ländern, in denen das Angebot gering und die Möglichkeiten zur Betrugsbekämpfung effektiv sind. Weitere Faktoren, die den Preis beeinflussen, sind die Stärke der Strafverfolgungsbehörden und die politische Stabilität eines Landes. Je stabiler ein Land und je stärker die Strafverfolgung, desto höher der Preis, den Kriminelle bereit sind zu zahlen.
Der Prozess des Cardings
Während Kriminelle durch den Diebstahl und Verkauf von Kreditkartendaten Gewinne erzielen, erfolgt das grosse Geld erst nach dem eigentlichen Verkauf, in einem Prozess, der als Cash-out oder Carding bekannt ist. Carding funktioniert wie eine industrielle Lieferkette, bei der verschiedene Akteure spezifische Aufgaben übernehmen.
- Harvester: Sie sind dafür verantwortlich, die Daten zu beschaffen oder zu stehlen.
- Validatoren: Diese lassen Bots Tausende von Karten pro Stunde überprüfen, um deren Gültigkeit zu bestätigen.
- Cash-outers: Sie wandeln die geprüften Karten in Gutscheincodes, Waren, Kryptowährungen oder Bargeld um.
Diese Struktur zeigt, dass der Handel mit gestohlenen Kreditkarten nicht nur lukrativ, sondern auch hochgradig organisiert ist.
Fazit
Die Problematik der gestohlenen Kreditkarten im Darknet ist ein ernstzunehmendes Problem, das nicht nur für die betroffenen Karteninhaber massive finanzielle Schäden verursachen kann, sondern auch die Integrität des gesamten Zahlungssystems gefährdet. Die hohen Preise für Schweizer Kreditkarten im Vergleich zu anderen europäischen Ländern verdeutlichen die Attraktivität der Schweiz für Kriminelle, die auf der Suche nach profitablen Gelegenheiten sind. Es ist wichtig, dass sowohl Verbraucher als auch Unternehmen sich der Risiken bewusst sind und geeignete Massnahmen ergreifen, um sich gegen Kreditkartenbetrug zu schützen. Die Stärkung der Cybersicherheitsmassnahmen und die Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbehörden sind entscheidend, um dem organisierten Betrug im Darknet entgegenzuwirken.

