Von der Redaktion nachhaltiger24.ch | 16. November 2025
Die Adventszeit naht, und mit ihr die verlockenden Düfte von Glühwein und gebrannten Mandeln. Doch für viele Menschen überschatten Sicherheitsbedenken die festliche Stimmung auf Weihnachtsmärkten. Eine aktuelle Umfrage in Deutschland zeigt: Rund zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) machen sich Sorgen vor möglichen Anschlägen. Besonders die traumatischen Ereignisse in Berlin 2016 und Magdeburg 2024, bei denen Lastwagen bzw. ein Auto in Menschenmengen rasten und zahlreiche Todesopfer forderten, haben tiefe Spuren hinterlassen. Dennoch planen 59 Prozent der Deutschen, trotz der Ängste einen Markt zu besuchen. Für die Schweiz, wo Weihnachtsmärkte als nachhaltige, lokale Traditionen gelten, stellt sich die Frage: Gibt es ähnliche Bedenken? Und wie schützt sich das Land vor vergleichbaren Risiken?
Die deutsche Umfrage im Detail: Angst vor Terror und hohe Preise als Bremsen
Die repräsentative Erhebung des Instituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) befragte 1.000 Personen. 22 Prozent äussern „sehr starke“ Sorgen, 40 Prozent „etwas“. Nur 35 Prozent fühlen sich unbesorgt. Die Sicherheitsmaßnahmen werden von 41 Prozent als ausreichend eingestuft, 37 Prozent halten sie für unzureichend.
Hintergrund sind die Anschläge: In Berlin starben 2016 13 Menschen, in Magdeburg 2024 sechs – darunter ein Kind – und über 300 wurden verletzt. Seitdem rüsten deutsche Städte auf: Betonbarrieren, Videoüberwachung, Taschenkontrollen und ein bundesweites Messerverbot sind Standard. In Potsdam allein fliessen über 250.000 Euro in Terrorschutz. Die Gewerkschaft der Polizei spricht von einer „angespannten Lage“ und fordert mehr Beamte. Dennoch: Die grössten Hürden für Besucher sind nicht nur Sicherheit (32 Prozent), sondern vor allem hohe Preise (53 Prozent) und Menschenmassen (50 Prozent).
Diese Entwicklung wirft auch nachhaltige Fragen auf: Steigende Sicherheitskosten bedrohen kleinere Märkte, die als Plattform für lokale Produzenten und faire Wirtschaft dienen. Viele Veranstalter ringen mit Budgets, was zu Absagen führt – ein Verlust für umweltfreundliche, regionale Traditionen.
Schweiz: Hohe Bedrohungslage, aber Lücken im Schutz
In der Schweiz gibt es bisher keine vergleichbare nationale Umfrage zu Sicherheitsängsten vor Weihnachtsmärkten. Lokale Erhebungen, wie die von Tele M1 in der Region Aargau, deuten jedoch darauf hin, dass Standbetreiber sich durch verstärkte Massnahmen sicher fühlen. Dennoch warnen Experten vor unzureichendem Schutz: Nach dem Magdeburg-Anschlag schätzt Sicherheitsfachmann Sandro Wetter von der Wetter-Gruppe, dass viele Märkte Lücken aufweisen. Sperren seien oft falsch platziert, was Fahrzeuge durchlassen könnte, und einfache Betonelemente könnten sogar gefährliche Schrapnelle erzeugen. „Man will sich schützen, aber nicht gleich eine Betonwand aufstellen“, erklärt er den Konflikt zwischen Sicherheit und offener Atmosphäre.
Im Vergleich zu Deutschland, wo generelle Einlasskontrollen und massive Barrieren üblich sind, setzt die Schweiz auf subtilere Ansätze: Poller, Betonklötze, erhöhte Polizeipräsenz und gezielte Kontrollen. Die Staatsanwaltschaft Zürich und Veranstalter passen Konzepte laufend an, ohne Details preiszugeben. Terror-Experte Johannes Saal betont: Die Bedrohung durch dschihadistische Extremisten bleibt hoch, beeinflusst durch globale Konflikte wie im Nahen Osten. In Bern bestätigt Sicherheitsdirektor Reto Nause ein „ernstzunehmendes Gefahrenpotenzial“, inklusive Risiken durch Fahrzeuge oder Messer.
Die Kosten für diese Massnahmen belasten Veranstalter enorm – vor allem kleinere Märkte in ländlichen Gebieten drohen den Ausfall. SRF berichtet, dass Sicherheitsanforderungen nach Magdeburg verschärft wurden, was zu weniger Events führt. Hier zeigt sich ein nachhaltiger Aspekt: Weniger Märkte bedeuten weniger CO2 durch Transporte, aber auch Verlust von Gemeinschaft und lokaler Wirtschaft – ein Dilemma für umweltbewusste Veranstalter.
Fazit: Gemeinsame Herausforderungen, unterschiedliche Wege
Während in Deutschland klare Zahlen die Ängste greifbar machen (62 Prozent besorgt), fehlen in der Schweiz nationale Daten – was entweder auf geringeres Bewusstsein oder besseres Vertrauen in Behörden hindeuten könnte. Beide Länder teilen die hohe Terrorgefahr und den Druck durch Kosten, doch die Schweiz priorisiert Offenheit stärker, was Experten als Risiko sehen. Für nachhaltige Weihnachtsmärkte gilt: Intelligente, kostengünstige Schutzmassnahmen – wie modulare Barrieren aus recycelten Materialien – könnten Traditionen erhalten und Sicherheit gewährleisten. Besucher sollten sich informieren und lokale Märkte unterstützen, um die Adventsmagie lebendig zu halten.
Quellen: Basierend auf Umfragen und Berichten aus Deutschland und der Schweiz. Für Termine 2025: Über 150 Märkte in der Schweiz, darunter Highlights in Zürich, Bern und Basel.

