Schweizer Drohnenabwehr: Herausforderungen und Lösungsansätze

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In den letzten Jahren hat die Bedrohung durch Drohnen an Bedeutung gewonnen, insbesondere in urbanen Gebieten und bei wichtigen Veranstaltungen. Vorfälle in Dänemark, wo Drohnen wiederholt den Flugverkehr lahmlegten, verdeutlichen die Risiken, die von unidentifizierten Fluggeräten ausgehen können. Für die Schweiz stellt sich die Frage, wie das Land auf eine potenzielle Drohnenbedrohung reagieren würde und welche Massnahmen zur Abwehr zur Verfügung stehen.

Drohnenalarm in Dänemark

Vor kurzem musste der Flughafen Aalborg in Dänemark aufgrund mehrerer Sichtungen von unidentifizierten Drohnen den Luftraum sperren. Die Polizei hatte Schwierigkeiten, die Drohnen abzuschiessen, da sie über ein sehr grosses Gebiet flogen. Laut Polizei-Einsatzleiter Jesper Bøjgaard gelang es nicht, die Drohnen innerhalb mehrerer Stunden zu neutralisieren. Dies wirft Fragen zur Effizienz der bestehenden Abwehrmassnahmen auf und zeigt die Herausforderungen, die sich im Umgang mit solchen Bedrohungen ergeben.

Die Gefahren durch herunterfallende Drohnen

Gemäss Roland Siegwart, einem Robotikprofessor an der ETH Zürich, wäre es theoretisch möglich, stationäre Drohnen mit relativ einfachen Mitteln, wie einem Sturmgewehr, abzuschiessen. Jedoch besteht dabei das Risiko, dass herunterfallende Trümmer Menschen oder Infrastrukturen verletzen könnten. Die Behörden müssen daher sorgfältig abwägen, ob der potenzielle Schaden durch den Abschuss grösser ist als die Bedrohung durch die Drohne selbst.

Technische Grenzen der Drohnenabwehr

Besonders herausfordernd wird die Abwehr, wenn es sich um nicht stationäre Drohnen handelt, die sich schnell bewegen. Laut Siegwart können aktuelle Waffensysteme diese Bewegungen oft nicht zuverlässig verfolgen. Kleinere Drohnen sind zudem für Radarsysteme schwer zu erfassen. Die Geschwindigkeit und die Wendigkeit dieser Geräte machen eine effektive Abwehr zu einer komplexen Aufgabe, für die es bislang keine kostengünstigen Lösungen gibt.

Alternative Abwehrmethoden: Störung und Täuschung

Eine mögliche Reaktion auf drohende Drohnen stellt das sogenannte Jamming dar, bei dem das Funksignal oder GPS der Drohne gestört wird. Dies führt dazu, dass die Drohne keine Befehle mehr empfangen kann. Eine andere Strategie ist das Spoofing, bei dem falsche GPS-Daten gesendet werden, um die Drohne an einen anderen Ort zu täuschen. Allerdings sind moderne Drohnen oft mit technologischen Lösungen ausgestattet, die eine solche Störung erkennen und darauf reagieren können. Sie nutzen mehrere Navigationssysteme gleichzeitig oder wechseln die Frequenzen, wodurch sie schwerer zu neutralisieren sind.

Der Stand der Drohnenabwehr in der Schweiz

In der Schweiz wurden bereits verschiedene Abwehrsysteme getestet, insbesondere im Rahmen von Polizeieinsätzen oder zum Schutz grossangelegter Veranstaltungen. Allerdings scheint eine flächendeckende Lösung für militärische Szenarien noch nicht zur Verfügung zu stehen. Das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) hat im letzten Jahr Sensoren und Führungssysteme geprüft, die dazu dienen sollen, Drohnen durch Funk- oder GPS-Störung zu neutralisieren. Auch mobile Kleinsysteme wurden erprobt, die flexibel bei Einsätzen von Polizei oder Rettungsdiensten eingesetzt werden können.

Ausblick: Zukunft der Drohnenabwehr in der Schweiz

Trotz der bisherigen Tests bleibt abzuwarten, welche konkreten Schritte die Schweiz unternehmen wird, um ihre Abwehrkapazitäten zu stärken. Laut Siegwart handelt es sich bislang hauptsächlich um Versuche, die jedoch mit der bevorstehenden Armeebotschaft 2027 in eine ernsthafte Phase überführt werden sollen. Geplant ist die Beschaffung eines leistungsfähigen und zukunftssicheren Drohnenabwehrsystems, um bestehende Sicherheitslücken zu schliessen und die Verteidigungsfähigkeit der Schweiz zu verbessern.

Fazit

Die Bedrohung durch Drohnen ist für die Schweiz eine ernsthafte Angelegenheit, die sorgfältige Überlegungen und engagierte Lösungen erfordert. Während es technische Möglichkeiten gibt, um Drohnen abzuschiessen oder zu stören, müssen die damit verbundenen Risiken und Herausforderungen umfassend betrachtet werden. Die Schweiz steht vor der Aufgabe, ihre Verteidigungsstrategien zu verbessern und innovative Lösungen zu entwickeln, um den sich wandelnden Bedrohungen durch Drohnen effizient begegnen zu können.

Paul Steiner
Paul Steiner
Paul Steiner schreibt bei Nachhaltiger24 über klimaschutz & umweltpolitik – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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