Stabilität des EU-Stromnetzes trotz hoher Einspeisung von Erneuerbaren – Ursachen des spanischen Blackouts

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Im Rahmen des kontinuierlichen Ausbaus erneuerbarer Energien in Europa zeigt sich eine bemerkenswerte Entwicklung: Am vergangenen Wochenende erreichte die regenerative Kraftwerksleistung der EU nahezu 200.000 MW. Dies steht im deutlichen Kontrast zu den konventionellen Kraftwerken, die lediglich rund 78.000 MW zur Verfügung stellten. Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur das Potenzial der erneuerbaren Energien, sondern auch die Herausforderungen, die mit der Integration dieser Technologien in ein bestehendes Stromnetz verbunden sind.

Wachstum der Erneuerbaren Energien in Europa

Die Europäische Union hat sich ehrgeizige Ziele für die Nutzung erneuerbarer Energien gesetzt. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil des Stroms aus diesen Quellen auf mindestens 69 Prozent steigen, während der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch der EU auf 42,5 Prozent gesteigert werden soll. Diese Ziele sind Teil des übergeordneten Vorhabens, eine nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung zu erreichen.

Am 4. Oktober 2025 erreichte die EU-Spitze einen Kraftwerksbedarf von rund 275.000 MW. Von dieser Menge lieferten erneuerbare Energien, hauptsächlich durch Wind- und Solarenergie, etwa 200.000 MW. Die Windkraft alleine trug in den Abendstunden bis zu 120.000 MW bei, während die Solaranlagen zu Mittagszeiten über 80.000 MW erzeugten. Im Vergleich dazu leisteten konventionelle Kraftwerke wie Atom-, Gas- und Kohlekraftwerke lediglich 75.000 MW.

Der Blackout in Spanien: Ein multifaktorielles Problem

Am 28. April 2025 kam es in Spanien zu einem weitreichenden Stromausfall, der zunächst fälschlicherweise den erneuerbaren Energien zugeschrieben wurde. Ein Bericht der spanischen Regierung vom 17. Juni 2025 stellte jedoch klar, dass weder Wind- noch Solaranlagen noch Cyberangriffe für den Blackout verantwortlich waren. Vielmehr waren mehrere Faktoren ursächlich für den Vorfall.

Das zuerst in den Fokus gerückte Problem war der Ausfall eines Wärmekraftwerks, das notwendig für die Spannungsregelung war. Vor dem Vorfall meldete eines von zehn geplanten Wärmekraftwerken seine Nichtverfügbarkeit. Der Netzbetreiber Red Eléctrica versuchte zwar, das Kraftwerk umzuplanen, jedoch wurde kein Ersatz eingeplant. Ab etwa 9 Uhr bestand Instabilität im Netz, die sich nach 10:30 Uhr weiter verschärfte.

Um 12:03 Uhr kam es dann zu einer atypischen Spannungsschwankung, die durch das fehlerhafte Verhalten einer einzelnen Anlage verursacht wurde. Die eingeleiteten Gegenmassnahmen führten unerwartet zu einer weiteren Spannungserhöhung. Die Stabilität hätte durch Aktivierung eines weiteren Kraftwerks im Süden Spaniens sichergestellt werden sollen, jedoch dauerte diese Aktivierung rund 90 Minuten. Das führte zu einem beschleunigten Blackout, da mehrere für die Spannungsregelung vorgesehenen Anlagen nicht korrekt reagierten.

Die Rolle des europäischen Stromnetzes

Der Vorfall in Spanien verdeutlicht die Wichtigkeit stabiler Regelungs- und Steuerungsprozesse im europäischen Stromnetz. Obwohl das Netz in der Lage ist, sehr hohe Einspeisungen aus erneuerbaren Energiequellen zu bewältigen, ist ein stabiler Betrieb nur möglich, wenn ausreichende Reservekapazitäten vorhanden sind und die Spannungsregelung sowie die Netzsteuerung effektiv funktionieren.

Dies gilt unabhängig davon, ob es sich um erneuerbare oder konventionelle Kraftwerke handelt. Der Blackout in Spanien zeigt, wie anfällig das Netz gegenüber planungs- und steuerungsbedingten Schwächen ist. Der Zusammenschluss erneuerbarer und konventioneller Energien muss daher sorgfältig geplant werden, um die Stabilität des gesamten Systems zu gewährleisten.

Schlussfolgerung

Die Entwicklungen im europäischen Stromnetz und die Herausforderungen, die der Blackout in Spanien mit sich brachte, sind ein deutlicher Hinweis auf die Notwendigkeit, sowohl die Infrastruktur als auch das Management von Energiequellen zu optimieren. Mit der stetig wachsenden Einspeisung erneuerbarer Energien wird es unerlässlich, dass die Netzbetreiber auf mögliche Schwachstellen reagieren und ihre Strategien entsprechend anpassen.

Die Fähigkeit der EU, auch bei extrem hohen Einspeisungen von 200.000 MW aus erneuerbaren Quellen eine stabile Energieversorgung sicherzustellen, ist grundsätzlich ein positives Zeichen. Dennoch ist es entscheidend, aus den Vorkommnissen wie dem spanischen Blackout zu lernen, um zukünftige Vorfälle zu vermeiden und das Vertrauen in die Energiewende zu stärken.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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