Eine aktuelle Analyse zeigt, dass grosse Banken und Investoren, die den Rohstoffabbau für die Energiewende finanzieren, die damit verbundenen sozialen und ökologischen Risiken weitgehend ignorieren. Diese Ergebnisse werfen ein ernüchterndes Licht auf die Praktiken im Finanzsektor und deren Einfluss auf den Bergbau, der für den Übergang zu erneuerbaren Energien entscheidend ist.
Bewertung der Finanzflüsse im Bergbau
Die am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung wurde von einer Koalition aus Kampagnengruppen und Forschungsorganisationen durchgeführt. Sie analysierte die Richtlinien von 30 bedeutenden Finanzinstituten hinsichtlich ihrer Handhabung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken (ESG) im Bergbau. Dabei wurden gravierende Mängel und Schlupflöcher in den Richtlinien aufgedeckt, die den Umgang mit kritischen Aspekten wie Abholzung, Gewässerschutz und Menschenrechten betreffen.
Ergebnisse der Analyse
Besonders auffällig war, dass lediglich 13 % der bewerteten Finanzinstitute über klare Null-Abholzungs-Richtlinien für die Finanzierung von Bergbauunternehmen und deren Lieferketten verfügten. In vielen Fällen schlossen die bestehenden Richtlinien den Bergbausektor sogar ganz aus. Zudem bestand bei keinem der Institute eine Verpflichtung zur Risikominderung im Zusammenhang mit der Lagerung von Bergbauabfällen, was in Anbetracht jüngster Umweltkatastrophen besonders alarmierend ist.
Ein Beispiel für solch eine Katastrophe ereignete sich in Sambia, wo ländliche Gemeinden nach dem Bruch eines Damms, der Bergbauabfälle zurückhielt, Milliarden Dollar an Entschädigungen fordern. Diese Situation verdeutlicht die Dringlichkeit, die sozialen und ökologischen Risiken des Bergbaus ernst zu nehmen.
Ein Weckruf für die Finanzwelt
Stephanie Dowlen, Aktivistin des Rainforest Action Network und Koordinatorin des Berichts, betont: „Diese Bewertung sollte ein Weckruf für Politiker, Banker und Investoren sein. Man kann keine gerechte Energiezukunft aufbauen, indem man die Rechte der Menschen missachtet und die Artenvielfalt zerstört.“ Sie fordert eine Finanzierung, die unethisches Verhalten und die Straflosigkeit von Unternehmen nicht länger belohnt.
Die ESG-Politiklücke
Die Bewertung wurde von der Forests & Finance Coalition, einem Bündnis von 11 Kampagnen- und Forschungsgruppen, durchgeführt. Die Autoren analysierten, welche ESG-Richtlinien Finanzinstitute von Bergbauunternehmen und deren Zulieferern fordern. Die Beurteilung der Richtlinien basierte auf 34 Kriterien, die sich an internationalem Recht und anerkannten Standards orientieren, unter anderem an der UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker und den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte.
Im Durchschnitt erreichten die Richtlinien der Finanzinstitute nur 22 %, was weit hinter den notwendigen sozialen und ökologischen Schutzbestimmungen zurückbleibt. Lediglich vier der bewerteten Banken und Investoren reagierten auf die Ergebnisse des Berichts.
Finanzierung als Hebel für Veränderungen
Dowlen äusserte sich enttäuscht über die niedrigen Gesamtpunktzahlen, insbesondere angesichts der hohen Umweltrisiken, die mit dem Bergbau verbunden sind. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Mineralien, die für die Energiewende benötigt werden, ist es entscheidend, dass Banken und Investoren aktiv dazu beitragen, die Standards im gesamten Sektor zu verbessern.
Schutz von Menschenrechten und Biodiversität
Der Bericht stellte zudem fest, dass die politischen Massnahmen zum Schutz von Umwelt und sozialen Rechten besonders schwach sind. Analysen zeigen, dass mehr als zwei Drittel aller Minen, die für die Energiewende benötigte Mineralien abbauen, in Biodiversitäts-Hotspots liegen. Während fast zwei Drittel der untersuchten Geldgeber darauf bestehen, dass vor Bergbauprojekten die Zustimmung indigener Völker eingeholt wird, fehlen Richtlinien zum Schutz von unkontaktierten Stämmen und Menschenrechtsverteidigern.
Darüber hinaus fordern nur wenige Institutionen von ihren Bergbaukunden, Pläne zur Bekämpfung des Klimawandels zu entwickeln, die mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang stehen. Diese Mängel an Transparenz und Verantwortung gefährden nicht nur die Rechte der betroffenen Gemeinschaften, sondern auch die Bemühungen, die Einnahmen aus dem Bergbau zur Finanzierung nachhaltiger Entwicklung zu nutzen.
Fazit
Die Ergebnisse der Analyse verdeutlichen die Notwendigkeit eines grundlegenden Umdenkens im Finanzsektor. Ohne wirksame Richtlinien zur Minderung der sozialen und ökologischen Risiken des Bergbaus könnte die Energiewende auf den Schultern der verletzlichsten Gemeinschaften und der Biodiversität lasten. Es ist an der Zeit, dass Finanzinstitute ihre Verantwortung erkennen und aktiv an einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft mitwirken. Nur durch verantwortungsbewusste Finanzierung können wir sicherstellen, dass der Übergang zu erneuerbaren Energien nicht auf Kosten der Menschenrechte und der Umwelt erfolgt.