Türkische Mafia breitet sich in Europa aus – und erreicht auch die Schweiz

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Quelle: Pixabay (Pixabay License) · © AlLes · mafia

Die jüngsten Ermittlungen europäischer Sicherheitsbehörden zeichnen ein beunruhigendes Bild: Türkische Mafiaorganisationen wie die Daltons, Red Kits, Casperlar oder Cirkinler expandieren zunehmend ausserhalb der Türkei – mit Strukturen, die längst nicht mehr lokal, sondern grenzüberschreitend und hochgradig vernetzt agieren.
Polizeidossiers aus Italien, Deutschland und der Schweiz bestätigen: Diese Gangs sind mittlerweile auch hierzulande aktiv.


1. Die Daltons – ein Netzwerk mit europäischer Reichweite

Laut italienischen Ermittlungsunterlagen, auf die sich der «Focus» beruft, gehört die Dalton-Gang zu den zentralen Akteuren der türkischen organisierten Kriminalität in Europa. Sie operiert in den Bereichen:

  • Waffenhandel

  • Drogenhandel

  • Schutzgelderpressung

  • Gewaltkriminalität

  • Rekrutierung Minderjähriger via Social Media

Die Gruppe ist lose organisiert, aber stark hierarchisch geprägt – entscheidend ist die Loyalität zum Anführer.


2. Gewalt eskaliert – Beispiel Hannover

Ende Oktober rückte die Dalton-Gang in Deutschland erneut in den Fokus, als es in der Hannoveraner Innenstadt zu einer Schiesserei kam.

Dabei:

  • wurde ein 27-jähriger türkischer Staatsbürger getötet,

  • mehrere Personen verletzt,

  • und türkische Medien ordneten das Ereignis einem Revierkampf zwischen den Daltons und einem kurdischen Glücksspiel-Clan zu.

Diese Interessenkonflikte zwischen türkischen und kurdischen Gruppierungen treten in Europa zunehmend offen zutage – oft mitten in zivilem Umfeld.


3. Spur führt in die Schweiz – sogar über Schweizer Telefonnummern

Laut «Focus» meldete sich ein Sprecher der Dalton-Gang über eine Schweizer WhatsApp-Nummer.
Er bestätigte:

  • das Opfer sei „respektlos“ gegenüber der Dalton-Familie gewesen,

  • der nächste Anschlag richte sich gegen einen kurdischen Geschäftsmann in Berlin.

Dass ein mutmassliches Dalton-Mitglied über eine Schweizer Nummer kommuniziert, zeigt, dass Teile der Organisation offenbar logistische oder kommunikative Strukturen in der Schweiz nutzen – sei es für Rekrutierung, Koordination oder Finanzströme.

Schweizer Behörden äussern sich offiziell zurückhaltend, bestätigen jedoch informell eine Zunahme türkisch-nationalistischer Gruppierungen in der hiesigen Unterwelt.


4. Der Kopf der Bande: Baris Boyun

Anführer Barış Boyun (41) wurde 2023 in Italien festgenommen – in einer Wohnung, die italienische Ermittler zuvor umfassend verwanzt hatten.
Aus den Abhörprotokollen geht hervor:

  • Boyun soll ein terroristisch organisiertes Netzwerk aufgebaut haben,

  • das sowohl in der Türkei als auch in Europa Anschläge plante,

  • und über Strukturen in der Schweiz und Deutschland verfügte.

Obwohl Boyun unter Hausarrest steht, gilt sein Netzwerk weiterhin als aktiv und gefährlich. Viele seiner engsten Vertrauten operieren noch immer in Europa – teilweise anonym, teilweise über Social Media.


5. Interpol warnt: „Kartelle wie globale Holdings“

Jürgen Stock, ehemaliger Generalsekretär von Interpol, warnt seit Jahren vor einer dramatischen Internationalisierung regionaler Banden:

„Die 15 gefährlichsten Kartelle der Welt sind mittlerweile auf allen Erdteilen präsent – organisiert wie globale Holdings.“

Insbesondere türkische Gruppierungen nutzen laut Interpol:

  • digitale Kommunikationswege,

  • Tiktok-Rekrutierung,

  • Schmuggelrouten durch Griechenland, Bulgarien und Italien,

  • professionelle Geldwäsche-Netzwerke in Westeuropa.

