Drogen: Studie zu Cannabis: Steigender Konsumtrend

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Quelle: Pixabay (Pixabay License) · © 7raysmarketing · Cannabis

Cannabis in Deutschland: Neue Studie zeigt klaren Konsumtrend – trotz Teillegalisierung kein Boom

Im April 2024 trat in Deutschland die Teillegalisierung von Cannabis in Kraft. Ein Jahr später liegen erstmals umfassende Daten zum Konsumverhalten der Bevölkerung vor. Der Epidemiologische Suchtsurvey (ESA) 2024, veröffentlicht im Deutschen Ärzteblatt International, zeigt: Der Trend zu leicht steigenden Konsumzahlen setzt sich fort – ein explosionsartiger Anstieg bleibt jedoch aus.


Leichter Anstieg – aber keine direkte Folge der Legalisierung

Laut ESA-Studie konsumierten 9,8 % der Erwachsenen im Jahr 2024 innerhalb der letzten zwölf Monate Cannabis. Das ist ein stetiger Anstieg über die vergangenen Jahre hinweg:

  • 2012: 4,5 %

  • 2021: 8,8 %

  • 2024: 9,8 %

Die Teillegalisierung im April 2024 lag mitten im Erhebungszeitraum (August–Dezember). Deshalb betonen die Studienautor*innen:

„Es ist noch zu früh, klare Effekte der Gesetzesänderung zu erkennen.“

Auch Benedikt Fischer, Drogenforscher an der Simon Fraser University (Kanada), warnt davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Die Daten zeigen lediglich eine minimale, statistisch nicht signifikante Zunahme, die nicht eindeutig auf den Gesetzeswechsel zurückgeführt werden kann.


Was die Teillegalisierung seit April 2024 erlaubt

Die Ampelregierung hat Cannabis seit dem 1. April 2024 unter strengen Vorgaben legalisiert. Erlaubt ist:

  • Besitz: bis zu 25 g im öffentlichen Raum

  • Aufbewahrung zu Hause: bis zu 50 g

  • Eigenanbau: bis zu 3 Pflanzen

  • Konsum: nur fernab von Schulen, Kitas, Sportstätten; nicht vor Minderjährigen

  • Cannabis-Clubs: nicht-kommerziell, bis zu 500 Mitglieder

Verkauf in Geschäften bleibt weiterhin verboten – ein Unterschied zu Ländern wie Kanada, Uruguay oder Teilen der USA.


Wie konsumieren die Menschen Cannabis heute? – Die wichtigsten Trends

1. Joints dominieren deutlich

Mit 88,6 % ist der Joint weiterhin die mit Abstand verbreitetste Konsumform. Neue Konsummethoden wie Vaporizer, Edibles oder Öle spielen bisher nur eine Nebenrolle.

2. Starker Mischkonsum mit Tabak

Rund 68 % der Konsument*innen rauchen Cannabis in Kombination mit Tabak – eine besonders gesundheitsschädliche Mischung.
Im internationalen Vergleich ist diese Rate ungewöhnlich hoch; in Kanada oder den USA wird Cannabis überwiegend pur konsumiert.

3. Cannabis-Clubs werden überraschend schnell angenommen

25,7 % der Konsumierenden geben an, Mitglied eines Cannabis-Clubs zu sein – trotz komplizierter Gründungsvorschriften und regionaler Unterschiede.

4. Heim-Anbau gewinnt an Bedeutung

Mehr als jede fünfte konsumierende Person (22 %) baut Cannabis selbst an. Die Gründe reichen von Kostenersparnis bis zu Misstrauen gegenüber Schwarzmarktqualität.

5. Konsum ist überwiegend männlich

65,6 % der Konsumierenden sind Männer.
Der Gender-Gap ist damit deutlich größer als beim Alkohol- oder Nikotinkonsum.

6. Hauptmotive: Rausch & Stressabbau

Die zwei wichtigsten Gründe:

  • „High werden / Spass“ – 66,8 %

  • „Stress abbauen / Entspannung“ – 61,3 %

Medizinische Gründe oder Selbstmedikation liegen im Mittelfeld.


Gesellschaftliche und politische Einordnung

Kein „Cannabis-Boom“ nach Legalisierung

Die Zahlen widerlegen Befürchtungen, dass die Cannabis-Liberalisierung zu einem sprunghaften Konsumanstieg führt.
Vergleichbare Entwicklungen zeigen sich in:

  • Kanada (Legalisierung 2018): leichte, langsame Steigerung

  • USA (verschiedene Bundesstaaten): moderater Anstieg, dann Stabilisierung

  • Uruguay (Legalisierung 2013): langfristig konstante Konsumraten

Deutschland scheint diesem Muster zu folgen.

Kritikpunkte der Drogenexpert*innen

  • Hoher Tabak-Mischkonsum → steigendes Gesundheitsrisiko

  • Fehlender Fachhandel → Qualitätskontrolle kaum möglich

  • Bürokratische Hürden für Cannabis-Clubs

  • Lücken bei der Prävention, vor allem für Jugendliche


Wie geht es weiter? – Ausblick

Die Studienautor*innen betonen, dass erst langfristige Daten zeigen werden, wie stark die Legalisierung das Konsumverhalten tatsächlich beeinflusst.

Entscheidend wird sein:

  • Wie viele Bundesländer funktionsfähige Cannabis-Clubs zulassen

  • Ob die Bundesregierung künftig einen regulierten Fachhandel öffnet

  • Ob Präventionsprogramme gegen Jugendkonsum ausgebaut werden

  • Wie sich der Schwarzmarkt entwickelt

Eine klare Tendenz zeichnet sich jedoch bereits ab:
Der Konsum steigt, aber moderat – und nicht schneller als in den Vorjahren.


Fazit

Die Cannabis-Teillegalisierung hat bisher keine deutlichen Veränderungen im Konsumverhalten ausgelöst. Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich leicht fort: mehr Konsumierende, mehr Selbstanbau, mehr Club-Mitgliedschaften.

Doch ein „Cannabis-Boom“ blieb aus – und laut Expert*innen ist es noch zu früh, die Folgen der Legalisierung abschliessend zu bewerten.

Redaktion
Redaktion
Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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