Im Jahr 1962 gelang dem Franzosen José Meiffret ein bemerkenswerter Rekord: Er fuhr auf einem Fahrrad unglaubliche 204,77 km/h auf einer Autobahn bei Freiburg. Dies war nicht nur eine sportliche Leistung, sondern auch ein Beweis für die Innovationskraft im Bereich des Radsports und der Technik.

Der Rekordversuch: Ein Wettlauf gegen die Schwerkraft
Am 19. Juli 1962 trat Meiffret an, um einen Rekord zu brechen, von dem viele glaubten, dass er unerreichbar sei. Mit der Unterstützung eines Mercedes 300 SL, einem der schnellsten Sportwagen seiner Zeit, schaffte er das Unmögliche. Im Windschatten des Fahrzeugs konnte Meiffret die aerodynamischen Vorteile nutzen, um diese beeindruckende Geschwindigkeit zu erreichen.
Die technische Herausforderung
Um solch eine Geschwindigkeit zu erreichen, war eine spezielle Anpassung des Fahrrads notwendig. Meiffret baute sein Rad mit einem Kettenblatt aus, das 130 Zähne zählte. Das Übersetzungsverhältnis war so extrem, dass er nur mit der Hilfe eines Motorrads in der Lage war, das Rad in Bewegung zu setzen. Der Mercedes 300 SL, ausgestattet mit 215 PS, diente nicht nur als Tempomacher, sondern auch als Sicherheitsmassnahme. Das Fahrzeug war mit einem Windabweiser und einer Walze ausgestattet, die es Meiffret ermöglichten, eine stabile Spur zu halten.
Die Kommunikationsstrategie
Um die Kommunikation zwischen Meiffret und dem Fahrer des Mercedes, Adolf Zimber, zu gewährleisten, war ein Sprechrohr eingerichtet. Diese Kommunikation war von entscheidender Bedeutung, da jeder Fehler bei solch hohen Geschwindigkeiten fatale Folgen haben konnte.
Der Weg zum Rekord: Meiffrets Lebensgeschichte
José Meiffret wurde 1913 in Südfrankreich geboren. Seine Leidenschaft für Geschwindigkeitsrekorde begann, als er auf Anraten von Henri Desgrange, dem Gründer der Tour de France, zum Stehersport wechselte. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte er sich auf Rekordversuche, die ihm halfen, seine Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Ab 1951 begann er, Autos als Tempomacher zu nutzen, um die Vorteile des Windschattens zu maximieren.
Rückschläge und Herausforderungen
Die Rekordfahrt war der Höhepunkt eines langen und oft gefährlichen Weges. Bereits 1951 hatte Meiffret bei einem Versuch mit einem Talbot-Rennwagen einen schweren Unfall, als die Kurbelwelle brach und er gegen das langsamer werdende Fahrzeug prallte. Ein Jahr später stürzte er bei einer Rekordfahrt hinter einem Motorrad so schwer, dass er nur knapp überlebte. Diese Rückschläge führten ihn für mehrere Jahre in ein Trappistenkloster, wo er eine Auszeit von seinem Leben als Rennfahrer nahm.
Bewusstsein für die Gefahr
Meiffret war sich zu jeder Zeit der Gefahren bewusst, die mit dem Versuch, Rekorde aufzustellen, verbunden waren. Vor seiner Rekordfahrt trug er eine handgeschriebene Botschaft bei sich, in der er um kein Mitleid bat und seinen Rekordversuch als „Art der Selbstverwirklichung“ bezeichnete. Glücklicherweise überlebte er den Rekordversuch und verstarb erst 1983 eines natürlichen Todes.
Der bleibende Eindruck des Rekords
Der Rekord von José Meiffret steht bis heute als ein aussergewöhnliches Beispiel für menschliche Entschlossenheit und technische Innovation. Mit seiner Rekordfahrt hat er nicht nur die Grenzen des Radsports verschoben, sondern auch generationsübergreifend Begeisterung und Respekt für den Mut und die Leidenschaft des Radsports geschaffen.
Fazit
Der Versuch von José Meiffret, mit einem Fahrrad über 200 km/h zu fahren, bleibt ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte des Sports. Seine Geschichte zeugt von der unermüdlichen Suche nach Geschwindigkeit und der Bereitschaft, Risiken einzugehen. Die technischen Innovationen und die Strategie hinter seinem Rekordversuch sind bis heute inspirierend und anspornend für kommende Generationen von Sportlern und Ingenieuren.