Arktiseis trotz Rekordsommer weniger stark geschmolzen.

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Der Sommer 2023 war ein Rekordsommer in Bezug auf globale Temperaturen, jedoch hat das arktische Meereis in diesem Jahr weniger stark geschmolzen als in vergleichbaren heissen Sommern. Verschiedene Faktoren und komplexe Wetterbedingungen führten dazu, dass die Eisausdehnung relativ stabil blieb, obwohl man ein weiteres Rekordminimum erwartet hatte.

Eine entscheidende Rolle spielten ungewöhnlich stabile Tiefdrucksysteme über der Arktis. Diese Tiefdruckgebiete führten dazu, dass kalte polare Luftmassen erhalten blieben und somit eine kühlende Wirkung auf die Eisschicht hatten. Gleichzeitig wurde das Eis durch eine veränderte Driftbewegung weniger stark in wärmeres Wasser getrieben, wodurch die Schmelzrate sank. Die Kombination dieser Faktoren führte dazu, dass weniger Eis abtrieb und auf höhere Temperaturen traf, was die Schmelzprozesse verlangsamte und den Erhalt einer grösseren Eismasse ermöglichte (ZDF; Helmholtz-Zentrum).

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor war die ungewöhnlich dicke Schneeschicht auf dem Eis. Die dicke Schneeschicht, die in diesem Sommer beobachtet wurde, verhinderte eine stärkere Erwärmung und fungierte als eine Art Isolationsschicht, die das Eis vor direkter Sonneneinstrahlung schützte. Allerdings hatte diese Schutzschicht auch negative ökologische Auswirkungen: Unter der Eisschicht wurde ein deutlicher Rückgang des üblichen „Lebens“ festgestellt. Normalerweise gibt es an der Unterseite des arktischen Eises reichlich Eisalgen, die Nahrung für verschiedene Organismen bieten. In diesem Jahr fehlten diese Algen fast vollständig, was auch zu weniger „Meeres-Schnee“ führte – einem Abfallprodukt, das normalerweise in die Tiefsee sinkt und dort das Nahrungsnetz unterstützt (Alfred-Wegener-Institut).

Die weniger ausgeprägte Eisschmelze im Sommer 2023 zeigt jedoch nicht, dass der Klimawandel gestoppt oder verlangsamt wurde. Die langfristigen Trends weisen weiterhin darauf hin, dass die Arktis im Sommer zunehmend eisfrei wird. Tatsächlich wird das Meereis in der Arktis nach wie vor um etwa 12–13 Prozent pro Jahrzehnt reduziert. Die ungewöhnlichen Bedingungen dieses Sommers verdeutlichen, wie komplex und dynamisch die arktischen Klimaverhältnisse sind und wie stark sie von temporären Wetterphänomenen beeinflusst werden können. Wissenschaftler weisen zudem darauf hin, dass in Zukunft noch extremere Hitzeperioden erwartet werden, die das arktische Eis weiter gefährden könnten.

Die Beobachtungen verdeutlichen die Bedeutung langfristiger und detaillierter Studien, um die Konsequenzen dieser Prozesse für das Ökosystem in der Arktis und darüber hinaus zu verstehen. Sie zeigen auch, dass es wichtig ist, trotz Fortschritten in der Satellitentechnologie Expeditionen vor Ort durchzuführen, um das gesamte Ökosystem im Detail zu untersuchen.

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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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