Eine lange Diskussion unter Paläontologen findet endlich ein Ende: Der kleine Dinosaurier, der lange Zeit als jugendlicher Tyrannosaurus rex galt, wurde nun als eigene Art identifiziert. Diese Entdeckung könnte nicht nur das Verständnis des T-Rex selbst verändern, sondern auch das Bild des Dinosaurier-Ökosystems insgesamt beeinflussen.
Die lange Debatte um Nanotyrannus
Die Analyse von Dinosaurierknochen hat einen langjährigen Irrtum über den Tyrannosaurus rex aufgeklärt. Bisher galten Fossilien von Nanotyrannus lancensis, die in der Vergangenheit oft als jugendliche Form des T-Rex angesehen wurden, als Teil dieser Spezies. Ein Team von Forschenden um Lindsay Zanno und James Napoli vom North Carolina Museum of Natural Sciences in Raleigh hat jedoch Beweise gesammelt, die diese Annahme als unwahrscheinlich entlarven. Ihre Arbeit wurde in der renommierten Fachzeitschrift «Nature» veröffentlicht.
Eingeständnis eines Irrtums
Lindsay Zanno selbst ist eine der Wissenschaftlerinnen, die in der Vergangenheit zu der Annahme beigetragen haben, dass Nanotyrannus lancensis ein jugendlicher T-Rex sei. Sie war Teil eines Teams, das 2020 eine Studie im Fachmagazin «Science Advances» veröffentlichte und diese These unterstützte. Diese neue Erkenntnis ist somit auch ein Eingeständnis eines Irrtums, zumal Zanno und Napoli durch ihre jüngste Untersuchung auf ein neues Fossil stiessen, das die Tatsachen in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Neue Erkenntnisse aus alten Fossilien
Das Referenzexemplar von Nanotyrannus lancensis wurde bereits 1946 beschrieben, als es unter dem Namen Gorgosaurus lancensis bekannt war. erst 1988 wurde es in Nanotyrannus lancensis umbenannt. Dennoch waren die Ähnlichkeiten zwischen den wenigen existierenden Fossilien und dem T-Rex immer wieder umstritten. Im Jahr 2013 wurden Fossilien von Nanotyrannus lancensis und Triceratops in einer umstrittenen Auktion als «duellierende Dinosaurier» angeboten, was die Diskussion über die Zuordnung der Fossilien weiter anheizte.
Die neue Studie und ihre Auswirkungen
Die gründliche Untersuchung der weitgehend vollständigen Fossilien von Nanotyrannus lancensis brachte Zanno und Napoli zu der entscheidenden Erkenntnis, dass es sich um eine eigenständige Art handelt. Diese Erkenntnis könnte jahrzehntelange Forschung zum T-Rex auf den Kopf stellen. Zanno wird mit den Worten zitiert: «Dieses Fossil beendet nicht nur die Debatte – es stellt die jahrzehntelange Forschung zum T-Rex auf den Kopf.» Bisher gingen viele Wissenschaftler davon aus, dass die Fossilien von Nanotyrannus Aufschluss über das Wachstum des T-Rex geben könnten. Nach dieser neuen Analyse wird nun jedoch deutlich, dass viele vermeintliche Kenntnisse über die Entwicklung des T-Rex möglicherweise falsch sind.
Unterschiede zwischen Nanotyrannus und T-Rex
Napoli hebt hervor, dass die Annahme, Nanotyrannus könnte ein junger T-Rex gewesen sein, unwahrscheinlich ist. «Damit Nanotyrannus ein junger Tyrannosaurus rex gewesen sein könnte, müsste er allem widersprechen, was wir über das Wachstum von Wirbeltieren wissen. Das ist nicht nur unwahrscheinlich – es ist unmöglich», erklärt Napoli. Es gibt signifikante Unterschiede zwischen beiden Arten: Nanotyrannus hat im Verhältnis zu seinem Körper längere Arme, weniger Schwanzwirbel und zählt mehr Zähne. Auch die Nervenbahnen im Schädel unterscheiden sich deutlich.
Entdeckung einer neuen Dinosaurier-Art
Zusätzlich stiessen Zanno und Napoli bei ihrer Untersuchung von über 200 Fossilien auf eine weitere Entdeckung: Ein Fossil, das zuvor als T-Rex oder N. lancensis klassifiziert wurde, stellt sich als neue Art heraus – Nanotyrannus lethaeus. Diese neue Art trägt den Namen des Flusses Lethe aus der griechischen Mythologie und könnte mit einem Gewicht von über 1200 Kilogramm deutlich schwerer gewesen sein als N. lancensis, das etwa 700 Kilogramm wog.
Schlussfolgerung: Ein neues Bild der Dinosaurierwelt
Die Entdeckungen von Zanno und Napoli zeichnen ein vielschichtigeres und präziseres Bild vom Ende der Dinosaurier. Der Tyrannosaurus rex gilt als einer der furchterregendsten Jäger seiner Zeit. Dennoch zeigt die Forschung, dass Nanotyrannus wahrscheinlich ein schnellerer, agilerer und wendigerer Jäger war. Diese parallelen Entwicklungen in der Evolution der Dinosaurier eröffnen neue Perspektiven auf die Lebensweise und das Zusammenleben dieser faszinierenden Kreaturen. Die Erkenntnisse aus der neuen Studie werden nicht nur die paläontologische Forschung in Zukunft beeinflussen, sondern auch das allgemeine Verständnis der Dinosaurier-Evolution der letzten Jahrmillionen erheblich bereichern.

