Schutz der Hohen See: Ein wichtiger Schritt zur Bewahrung der Ozeane

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Die Ozeane, die über 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken, sind nicht nur Heimat für eine Vielzahl von Arten, sondern auch Schlüssel zu unserem Überleben. Ein bedeutender Teil der Ozeane, die sogenannten «hohen See», liegt ausserhalb des Einflusses einzelner Nationen und wird derzeit nur unzureichend geschützt. Angesichts der drohenden Bedrohungen durch Überfischung, Plastikverschmutzung und den Klimawandel wird die Bedeutung eines neuen internationalen Abkommens, dem Hochseevertrag, immer deutlicher.

Historische Bedeutung des Hochseevertrags

Der Hochseevertrag, der erstmals im Jahr 2023 angenommen wurde, markiert einen Wendepunkt im globalen Ozeanschutz. Er zielt darauf ab, die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Schutz von marinen geschützten Gebieten in den Gewässern zu schaffen, die ausserhalb nationaler Jurisdiktionen liegen. Bislang haben nur 31 Staaten den Vertrag ratifiziert, was bedeutet, dass er noch nicht in Kraft ist.

Monica Medina, Arnhold Fellow bei Conservation International, beschreibt diesen Vertrag als überfällig. «Die Hohen See macht fast die Hälfte der Erdoberfläche aus, doch nur ein kleiner Teil dieses riesigen und weitgehend unerforschten Gebiets ist geschützt. Da kein Land diese Gewässer kontrolliert, ähnelt es oft dem Wilden Westen. Der Hochseevertrag ist entscheidend, um diese Lücke zu füllen», erklärt sie.

Aktuelle Entwicklungen

Weltpolitische Führer treffen sich in dieser Woche zur dritten UN-Ozeankonferenz (UNOC) in Frankreich, die als wichtiger Schritt angesehen wird, um die notwendigen 60 Ratifikationen zu erreichen, die für das Inkrafttreten des Vertrages erforderlich sind. Medina stellt fest, dass in den zwei Monaten seit der letzten Konferenz zehn neue Länder dem Vertrag beigetreten sind und erwartet, dass während der UNOC weitere Länder die Ratifizierung bekannt geben.

Das langwierige Verfahren zur Ratifizierung eines solchen völkerrechtlichen Abkommens ist notwendig, da die Hohen See ausserhalb der Gerichtsbarkeit eines Landes existiert. Die Unterstützung aller Länder ist erforderlich, um sicherzustellen, dass die im Vertrag vorgesehenen marinen Schutzgebiete nicht nur auf dem Papier bestehen.

Die Herausforderungen des Ozeanschutzes

Die Ozeane sind nicht unbegrenzt und stehen unter Druck durch menschliche Aktivitäten. Durch Überfischung, Klimawandel und Plastikverschmutzung sind viele marine Lebensräume gefährdet. Medina verweist auf die Analysen von Dr. Jane Lubchenko, einer angesehenen Meeresbiologin, die betont, dass wir die Ozeane nicht ignorieren können.

Der Hochseevertrag könnte eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Fischbestände zu schützen und das Ziel von «30 bis 30» zu erreichen, das besagt, dass 30 Prozent der Land- und Meeresflächen weltweit geschützt werden müssen. Das bedeutet, dass schützenswerte Gebiete ins Visier genommen werden müssen, die bisher nicht stark von menschlicher Aktivität betroffen sind. Viele dieser Gebiete befinden sich in der Hohen See und sind in Gefahr, durch illegale Fischerei und möglicherweise durch den Bergbau auf dem Meeresgrund geschädigt zu werden.

Bioprospecting und die Vorteile des Vertrags

Ein weniger häufig angesprochenes, aber entscheidendes Element des Hochseevertrags ist die Möglichkeit des Bioprospectings. Dies bezieht sich auf das Potenzial der Organismen in der Hohen See für wissenschaftliche Fortschritte, sei es in der Entwicklung von neuen Materialien oder medizinischen Innovationen. Medina betont, dass das Wissen über diese genetischen Entdeckungen global geteilt werden sollte, denn das, was sich in den Tiefen der Ozeane befindet, gehört allen und ist das gemeinsame Erbe der Menschheit.

Was ist als Nächstes zu erwarten?

Nach der Ratifizierung des Hochseevertrags beginnt ein Countdown von 120 Tagen, bis er in Kraft tritt. Innerhalb eines Jahres wird die erste Konferenz der Vertragsparteien stattfinden, auf der Massnahmen zum Schutz der Hohen See, wie die Festlegung mariner Schutzgebiete und die Finanzierung dieser Massnahmen, vereinbart werden.

Conservation International engagiert sich aktiv für die Unterstützung der Ratifizierung und Umsetzung des Vertrages. Sie sind Gründungsmitglied der Blue Nature Alliance und leiten die Coral Reefs of the High Seas Coalition, die bereits mehrere Gebiete in der Hohen See als Prioritäten für den Schutz identifiziert hat.

Eine dieser Prioritäten sind die Salas y Gómez- und Nazca-Rücken, die sich vor der Küste von Peru und Chile befinden. Diese tief-sea Gebirgszüge sind wichtige Migrationskorridore für Haie, Wale und Schildkröten und beheimaten korallenbildende Arten, die thriving Unterwasserlandschaften unterstützen. Ebenso haben diese Gewässer tiefgründige kulturelle Bedeutungen für die polynesischen Völker, die seit Jahrtausenden über die Westpazifikregion segeln.

Fazit

Der Hochseevertrag ist seit langem überfällig und steht vor der realen Möglichkeit, in Kraft zu treten. Es ist ein entscheidender Schritt zum Schutz der Hohen See und zur Erhaltung der Biodiversität unserer Ozeane. Die laufende UN-Ozeankonferenz könnte der notwendige Impuls sein, um dieses quadratische Ziel zu erreichen. Die internationale Gemeinschaft muss zusammenarbeiten, um das Überleben der Meere und letztendlich auch unsere eigene Zukunft zu sichern.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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