In der heutigen Zeit ist es kein Geheimnis, dass das Klima und die Umwelt zunehmend in den Vordergrund des gesellschaftlichen Bewusstseins rücken. Viele Menschen, insbesondere junge Generationen, fühlen sich von den Herausforderungen des Klimawandels überwältigt. Die damit einhergehende Klimaangst kann lähmend sein, doch neue Forschungen zeigen, dass das Schreiben von Briefen an die Zukunft eine wirksame Methode sein könnte, um mit diesen Ängsten umzugehen und zugleich zum Handeln zu motivieren.
Die Kraft des Schreibens
Eine aktuelle Kolumne in The Washington Post thematisiert, wie das Verfassen von Briefen zur Zukunft eine der stärksten Möglichkeiten darstellen kann, Unterstützung für Klimaschutzmassnahmen zu gewinnen. Michael J. Coren hebt hervor, dass diese Methode sogar über politische Grenzen hinweg funktionieren kann. Die Idee stammt von Trisha Shrum, einer Doktorandin, die vor etwa zehn Jahren einen Brief an ihre Tochter in der Zukunft schrieb, um ihre eigenen Ängste im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu bewältigen.
Studie zu Briefen für das Klima
Inspiriert von ihrer Erfahrung hat Shrum ihre Dissertation geändert und erforscht, ob das Schreiben von Briefen andere Menschen ebenso inspirieren kann. In ihrer Studie befragte sie fast 2000 Personen aus allen 50 Bundesstaaten der USA. Diese sollten entweder einen Brief oder einen Aufsatz an ein Familienmitglied in der Zukunft über die Risiken des Klimawandels verfassen. Eine Kontrollgruppe beschäftigte sich hingegen mit ihrem täglichen Leben.
Die Teilnehmer hatten zudem die Möglichkeit, einen Teil eines möglichen Bonus von 20 Dollar an eine Baum-Pflanzungsorganisation zu spenden, die sich mit der Bekämpfung des Klimawandels beschäftigt. Die Ergebnisse, die 2021 in der Fachzeitschrift Climatic Change veröffentlicht wurden, zeigten, dass das Schreiben über Klimarisiken die Wahrnehmung dieser Risiken nicht veränderte, aber die Bereitschaft der Teilnehmer erhöhte, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen. Die Spendenbereitschaft bei den Brief- und Aufsatzschreibern stieg um 11 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Bewegung DearTomorrow
Aktuell leitet Shrum eine gemeinnützige Organisation namens DearTomorrow, die Tausende von Menschen inspiriert, Briefe, Gedichte und Illustrationen zu verfassen. Diese Kreationen helfen den Menschen, mit ihrer Angst umzugehen und sie zu motivieren, aktiv zu werden. Die Idee ist, dass der Akt des Schreibens nicht nur therapeutisch ist, sondern auch eine gemeinschaftliche Verantwortung fördert.
Der psychologische Druck des Klimawandels
Umweltaktivisten und umweltbewusste Menschen haben seit langem mit der psychologischen Last des Klimawandels und der Umweltzerstörung zu kämpfen. Viele führende Naturschützer haben anerkannt, dass es schwierig sein kann, optimistisch zu bleiben. M. Sanjayan, CEO von Conservation International, äusserte in einem Interview aus dem Jahr 2019, dass die gegenwärtige Bewegung im Umweltschutz oft aus echtem Verzweifeln entspringt, insbesondere unter jungen Menschen, die sich den gravierendsten Folgen des Klimawandels stellen müssen.
Die Herausforderung des Optimismus
Die Herausforderung, optimistisch zu bleiben, wird durch die Dringlichkeit verstärkt, die man im Umgang mit den aktuellen Umweltkrisen spürt. Sanjayan stellt fest, dass es wichtig ist, nicht in die Verzweiflung zu verfallen, obwohl dies oft eine natürliche Reaktion auf die Herausforderung ist. In einem weiteren Interview im Jahr 2023 erklärte er, dass Verzweiflung zwar existiert, sie aber nicht das einzige Gefühl sein sollte, das in der Gesellschaft dominiert.
„Verzweiflung hat nicht die Pocken beseitigt, und sie hat auch nicht in wenigen Monaten einen Coronavirus-Impfstoff entwickelt. Verzweiflung hat auch nicht die Eisenbahnen gebaut, die ganze Kontinente durchqueren, noch hat sie die Elektrizität aus Wind, Sonne und Wasser erschlossen“, so Sanjayan. „Hoffnung, Einfallsreichtum und Durchhaltevermögen haben das erreicht. Wir wissen genau, was wir tun müssen – das einzige, was uns zurückhalten kann, sind wir selbst.“
Fazit
In Anbetracht der enormen Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, ist es entscheidend, dass wir Wege finden, um mit unseren Ängsten umzugehen und aktiv zu werden. Das Schreiben von Briefen an die Zukunft stellt einen vielversprechenden Ansatz dar, um sowohl individuelle Ängste abzubauen als auch das kollektive Bewusstsein für den Klimaschutz zu stärken. Die Erfahrungen von Trisha Shrum und die Ergebnisse ihrer Studie belegen, dass persönliches Engagement und kreative Ausdrucksformen dabei helfen können, die Gesellschaft in Richtung einer nachhaltigeren und umweltbewussteren Zukunft zu bewegen.