Das Comeback von Vine: Divine als nostalgische und KI-freie Plattform

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Vine, die einstige Pionier-App für kurze, loopende Videos, feiert ein unerwartetes Comeback. Fast ein Jahrzehnt nach ihrer Einstellung im Jahr 2017 kehrt die Plattform in Form der neuen App Divine zurück. Finanziert durch Jack Dorsey, den Mitbegründer von Twitter (heute X), zielt Divine darauf ab, eine Gegenbewegung zu den algorithmusgesteuerten und KI-dominierten Sozialen Medien von heute zu schaffen. Mit über 100’000 restaurierten Videos aus dem alten Vine-Archiv verspricht die App Authentizität und Nutzerkontrolle. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, die Motivationen und die potenziellen Auswirkungen dieses Revivals.

Die Geschichte von Vine: Von der Innovation zum Aus

Vine wurde 2012 von Twitter übernommen und entwickelte sich schnell zu einer Kultplattform. Die App ermöglichte es Nutzern, sechssekündige Videos hochzuladen, die in einer Endlosschleife abgespielt wurden. Diese Beschränkung auf Kürze förderte Kreativität und Humor, und Vine wurde zum Geburtsort unzähliger Memes und Internet-Stars. Bekannte Creator wie Zach King oder Logan Paul starteten ihre Karrieren hier. Doch mit dem Aufstieg von Konkurrenz wie Snapchat und vor allem TikTok verlor Vine an Relevanz. Im Januar 2017 stellte Twitter die App ein, was zu einem Aufschrei in der Community führte. Viele Videos gingen verloren, bis auf Archive, die Fans selbst pflegten.

Laut aktuellen Berichten aus Quellen wie TechCrunch und Engadget wurde Vine als Vorläufer von TikTok gesehen, doch es mangelte an Innovationen. Jack Dorsey, der damals als CEO von Twitter zurückkehrte, entschied sich für die Schliessung, da die Plattform directionless geworden war, wie er in einem Post auf X (ehemals Twitter) erklärte. Dorsey bedauerte später, dass Vine nicht weiterentwickelt wurde, und sah in TikToks Erfolg einen Grund für den Niedergang.

Die Einstellung von Vine markierte einen Wendepunkt in der Entwicklung Sozialer Medien. Während Vine auf einfache, chronologische Feeds setzte, dominierten bald Algorithmen, die Inhalte basierend auf Nutzerdaten kuratieren. Dies führte zu personalisierten, aber oft manipulierenden Erlebnissen, die Sucht und Desinformation fördern können.

Das Projekt Divine: Finanzierung und Vision

Divine ist das Ergebnis einer Initiative, die von Jack Dorseys Non-Profit-Organisation «and Other Stuff» finanziert wird. Dorsey, der Twitter 2006 mitgründete und später Bluesky initiierte, setzt sich für dezentralisierte und nutzerzentrierte Technologien ein. In Posts auf X hat er wiederholt die Probleme proprietärer Algorithmen kritisiert und plädiert für Transparenz und Wahlmöglichkeiten. So schrieb er 2019, dass der Wert Sozialer Medien sich von Content-Hosting zu Empfehlungsalgorithmen verlagere, und forderte Alternativen.

An der Spitze des Projekts steht Evan Henshaw-Plath, ein früherer Twitter-Mitarbeiter, der auch als Rabble bekannt ist. Henshaw-Plath, der an der Gründung von Odeo (dem Vorläufer von Twitter) beteiligt war, erzählte in einem Interview mit TechCrunch, dass die Idee nostalgisch motiviert sei. «Können wir etwas schaffen, das uns zurückversetzt, in dem wir alte Dinge wiedersehen, aber auch eine Ära der Sozialen Medien erleben, in der man Kontrolle über Algorithmen hatte oder einfach wählen konnte, wem man folgt?», fragte er. Divine soll genau das bieten: Eine Plattform ohne generative KI-Inhalte, ohne Werbung und ohne manipulative Algorithmen.

Basierend auf Berichten von Newsweek und Business Insider plant Divine, open-source zu sein, was Innovationen fördert und Transparenz gewährleistet. Nutzer können Profile erstellen, Videos hochladen und folgen, ohne dass ein Algorithmus den Feed diktiert. Stattdessen basiert alles auf chronologischen Feeds und echten Interaktionen. Dies steht im Kontrast zu Plattformen wie TikTok oder Instagram, die KI nutzen, um Inhalte zu personalisieren und Engagement zu maximieren.

Die Wiederherstellung des Archivs: Über 100’000 Videos

Ein zentraler Aspekt von Divine ist die Restaurierung alter Vine-Videos. Aus einem Backup vor der Schliessung von Vine wurden über 100’000 Clips von etwa 60’000 Creatorn wiederhergestellt, wie Henshaw-Plath gegenüber TechCrunch angab. Ursprünglich hatte Vine Millionen von Nutzern und Creatorn, doch das restaurierte Archiv umfasst eine signifikante Auswahl. Diese Videos sind nun in der App zugänglich, was Fans ermöglicht, ikonische Momente wie den «What are those?»-Clip oder kreative Stop-Motion-Arbeiten erneut zu erleben.