Stock warnt, dass diese Strukturen „das Potenzial haben, auch entwickelte Staaten zu destabilisieren“, wenn Behörden nicht enger zusammenarbeiten.


6. Rekrutierung über TikTok – Minderjährige im Visier

Ein besonders beunruhigender Trend ist die systematische Rekrutierung Minderjähriger.
Auf TikTok verbreiten Banden wie:

  • Red Kits

  • Casperlar (Kasper)

  • Cirkinler (die Hässlichen)

  • und die Daltons

Kurzvideos, die:

  • Geld, Waffen und Gewalt verherrlichen,

  • „Gangster-Status“ versprechen,

  • Jugendlichen schnelle Gewinne anbieten,

  • Konflikte als „Ehre“ oder „Familienpflicht“ darstellen.

Viele der rekrutierten Teenager sind unter 18 Jahre alt und daher nicht voll strafmündig – ein bewusst ausgenutzter Faktor.

Nach Angaben türkischer Behörden wurden in den letzten Jahren mehrere Dutzend Minderjährige festgenommen, die:

  • aus fahrenden Autos auf Rivalen schossen,

  • Angriffe filmten,

  • ihre Taten über TikTok oder Instagram verbreiteten.

Diese Methoden übertragen sich nun zunehmend auf Europa.


7. Waffenströme nach Europa – Schmuggelrouten aktiv

Die Verbindungen reichen weit über Social Media hinaus.
Griechische Medien berichteten im Oktober, dass die Polizei nahe der türkisch-griechischen Grenze:

  • 13 Personen (6 Frauen, 7 Männer) festnahm

  • 147 Glock-Pistolen

  • 190 Magazine

beschlagnahmte – vermutlich bestimmt für Netzwerke in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden.

Interpol geht davon aus, dass türkische Gruppen mittlerweile Teil hochprofessioneller Waffenhandelsketten sind, die über die Balkanroute operieren.


8. Lage in der Schweiz – unterschätzt und wenig diskutiert

Offizielle Schweizer Kriminalstatistiken nennen türkische Gangs selten direkt – meist verstecken sie sich hinter neutralen Kategorien wie „organisierte Kriminalität ausländischer Gruppierungen“.

Fachleute gehen jedoch davon aus:

  • dass die Schweiz Transitland für Waffen und Drogen ist,

  • dass Teile der Strukturen Geldwäsche und Finanztransaktionen über die Schweiz abwickeln,

  • dass Rekrutierungsnetzwerke auch in Schweizer Städten aktiv sind, insbesondere in:

    • Zürich

    • Bern

    • Basel

    • Winterthur

Die Nutzung einer Schweizer WhatsApp-Nummer durch ein Dalton-Mitglied gilt als weiteres Indiz.


9. Warum dieses Thema Europa beschäftigt

Die türkische Mafia unterscheidet sich von klassischen Clans:

  • Sie ist transnational, nicht lokal

  • Sie nutzt moderne Medien, nicht nur Strassenmilieus

  • Sie agiert militärisch organisiert, nicht nur opportunistisch

  • Sie operiert parallel in Türkei, Deutschland, Schweiz, Italien, Niederlande, Österreich, UK

Diese Strukturen sind hochgradig schwer zu zerschlagen – denn sie sind beweglich, digital vernetzt und extrem gewaltbereit.


Fazit: Eine unterschätzte Gefahr – auch für die Schweiz

Die Ausbreitung türkischer Mafiaorganisationen in Europa ist kein Randphänomen mehr.
Sie sind:

  • professionell organisiert,

  • brutal in ihren Methoden,

  • europaweit vernetzt,

  • technisch versiert,

  • und zunehmend jugendfokussiert.

Für die Schweiz ist das Thema besonders relevant, weil sie:

  • logistisch günstig liegt,

  • als Finanzdrehscheibe attraktiv ist,

  • und durch Social Media auch als Rekrutierungsraum dient.

Experten fordern daher:

  • bessere internationale Polizeikooperation,

  • härtere Bekämpfung digitaler Rekrutierung,

  • schnellere Informationswege,

  • sowie konsequente Strafverfolgung grenzüberschreitender Strukturen.

Denn eines ist klar:
Die türkischen Gangs sind längst in Europa angekommen – und sie verschwinden nicht von selbst.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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