Wie Kinder durch eine positive Ernährungseinstellung mehr Gemüse essen können

Date:

Quelle: Pixabay (Pixabay License) · © ShotRAV · Kinder gesundes Essen

Die Ernährung von Kindern ist ein zentrales Anliegen vieler Eltern. Oft sind es die Gemüsesorten, die bei den Kleinen auf wenig Begeisterung stossen. Dr. med. Vitor Gatinho, Kinderarzt und Influencer mit über 800.000 Followern auf Instagram, gibt wertvolle Einblicke, wie Eltern ihren Kindern helfen können, eine gesunde Einstellung zu Lebensmitteln zu entwickeln und mehr Gemüse auf den Tisch zu bringen.

Die Rolle der Nachahmung

„Kinder lernen über Nachahmung – nicht über Erziehung“, erklärt Dr. Gatinho. Er betont, dass Eltern durch ihr eigenes Essverhalten einen positiven Einfluss auf ihre Kinder haben können. Essenszeiten sollten nicht als Pflicht wahrgenommen werden, sondern als gemeinsames Erlebnis. Wenn Kinder sehen, dass ihre Eltern Freude am Essen haben und bereit sind, Neues auszuprobieren, sind sie eher geneigt, ebenfalls mehr Gemüse zu probieren.

Geduld ist gefragt

Eine der grössten Herausforderungen für Eltern besteht darin, Kinder für Gemüse zu begeistern, insbesondere wenn sie anfangs ablehnend reagieren. Dr. Gatinho rät dazu, Geduld zu zeigen. „Die meisten Kinder brauchen zehn bis fünfzehn Begegnungen mit einem neuen Lebensmittel, bevor sie es annehmen“, sagt er. Dieser Prozess kann zeitaufwendig sein, jedoch ist es entscheidend, in dieser Phase Vertrauen zu schaffen.

Einbeziehen ist der Schlüssel

Statt Gemüse zu verstecken, empfiehlt der Kinderarzt, die Kinder aktiv in die Zubereitung von Speisen einzubeziehen. „Wenn Kinder schneiden, würzen oder abschmecken dürfen, entsteht mehr Interesse“, erklärt Dr. Gatinho. Ausserdem könne man Gemüse mit Namen, Geschichten oder Farben versehen, um die Neugier zu wecken.

Der richtige Umgang mit Süssigkeiten

Ein oft schwieriges Thema ist der Umgang mit Süssigkeiten. Dr. Gatinho betont, dass Süsses zum Leben dazugehört, solange der Umgang damit bewusst erfolgt. Kinder sollten lernen, dass Süssigkeiten kein Verbotsthema sind. Er empfiehlt feste Zeiten für kleine Süssigkeiten statt ständigem Naschen. „Wichtig ist, dass Süsses nicht mit Trost oder Belohnung verknüpft wird, um emotionale Überlagerungen zu vermeiden“, so der Kinderarzt.

Vegetarische und vegane Ernährung

Ein weiterer häufiger Punkt, der Eltern beschäftigt, ist, ob eine vegetarische oder vegane Ernährung für Kinder unbedenklich ist. Dr. Gatinho stellt fest, dass vegetarische Ernährung problemlos möglich ist, solange sie abwechslungsreich gestaltet wird. Bei veganer Ernährung müsse man jedoch auf eine gezielte Nährstoffzufuhr achten, insbesondere bezüglich Vitamin B12, Eisen, Zink, Kalzium und Omega-3-Fettsäuren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt bei einer veganen Ernährung im Kindesalter regelmässige Blutkontrollen und gegebenenfalls eine Supplementierung.

Einfluss der Ernährung auf spätere Essgewohnheiten

Die frühkindlichen Ernährungserfahrungen haben einen nachhaltigen Einfluss auf das Essverhalten im späteren Leben. Dr. Gatinho erläutert, dass Kinder, die eine breite Geschmacksvielfalt kennenlernen und Essen mit positiven Emotionen verbinden, in der Regel ein stabileres Essverhalten entwickeln. Strenge Regeln und Druck hingegen können zu Stress und späteren Essstörungen führen.

Bewegung und kognitive Entwicklung

Ein weiterer Aspekt, der oft vernachlässigt wird, ist die körperliche Aktivität. Dr. Gatinho empfiehlt, dass Kinder laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens 60 Minuten pro Tag körperlich aktiv sein sollten. Bewegung fördert nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die kognitive Entwicklung. Studien zeigen, dass Kinder, die sich regelmässig bewegen, sich besser konzentrieren und lernen können.

Umgang mit sozialen Medien

In der heutigen Zeit spielen soziale Medien eine bedeutende Rolle im Leben von Kindern und Jugendlichen. Dr. Gatinho warnt, dass soziale Medien das Körperbild junger Menschen massiv prägen können. Daher ist es wichtig, dass Eltern ihre Kinder im Umgang mit Plattformen wie Instagram und YouTube begleiten und ihnen helfen, ein gesundes Selbstbild zu entwickeln.

Die Botschaft von „Bluey“

Dr. Gatinho ist auch aktiv im Rahmen des „Bluey Tags“ auf Disney Channel, wo er in unterhaltsamen Clips über Ernährung und Gesundheit aufklärt. „Bluey“ ist eine australische Animationsserie, die Familienleben und kindliche Entwicklung thematisiert. Die Serie hebt hervor, dass Spielen gleichbedeutend mit Lernen ist und dass es in Familien um Miteinander und nicht um Perfektion geht.

Schlussfolgerung

Abschliessend empfiehlt Dr. Gatinho, dass Gesundheit nicht durch Perfektion, sondern durch Balance entsteht. Kinder brauchen Bewegung, Nähe, Spiel und gemeinsames Essen, um gesund aufzuwachsen. Ein offenes, kommunikatives Umfeld in der Familie fördert nicht nur die Beziehung zwischen Eltern und Kindern, sondern auch eine gesunde Einstellung zu Lebensmitteln und körperlicher Aktivität.

Redaktion
Redaktion
Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

Diesen Post teilen

Anmelden

Popular

More like this
Related

Neues Licht auf den Tyrannosaurus rex: Nanotyrannus als eigenständige Dinosaurier-Art identifiziert

Eine lange Diskussion unter Paläontologen findet endlich ein Ende:...

Atomkraft in der Schweiz: Politische Debatte über die Zukunft der Energieversorgung

Die Diskussion um die Atomkraft in der Schweiz ist...

Gesunde Beilage: Warum Gerste Reis überlegen ist

Einleitung Viele Menschen haben sich an...

???? Mini-AKW im Container: Was das Copenhagen-Atomics-Projekt am PSI für die Schweiz bedeutet

Das Paul-Scherrer-Institut (PSI) testet gemeinsam mit dem dänischen Start-up...