Einleitung
Die Schneekrabbenpopulation im Beringmeer hat einen dramatischen Rückgang erlebt, der die Alaska-Krabbenindustrie vor eine nie dagewesene Herausforderung stellt. Für das Jahr 2023 wurde die Krabbensaison in Alaska zum ersten Mal abgesagt, was erhebliche wirtschaftliche Folgen für die betroffenen Fischer und die gesamte Region nach sich zieht. Mit einer Verringerung der Schneekrabbenpopulation um mehr als 80 Prozent sind Wissenschaftler und Behörden alarmiert. In diesem Artikel werden die Ursachen dieses Rückgangs, die Auswirkungen auf die Industrie und die möglichen Lösungsansätze für die Zukunft erörtert.
Die Situation der Schneekrabbenpopulation
Historisch gesehen florierte die Schneekrabbenpopulation im östlichen Beringmeer und trug mit rund 160 Millionen US-Dollar jährlich zur Krabbenindustrie Alaskas bei. Doch die jüngsten Schätzungen zeigen einen drastischen Rückgang der Schneekrabben, der die Fischereibehörden veranlasste, die Krabbensaison für dieses Jahr abzusagen. Laut Emma Bryce von The Guardian haben staatliche Behörden bestätigt, dass die Population von geschätzten 11,7 Milliarden Tieren im Jahr 2018 auf nur noch 1,9 Milliarden im Jahr 2022 gefallen ist.
Ursachen des Rückgangs
Die Ursachen für diesen alarmierenden Rückgang sind vielfältig, jedoch deuten die meisten Theorien auf einen gemeinsamen Faktor hin: die Erwärmung der Ozeane. Die wärmeren Wassertemperaturen haben nicht nur das Wachstum junger Schneekrabben beeinträchtigt, sondern auch ihre natürlichen Lebensräume degradiert. In einem Gespräch mit Erin Fedewa, einer Forschungsbiologin der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), wurde deutlich, dass das Problem nicht über Nacht entstand, sondern sich über mehrere Jahre hinweg entwickelte.
Wärmewelle und ihre Folgen
Im Jahr 2018 erlebte die Schneekrabbenpopulation einen Höhepunkt, der mit einem der wärmsten Jahre im Beringmeer zusammenfiel. Dies führte dazu, dass die Anzahl junger Schneekrabben im Jahr 2019 dramatisch zurückging, da sie in den wärmeren Gewässern nicht heranwachsen konnten. Diese Entwicklung ging einher mit einem Rückgang aller Altersklassen von Schneekrabben bis 2021. Laut Fedewa berichteten Fischer, dass in Gebieten, in denen normalerweise Tausende von Schneekrabben gefangen werden konnten, nur noch einige Hundert gefangen wurden.
Ein Rückgang aus mehreren Gründen
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Erwärmung der Gewässer eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich bringt, die die Schneekrabbenpopulation gefährden. Der Verlust von Meereis und die Erhöhung der Wassertemperaturen haben den Lebensraum der Krebse verringert und zu Hunger, Prädation und möglicherweise auch zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit geführt. Die Krebse sind nicht nur einem geringeren Lebensraum mit weniger Ressourcen ausgesetzt, sondern auch die steigende Wassertemperatur erhöht ihren Stoffwechsel, was zu einem höheren Nahrungsbedarf führt. Darüber hinaus begünstigen die wärmeren Gewässer Raubfische wie den Pazifischen Kabeljau.
Globale Auswirkungen des Klimawandels
Die Untersuchungen zeigen, dass die Ozeane die Hauptlast der globalen Erwärmung tragen: Sie absorbieren etwa 90 Prozent der durch Treibhausgase erzeugten Wärme. Insbesondere Küstengemeinden, die auf die Ozeane angewiesen sind, werden durch diese Veränderungen stark betroffen. Im Pazifik, beispielsweise, sind viele Inselstaaten stark von der Thunfischfischerei abhängig, die über ein Drittel des globalen Thunfischfangs ausmacht. Studien zeigen, dass die Erwärmung der Ozeane die Lebensräume der Fische verändert und sie dazu zwingt, ausserhalb der Hoheitsgewässer vieler Pazifikinseln nach Nahrung zu suchen, was zu einem Rückgang des durchschnittlichen Fangs von bis zu 20 Prozent führen könnte.
Wirtschaftliche Auswirkungen auf die Krabbenindustrie
Der Verlust an Schneekrabben wirkt sich nicht nur auf die Fischer aus, sondern hat auch weitreichende wirtschaftliche Folgen für die Region Alaska. Der Rückgang des Bestands könnte zu erheblichen Einnahmeverlusten führen. Schätzungen zeigen, dass der Rückgang der Thunfischfänge in den Pazifikinseln bis 2050 einen Verlust von 140 Millionen US-Dollar pro Jahr zur Folge haben könnte, was für einige Staaten bis zu 17 Prozent ihrer jährlichen Regierungseinnahmen ausmachen könnte.
Zukunftsausblick und Lösungsansätze
Es ist wichtig zu betonen, dass diese düsteren Prognosen nicht in Stein gemeisselt sind. Wenn Länder weltweit ihre Verpflichtungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen einhalten und den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius begrenzen, könnte der Rückgang der Thunfischfänge nur etwa 3 Prozent betragen. Die Zukunft der Schneekrabbenindustrie bleibt jedoch ungewiss, auch wenn der Temperaturanstieg begrenzt wird.
Wissenschaftler im Beringmeer arbeiten an einer Bestandsbewertung zur Wiederherstellung der Schneekrabbenpopulation und setzen ihre Forschung fort, um die Ursachen des Rückgangs besser zu verstehen. Ein langfristiger Plan zur Wiederherstellung der Schneekrabbenbestände könnte eine zentrale Rolle spielen, um die wirtschaftliche Stabilität der Region zu gewährleisten.
Fazit
Der dramatische Rückgang der Schneekrabbenpopulation in Alaska stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Fischereiwirtschaft und die lokale Gemeinschaft dar. Während die Ursachen primär in der globalen Erwärmung und deren Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme liegen, zeigt die Situation auch, wie dringend Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels erforderlich sind. Die Forschung zur Wiederherstellung der Schneekrabbenpopulation ist entscheidend für die Zukunft dieser wichtigen Art sowie für die Menschen, die auf die Krabbenindustrie angewiesen sind.