Radicant: BLKB gibt Projekt auf und kündigt Stellenabbau an

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Quelle: Pixabay (Pixabay License) · © TheDigitalWay · Radicant bank

Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Nach einem massiven finanziellen Verlust hat die Bank beschlossen, das Projekt Radicant zu stoppen und die Liquidation der Tochtergesellschaft einzuleiten. Dies hat weitreichende Folgen für die Mitarbeitenden und die wirtschaftliche Landschaft der Region.

Schlussstrich unter Radicant

Die BLKB gab am Dienstag bekannt, dass sie die Banklizenz von Radicant zurückgeben wird. Diese Entscheidung folgt auf einen Abschreiber von 105 Millionen Franken, der diesen Sommer bekannt wurde. Das Projekt war ursprünglich mit grosser Hoffnung gestartet worden, jedoch stellten sich wiederholt finanzielle und operationale Probleme ein.

94 Vollzeitstellen betroffen

Mit der Schliessung von Radicant sind insgesamt 94 Vollzeitstellen in Gefahr. Die Mitarbeitenden werden laut BLKB im Liquidationsprozess eng begleitet und unterstützt. Die Bank hat versucht, einen Käufer für Radicant zu finden und führte Gespräche mit über 20 Interessenten, jedoch ohne Erfolg. Das Unternehmen befand sich in einer prekären Lage, da die BLKB kontinuierlich Geld in Radicant nachschiessen musste, was die Wertberichtigungen bis Ende des ersten Halbjahres auf 136,5 Millionen Franken ansteigen liess.

Ursachen für den Misserfolg

Als Radicant 2020 ins Leben gerufen wurde, sahen die Berater der Boston Consulting Group ein grosses Wachstumspotenzial. Man rechnete mit zwei Millionen möglichen Kunden und die Digitalbank setzte auf Nachhaltigkeit und Partnerschaften, beispielsweise mit Google. Die Erwartungen waren hoch und im Jahr 2020 gab der Bankrat dem CEO John Häfelfinger grünes Licht für das Projekt.

Allerdings traten von Anfang an zahlreiche Probleme auf. Verzögerungen bei der Integration des Treuhandgeschäfts, niedrige Kundenzahlen sowie eine zu hohe Kostenbasis behinderten das Wachstum. Die BLKB musste die Gewinnschwelle immer wieder nach hinten verschieben; Anfangs wurde 2027 oder 2028 anvisiert, später wurde diese Prognose erneut auf 2029 angepasst.

Folgen für die Führungsspitze

Die Pleite von Radicant ist die grösste in der Geschichte der Basellandschaftlichen Kantonalbank. Infolgedessen gaben der BLKB-CEO John Häfelfinger und der Bankratspräsident Thomas Schneider bereits im Sommer ihren Rücktritt bekannt. Berichten zufolge wird Häfelfinger jedoch bis ins nächste Jahr weiterhin Gehalt erhalten, inklusive eines Bonus von insgesamt 889.000 Franken für 2024. Ob er dafür Verantwortung übernehmen muss, bleibt unklar. Ein externer Bericht vom Beratungsunternehmen GW&P hat zwar Mängel und Versäumnisse aufgezeigt, jedoch keine spezifischen Verantwortlichkeiten zugeordnet.

Was bedeutet das für die Kunden?

Trotz der massiven Probleme mit Radicant gibt die BLKB ihren Kunden Entwarnung. Die Medienstelle der Bank betont, dass die Kundschaft sich keine Sorgen machen muss. Für das Stammhaus erwartet die Bank für das Jahr 2025 einen operativen Geschäftsgang auf Vorjahresniveau. Die BLKB rechnet mit gleichbleibend hohen Ausschüttungen an die Zertifikatsinhaberinnen und -inhaber sowie an den Kanton Basel-Landschaft. Die Bank gilt als stabil und sicher, mit einer Gesamtkapitalquote von 20,7 Prozent.

Fazit

Die Schliessung von Radicant ist ein herber Rückschlag für die Basellandschaftliche Kantonalbank und die damit verbundenen Mitarbeitenden. Mehrere Faktoren haben zum Scheitern des Projekts geführt, das mit hohen Erwartungen gestartet wurde. Die BLKB muss nun die Herausforderungen der Liquidation bewältigen und gleichzeitig das Vertrauen ihrer Kunden stärken. Die finanzielle Stabilität der Muttergesellschaft bleibt ein wichtiges Thema, während man sich von einem gescheiterten Experiment im digitalen Banking verabschiedet.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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