In der Schweiz ist der Wunsch zu sparen weit verbreitet, die Realität sieht jedoch oft anders aus. Eine aktuelle Umfrage der Baloise zeigt, dass nur 47 Prozent der Schweizer in den letzten sechs Monaten regelmässig Geld zur Seite legen konnten. Besonders hohe Fixkosten stellen für viele ein erhebliches Hindernis dar. Dieser Artikel beleuchtet die Ergebnisse der Umfrage und gibt Einblicke in die unterschiedlichen Sparverhalten der Altersgruppen sowie wertvolle Tipps von Experten.
Wichtigkeit des Sparens und tatsächliche Erfolge
Die Umfrage von Baloise hat über 2000 Personen befragt und ergab, dass 79 Prozent der Befragten regelmässiges Sparen für wichtig erachten. Dennoch konnten nur 47 Prozent tatsächlich Geld sparen. Die häufigsten Gründe für das Scheitern sind hohe Fixkosten, die 30 Prozent der Befragten als das grösste Hindernis angeben. Diese Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit wirft Fragen auf.
Finanzielle Zufriedenheit im Alter
Trotz der Schwierigkeiten beim Sparen fühlen sich 57 Prozent der Befragten derzeit finanziell wohl, was häufig auf Einkommen oder Rücklagen zurückzuführen ist. Ein bemerkenswerter Unterschied zeigt sich zwischen den Altersgruppen: Während sich nur 43 Prozent der unter 30-Jährigen finanziell abgesichert fühlen, sind es bei den Pensionierten 70 Prozent. Diese Unterschiede tragen zur Skepsis der Jüngeren bei. Nur 44 Prozent von ihnen blicken gelassen auf ihre finanzielle Situation im Alter. 24 Prozent bringen sogar Zweifel an der Sicherheit des Rentensystems und 20 Prozent fürchten eine zu tiefe Rente zur Sprache.
Der Traum von der Frühpensionierung
Trotz der finanziellen Unsicherheiten träumen über die Hälfte der schweizerischen Bevölkerung von einem frühen Ruhestand. Allerdings setzen nur wenige diesen Wunsch in die Tat um. Lediglich 7 Prozent der 30- bis 44-Jährigen und 15 Prozent der 45- bis 59-Jährigen planen aktiv für eine Frühpensionierung. Unter den bereits Pensionierten hat sich immerhin ein Viertel den Wunsch erfüllt, während 13 Prozent freiwillig weiterhin arbeiten. 3 Prozent sind gezwungen, auch im Rentenalter zu arbeiten, was die finanziellen Herausforderungen verdeutlicht.
Beliebtheit der Sparkonten
Die Umfrage zeigt auch, dass das klassische Sparkonto nach wie vor dominierend ist: 71 Prozent der Befragten besitzen ein solches Konto. Zudem haben 52 Prozent ein Säule 3a-Konto, 31 Prozent nutzen ein 3a-Konto mit Wertschriftenlösung und 24 Prozent setzen auf Aktien- oder ETF-Sparpläne. Über die Hälfte (54 Prozent) der Befragten zahlt jährlich in die Säule 3a ein, wobei viele den Maximalbetrag nutzen.
Altersgruppenspezifische Unterschiede im Sparverhalten
- 15–29 Jahre: Unsicher und mit grossen Träumen
45 Prozent konnten zuletzt Geld sparen. Allerdings leben über ein Drittel am finanziellen Limit. Die Altersvorsorge ist noch kein zentrales Thema, und weniger als die Hälfte zahlt in die Säule 3a ein. Interessanterweise investieren die bis 22-Jährigen am meisten in Aktien- oder ETF-Sparpläne (39 Prozent). - 30–44 Jahre: Sparen trotz hoher Ausgaben
In dieser Lebensphase sind hohe Ausgaben für Wohnen und Familie an der Tagesordnung. Dennoch konnte jede zweite Person in den letzten sechs Monaten Geld beiseitelegen. 76 Prozent zahlen in die Säule 3a ein, 62 Prozent führen ein klassisches 3a-Konto. - 45–59 Jahre: Fokus auf Vorsorge
53 Prozent dieser Altersgruppe konnten kürzlich Geld sparen. Die Säule 3a ist hier mit 66 Prozent beliebter als in jüngeren Altersgruppen. Der Hauptvorteil der Säule 3a wird von 80 Prozent der Befragten in der Steuerersparnis gesehen. - 60–79 Jahre: Zufrieden, aber rückblickend kritisch
Obwohl sich Pensionierte finanziell am wohlsten fühlen, würden 37 Prozent ihre Vorsorgeplanung rückblickend anders gestalten. Viele hätten frühzeitiger mit dem Sparen beginnen oder andere Anlageformen wählen sollen.
Expertenrat zum Sparen
Phillip Frei, Geschäftsführer der Budgetberatung Schweiz, gibt wertvolle Tipps für effektives Sparen. Er betont die Wichtigkeit eines klaren Plans und den idealen Zeitpunkt, früh mit dem Sparen zu beginnen – am besten mit dem ersten Lohn. Wer frühzeitig spart, gewöhnt sich daran, nicht alles sofort auszugeben, und profitiert vom Zinseszinseffekt.
Sichere Vorgehensweise beim Sparen
Eine klare Zielsetzung ist entscheidend: Ob für die Altersvorsorge, ein Eigenheim oder eine Reise – es muss klar sein, wofür gespart wird. Das passende Produkt sollte dann gewählt werden, idealerweise nach einer professionellen Beratung. Typische Fehler beim Sparen sind unrealistische Ziele: Viele setzen sich zu hohe Vorgaben und streichen alle Freizeit-Ausgaben, was nur schwer durchzuhalten ist.
Der Umgang mit geringen Einkommen
Für Personen mit niedrigem Einkommen ist ehrliches Budgetieren besonders wichtig. Auch kleine Beträge, wie 50 Franken pro Monat, können auf lange Sicht eine positive Wirkung entfalten. Es ist besser, regelmässig kleine Summen zu sparen, als gar nicht zu sparen.
Fazit
Das Sparverhalten der Schweizer zeigt signifikante Unterschiede zwischen den Altersgruppen und stellt viele vor Herausforderungen. Trotz der allgemeinen Einsicht in die Wichtigkeit des Sparens gelingt es vielen nicht, regelmässig Geld zur Seite zu legen. Mit der richtigen Planung und realistischen Zielen kann jeder jedoch einen Beitrag zu seiner finanziellen Sicherheit leisten. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Bewusstsein für das Thema Sparen weiter verbreitet und mehr Menschen in der Lage sind, für die Zukunft vorzusorgen.