Porsche, der renommierte Sport- und Geländewagenbauer aus Stuttgart, sieht sich in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 mit einem dramatischen Gewinneinbruch konfrontiert. Der Gewinn nach Steuern fiel im Vergleich zum Vorjahr um 95,9 Prozent auf nur noch 114 Millionen Euro. Diese Entwicklung ist zum grossen Teil auf die hohen Kosten für die Verlängerung der Verbrennungsmotoren-Technologie zurückzuführen, die das Ergebnis stark belastet haben. In der Berichtsperiode von Juli bis September musste das Unternehmen sogar rote Zahlen schreiben, da das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei minus 966 Millionen Euro lag, während es im Vorjahresquartal noch ein Plus von 974 Millionen Euro aufwies.
Mit dieser dramatischen Wendung hat Porsche, das in der jüngeren Vergangenheit von Erfolg zu Erfolg geeilt ist, nun die Herausforderung, sich in einem schwierigen Marktumfeld neu zu positionieren. Der CEO Oliver Blume, der auch die Leitung von Volkswagen übernommen hat, kündigte eine strategische Neuausrichtung an, die sich auf die Stärkung der traditionellen Verbrennungsmotoren konzentriert, während die ehrgeizigen Ziele im Elektrobereich zur Diskussion stehen.
Ursachen des Gewinneinbruchs
Die Hauptursache für den massiven Rückgang des Gewinns bei Porsche sind die Kosten, die mit der Verlängerung der Verbrenner-Technologie verbunden sind. Statt sich ausschliesslich auf die Entwicklung neuer Elektrofahrzeuge zu konzentrieren, hat das Management entschieden, das Comeback der Verbrenner bis weit ins nächste Jahrzehnt voranzutreiben. Diese strategische Entscheidung führt voraussichtlich zu Sonderkosten von etwa 3,1 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2025.
Die finanziellen Probleme zeigen sich auch im operativen Gewinn, der in den ersten neun Monaten auf lediglich 40 Millionen Euro fiel und damit 99 Prozent unter dem Vorjahreswert von über vier Milliarden Euro lag. Zudem ist der Umsatz um sechs Prozent auf knapp 26,9 Milliarden Euro gesunken.
Marktherausforderungen in China und den USA
Porsche sieht sich neben den strategischen Herausforderungen auch mit Marktrückgängen konfrontiert. Besonders in China, einem wichtigen Markt für Luxusautos, ging der Absatz drastisch zurück. Im ersten Halbjahr 2023 wurden dort nur noch knapp 32.200 Fahrzeuge verkauft, was einem Rückgang von rund 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das Management hat bereits festgestellt, dass der Luxusmarkt in China zusammengebrochen ist, was zu einem erheblichen Verlust von Marktanteilen führt.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 wurden insgesamt gut 215.500 Fahrzeuge ausgeliefert, was einem Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Probleme von Porsche sind jedoch nicht nur auf den chinesischen Markt begrenzt, auch in den USA sieht sich das Unternehmen mit Herausforderungen konfrontiert, die unter anderem durch hohe Zölle verstärkt werden.
Strategische Neuausrichtung und Sparmassnahmen
Um auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu reagieren, plant Porsche eine umfassende Neuausrichtung. Finanzvorstand Jochen Breckner betonte, dass das Unternehmen vorübergehend schwächere Finanzkennzahlen in Kauf nehme, um langfristig die Resilienz und Profitabilität von Porsche zu stärken. Breckner äusserte Optimismus und erwartete, dass das Unternehmen den Tiefpunkt in diesem Jahr durchschreiten und sich ab 2026 deutlich verbessern werde.
Die Neuausrichtung beinhaltet zudem die Umsetzung eines Sparprogramms. Bis 2029 sollen in der Region Stuttgart rund 1.900 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Der Konzern plant weiterhin, die Verträge von etwa 2.000 befristeten Angestellten auslaufen zu lassen. In den kommenden Wochen werden Verhandlungen mit dem Betriebsrat über weitere Massnahmen zur Kostensenkung erwartet, da Porsche davon ausgeht, dass sich die Rahmenbedingungen auf absehbare Zeit nicht verbessern werden.
Fazit: Ein herausforderndes Jahr für Porsche
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Porsche vor einer Vielzahl von Herausforderungen steht, die sowohl strategische als auch marktspezifische Aspekte betreffen. Der signifikante Gewinneinbruch und die verschobenen Elektroziele deuten darauf hin, dass das Unternehmen sich in einer tiefgreifenden Umstrukturierungsphase befindet. Die Bemühungen, die Produktion der Verbrennungsmotoren zu revitalisieren, könnten kurzfristig kostspielig sein, bieten aber möglicherweise einen Weg, um die Wettbewerbsfähigkeit in einem sich verändernden Automobilmarkt zu wahren. Es bleibt abzuwarten, ob die getroffenen Massnahmen und die geplante Neuausrichtung zu einer Stabilisierung der finanzielle Lage von Porsche führen werden.

