Das Halbtaxabo der SBB, eines der bekanntesten und am häufigsten genutzten Abonnements im Schweizer öffentlichen Verkehr, steht vor möglichen gravierenden Veränderungen. Die Alliance Swiss Pass, der Dachverband der Schweizer Verkehrsunternehmen, plant, das beliebte Abo sowie andere Ermässigungen wie die Sparbillette und den 9-Uhr-Pass abzuschaffen. Diese Initiative stösst auf gemischte Reaktionen in der Bevölkerung.
Geplante Abschaffung des Halbtaxabos
Die Berichterstattung des «K-Tipp» legt nahe, dass die Abschaffung des Halbtaxabos einen Wendepunkt in der Schweizer Verkehrslandschaft markieren könnte. Rund 3,3 Millionen Nutzerinnen und Nutzer wären von dieser Entscheidung betroffen. Das Halbtaxabo, das momentan jährlich 190 Franken kostet (beim Verlängern 170 Franken), gilt als einer der günstigsten Zugänge zum öffentlichen Verkehr in der Schweiz und erfreut sich grosser Beliebtheit.
Einführung des neuen digitalen Tarifsystems «My Ride» ab 2027
Ein wesentlicher Grund für die angestrebte Abschaffung ist das neue digitale Tarifsystem «My Ride», welches voraussichtlich 2027 eingeführt wird. Das Ziel dieses Systems ist es, das bestehende Preissystem zu vereinfachen und zu automatisieren. Laut Helmut Eichhorn, dem Geschäftsführer der Alliance Swiss Pass, sei eine Steigerung der Einnahmen jedoch nicht das Ziel; die Gesamterträge sollen gleich bleiben, lediglich die Preisstruktur wird angepasst.
Neues Preismodell mit Rabattsystem anstelle des Halbtaxabos
Bisherige Schwellenwerte, die das Halbtaxabonnement vorteilhaft machen, werden mit dem neuen System verschwinden. Künftig sollen die Ticketpreise zwischen dem bisherigen Halbtarif und dem Volltarif liegen. Dieses Modell könnte dazu beitragen, Autofahrer zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Gleichzeitig könnte es jedoch für Vielfahrerinnen und Vielfahrer teurer werden, da sich das Halbtaxabo bereits ab einem jährlichen Ticketkauf von über 340 Franken rentiert.
Überblick über das neue Rabattsystem
Das angekündigte Rabattsystem wird auf einer monatlichen Grundgebühr basieren, die in Verbindung mit Nutzungsrabatten steht. Wie hoch diese Grundgebühr und die Rabattstufen sein werden, steht jedoch noch nicht fest. Wichtig ist, dass die Vergünstigungen nur digital genutzt werden können; Fahrkartenkäufe am Schalter oder Automaten werden nicht in die Berechnung einbezogen. Kritiker befürchten, dass dies benachteiligte Gruppen, insbesondere Menschen ohne Smartphone oder digitale Zahlungsmittel, ausschliessen könnte.
Regulatorische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Bedenken
Entscheidungen über das Halbtaxabo liegen allein in den Händen der Branche, konkret im Strategierat der Alliance Swiss Pass, zu dem Vertreter von SBB, Postauto und verschiedenen Verkehrsverbünden gehören. Eine Zustimmung des Parlaments ist nicht erforderlich. Während einige Stimmen in der Branche die neuen Pläne unterstützen, warnen soziale Organisationen vor möglichen Nachteilen für einkommensschwache Reisende. Niels Jost von Caritas äusserte Bedenken, dass das neue System Menschen mit geringem Einkommen stärken könnte.
Wachsamkeit des Preisüberwachers
Stefan Meierhans, der Preisüberwacher, hat seine Zustimmung für den geplanten Schritt unter bestimmten Bedingungen signalisiert. Er betont, dass der Schritt nur tragbar sei, wenn die durchschnittlichen Billettpreise nicht ansteigen. Diese Warnung verdeutlicht, dass die Einführung des neuen Systems eine sorgfältige Überwachung erfordert, um ungewollte Preiserhöhungen zu verhindern.
Folgen für andere Sparprodukte im öffentlichen Verkehr
Zusätzlich zum Halbtaxabo sollen auch andere Ermässigungsangebote, wie das Halbtax plus, die Sparbillette, Mehrfahrtenkarten und die 9-Uhr-Pässe, eingestellt werden. Nur das General- und regionale Abosystem wird voraussichtlich weiterhin bestehen bleiben. Dies könnte eine signifikante Veränderung für Reisende bedeuten, die auf diese Ermässigungen angewiesen sind.
Fazit: Ungewisse Zukunft für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz
Das Halbtaxabo der SBB und andere Ermässigungen stehen an einem kritischen Wendepunkt. Die Einführung des neuen digitalen Tarifsystems «My Ride» könnte sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in der Schweiz mit sich bringen. Während das Ziel, den öffentlichen Verkehr zu fördern und zu verbessern, unbestritten ist, müssen die Bedenken der unterschiedlichen Nutzergruppen ernst genommen werden. Der Erfolg dieses Systems wird letztlich davon abhängen, wie gut es gelingt, bestehende Vorteile zu erhalten und gleichzeitig neue, faire Bedingungen für alle Fahrgäste zu schaffen.