In den letzten Jahren haben Ewigkeitschemikalien, auch bekannt als PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen), zunehmend Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Jetzt hat eine neue Studie gezeigt, dass diese Chemikalien sogar in hochalpinen Regionen wie dem Matterhorn und dem Jungfraujoch nachgewiesen wurden. Diese Entdeckung wirft Fragen zur Verbreitung dieser Stoffe und deren Einfluss auf die Umwelt auf.
Die Studie: Umfang und Ergebnisse
Im Auftrag des Bündner Bekleidungsbrands Rotauf wurde eine umfassende Analyse zur Verbreitung von PFAS in hochalpinen Gebieten durchgeführt. Unter anderem wurden Proben vom Matterhorn, Jungfraujoch, Morteratschgletscher und Oeschinensee gesammelt. Zusätzlich wurden Bodenanalysen in den Skigebieten Arosa und Flumserberg sowie an weiteren Standorten vorgenommen.
- Alle getesteten Wasserproben wiesen PFAS auf.
- Die höchsten Konzentrationen wurden am Matterhorn und Jungfraujoch gemessen.
- Bei den Bodenproben fiel Arosa durch besonders hohe Werte auf.
- Sechs von acht Proben enthielten die Verbindung PFOS, die seit 14 Jahren verboten ist.
Grenzwerte und gesundheitliche Auswirkungen
Die gemessenen Werte für PFAS in den Wasserproben lagen jedoch alle unter den gesetzlichen Grenzwerten des Bundes. Die maximal gemessene Konzentration betrug 33,4 ng TEQ/l, während die Grenzwerte für Gewässer bei 200 ng TEQ/l für Sanierungsbedarf und bei 50 ng TEQ/l für Überwachungsbedarf liegen. Auch die Bodenanalysen überschritten keine Grenzwerte. Trotz dieser Tatsache sind Experten besorgt über die Ergebnisse.
Die Sicht der Experten
Basilius Thalmann von der ZHAW, einem Experten für PFAS, äussert Bedenken über die Funde, auch wenn die gesetzlichen Grenzwerte nicht überschritten wurden. Er betont, dass die Entdeckung von PFAS in hochalpinen und abgelegenen Gebieten eine Bestätigung dafür sei, dass diese Chemikalien weit verbreitet sind.
Thalmann erklärt, dass PFAS über verschiedene Wege in diese Gebiete gelangen könnten, unter anderem durch die Atmosphäre und Niederschlag. Er warnt, dass bei gleichbleibender Nutzung die gefundenen Konzentrationen in Zukunft steigen könnten.
Der Einfluss der Outdoor-Industrie
Die Outdoor-Industrie hat einen grossen Anteil an der Nutzung von PFAS. Laut Rotauf werden diese Chemikalien seit Jahrzehnten in Produkten wie Jacken, Hosen, Rucksäcken und auch in Skiwachs eingesetzt. Remo Frei, Mitgründer von Rotauf, ist der Überzeugung, dass PFAS zur Verschmutzung der Berge beitragen. Trotz der bedenklichen Situation hat Rotauf bereits seit 2013 PFAS-freie Kleidung im Angebot und fordert eine Reduktion des Einsatzes solcher Chemikalien.
Technologische Ansätze zur Reduzierung
Trotz der problematischen Präsenz von PFAS gibt es in der Wissenschaft vielversprechende Ansätze zur Reduzierung der Belastung. Ein Forschungsteam der University of Adelaide hat ein Material entwickelt, das durch Sonnenlicht aktiviert wird und PFAS im Wasser abbauen kann. Diese Technologie befindet sich jedoch noch in der Entwicklungsphase und wird voraussichtlich einige Zeit benötigen, bevor sie in grossem Massstab angewendet werden kann.
Fazit: Ein Thema von wachsender Bedeutung
Die Entdeckung von PFAS auf dem Matterhorn und in anderen hochalpinen Regionen ist ein alarmierendes Zeichen für die Verbreitung dieser Ewigkeitschemikalien. Auch wenn die gemessenen Werte unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen, sind die Ergebnisse dennoch bedenklich. Die Outdoor-Industrie muss sich ihrer Verantwortung bewusst werden, und die Entwicklung neuer Technologien zur Reduzierung von PFAS ist unerlässlich.
Um die Auswirkungen dieser Chemikalien besser zu verstehen, sind umfassende Studien notwendig. Die geplante Langzeitstudie zur PFAS- und Pestizidbelastung wurde aus Kostengründen abgelehnt, was die Dringlichkeit des Themas weiter verstärkt. Es bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnisse aus dieser aktuellen Studie zu einem Umdenken in der Industrie und zu einer stärkeren Regulierung von PFAS führen.