Ehemalige Vine-Creator haben Optionen: Sie können eine Takedown-Anfrage stellen, um ihre Inhalte zu entfernen, oder durch Verifizierung alter Social-Media-Accounts Zugriff auf ihre Profile erhalten. Dies respektiert Urheberrechte und gibt Creatorn Kontrolle. Berichte von AfroTech und Fortune bestätigen, dass das Archiv aus einer älteren Sicherung stammt, die vor der endgültigen Löschung erstellt wurde.

Die App ist seit dem 13. November 2025 verfügbar, wie Posts auf Reddit und Artikel in Winfuture.de berichten. Sie zielt darauf ab, authentische, menschengemachte Inhalte zu fördern, ohne den «KI-Müll», den Henshaw-Plath kritisiert. In einer Zeit, in der generative KI wie ChatGPT oder DALL-E Inhalte überschwemmt, positioniert sich Divine als Bollwerk für Echtheit.

Kritik an Modernen Plattformen und Elon Musks Plänen

Divine entsteht in einem Kontext zunehmender Kritik an KI in Sozialen Medien. Elon Musk, der X übernahm, kündigte im Juli 2025 an, Vine zurückzubringen – aber in KI-Form. Diese Idee stiess auf Widerstand, da Nutzer Authentizität fordern. Dorsey kontrastiert dies in seinen Aussagen: Er sieht eine Nachfrage nach nicht-KI-basierten Erfahrungen. «Unternehmen verwechseln Engagement mit Wunsch», sagte er. Stattdessen plädiert er für eine Rückkehr zur Web-2.0-Ära, mit Blogs, Podcasts und echten Gemeinschaften, ohne Algorithmen zu überlisten.

Posts auf X von Dorsey unterstreichen dies: Er diskutiert Algo-Transparenz und -Wahl als Lösung gegen Manipulation. In einem Post aus 2022 warnte er vor Algorithmen, die Ergebnisse manipulieren, und forderte Alternativen. Divine verkörpert diese Vision, indem es Nutzern ermöglicht, ihren Feed selbst zu gestalten, ohne proprietäre Algorithmen.

Experten wie Stephen Wolfram, den Dorsey zitiert, schlagen marktorientierte Ansätze vor, bei denen Nutzer Algorithmen wählen können. Divine geht weiter, indem es Algorithmen ganz vermeidet, und setzt auf Einfachheit. Dies könnte kleinere Teams ermächtigen und neue Creator-Demografien anziehen, wie Dorsey in einem Post andeutet.

Potenzielle Herausforderungen und Auswirkungen

Trotz der Begeisterung gibt es Herausforderungen. Ohne Algorithmen könnte Divine Schwierigkeiten haben, Inhalte zu entdecken, was zu geringerem Engagement führt. Skeptiker, wie in einer Umfrage im Quellartikel angedeutet, bezweifeln, ob ein solches Modell in der heutigen Welt funktioniert. Zudem muss die Plattform Moderation ohne KI meistern, um Missbrauch zu verhindern.

Auf der positiven Seite könnte Divine eine Nische für Nutzer bedienen, die von Überpersonalisierung müde sind. Berichte von PC-Welt heben hervor, dass die App werbefrei ist und auf echten Nutzerinhalten basiert. In einer Zeit steigender Bedenken zu Datenschutz und KI-Ethik könnte Divine Vorreiter für eine neue Welle dezentralisierter Medien werden.

Die Finanzierung durch Dorseys Organisation deutet auf langfristige Unterstützung hin, ohne profitorientierte Zwänge. Mit dem Fokus auf Open-Source könnte Divine Innovationen anregen, wie Dorsey in Posts über schnellere Entwicklungen und faire Bezahlmodelle für Creator erwähnt.

Fazit: Ein Schritt zurück in die Zukunft?

Das Revival von Vine durch Divine ist mehr als Nostalgie – es ist ein Statement gegen die Dominanz von KI und Algorithmen in Sozialen Medien. Jack Dorsey und sein Team setzen auf Authentizität, Nutzerkontrolle und Einfachheit, um eine Alternative zu bieten. Ob Divine den Mainstream erobert, bleibt abzuwarten, doch es adressiert reale Bedürfnisse in einer digitalen Welt, die zunehmend von Maschinen gesteuert wird. Für Fans alter Vine-Videos und Kritiker moderner Plattformen könnte Divine ein willkommener Zufluchtsort sein. Mit über 100’000 restaurierten Clips und der Möglichkeit, neue Inhalte zu schaffen, öffnet sich ein Fenster in eine vergangene Ära, die vielleicht die Zukunft inspirieren kann.

Basierend auf aktuellen Informationen aus Quellen wie TechCrunch, Engadget und Posts auf X, steht Divine am Anfang einer spannenden Reise. Es wird interessant zu beobachten, ob diese KI-freie Oase in der Social-Media-Wüste Wurzeln schlägt.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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