Die Natursteinbranche steht vor einer schweren Krise, insbesondere die Schär + Trojahn AG aus Niederwangen BE. Der fast 100 Jahre alte Traditionsbetrieb, der sich auf die Verarbeitung von Naturstein für Küchen und Bäder spezialisiert hat, sieht sich mit existenziellen Problemen konfrontiert. Laut einer Mitteilung der Gewerkschaft Unia können die Löhne der Angestellten nicht mehr bezahlt werden, was zu einem Streik der Belegschaft geführt hat.
Streik als Reaktion auf ausbleibende Löhne
Die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Schär + Trojahn haben am Freitagmorgen mit ihrem Streik begonnen, nachdem sie am Mittwoch über die ausstehenden Lohnzahlungen informiert wurden. Die Gewerkschaft Unia kritisiert, dass die Nachricht die Beschäftigten völlig unvorbereitet getroffen hat. Viele Mitarbeiter haben seit Jahrzehnten in dem Unternehmen gearbeitet und stehen nun ohne Lohn da, nachdem sie Überstunden und Ferien angesammelt haben.
Vorwürfe der Misswirtschaft
Eine der auffälligen Beobachtungen während des Streiks war der Verdacht auf mögliche Korruption im Verwaltungsrat. Diese Anschuldigungen wurden von den Demonstrierenden geäussert, allerdings ohne handfeste Beweise. Ein Mitarbeiter beschrieb die Situation mit den Worten: „Wir haben erst am Mittwoch erfahren, dass der Lohn am Donnerstag nicht ausgezahlt wird.“ Dies wirft Fragen zur finanziellen Gesundheit des Unternehmens und der Verantwortung der Führungsebene auf.
Die Auswirkungen auf die Familien
Die Situation hat dramatische Auswirkungen auf die Mitarbeiter und deren Familien. Ein Mitarbeiter erklärte: „Wir wurden ständig informiert, dass es der Firma gut geht.“ Viele Angestellte haben Überstunden geleistet, um das Unternehmen zu unterstützen, und stehen nun vor einem finanziellen Scherbenhaufen. Während einige Glück haben, in einer gemeinsamen Wohnsituation zu leben und sich die Kosten teilen können, stehen viele Familienväter unter immensem Druck.
Reaktionen und Demonstrationen
Am Freitagvormittag kam es zu einer Protestaktion im Lorraine-Quartier in Bern, bei der die Mitarbeiter ihren Unmut über die situation kundtaten. Die Demonstration dauerte etwa 30 Minuten und wurde von den Medien aufmerksam verfolgt. Die Streikenden forderten die Geschäftsleitung auf, Verantwortung zu übernehmen und die ausstehenden Löhne zu zahlen.
Vorläufige Hoffnung auf Lösungen
Während der Demonstration gab es Anzeichen einer möglichen Lösung. Ein Mitarbeiter berichtete, dass der Verwaltungsrat während der Protestaktion Bewegung signalisiert hat und die Angestellten im Laufe des Nachmittags informiert werden sollten, wie es weitergeht. Dies gibt den Mitarbeitern etwas Hoffnung in einer äusserst schwierigen Lage.
Fehlende Geschäftsführung
Die Gewerkschaft Unia äussert Bedenken hinsichtlich der faktischen Abwesenheit der Geschäftsführung. Bei dem Versuch, die Geschäftsleitung zu erreichen, erhielt die Redaktion eine Abwesenheitsmeldung wegen Krankheit. Unia berichtet, dass das Unternehmen rechtlich handlungsunfähig ist, und ein Antrag auf die Einsetzung eines Sachverwalters beim Gericht des Kantons Bern gestellt wurde.
Rücktritte und rechtliche Schritte
Die bisherigen Verwaltungsräte haben sich kurz vor der Krise zurückgezogen und scheinen jegliche Verantwortung für die aktuelle Situation abzulehnen. Unia wirft den ehemaligen Verwaltungsräten Misswirtschaft und mutmassliche private Bereicherung vor und plant, eine Strafanzeige einzureichen. Es ist bemerkenswert, dass das Unternehmen erst vor zwei Jahren in neu gestaltete Büros investiert hat und eine neu konzipierte Ausstellung eröffnet hat.
Fazit
Die Krise bei Schär + Trojahn verdeutlicht die Fragilität traditioneller Unternehmen in der heutigen Wirtschaft. Die betroffenen Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft, und es bleibt abzuwarten, wie die Situation sich entwickeln wird. Der Streik zeigt die Entschlossenheit der Belegschaft, für ihre Rechte zu kämpfen und die ausstehenden Löhne einzufordern. Die kommenden Tage werden entscheidend sein, um zu klären, ob eine Lösung gefunden werden kann, die sowohl die Mitarbeiter als auch das Unternehmen rettet.