Erneuerbare Energien 2024: Rekordwachstum bei Solar- und Windkraft – Die Rolle der Schweiz in der Energiewende
Die Schweiz befindet sich, wie viele Länder weltweit, mitten in einer bedeutenden Transformation ihres Energiesystems. Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist ein zentraler Bestandteil dieser Veränderung, um den Anforderungen des Pariser Klimaabkommens gerecht zu werden und eine nachhaltige Energieversorgung für zukünftige Generationen zu gewährleisten. Im Jahr 2024 zeichnen sich in der Schweiz wie auch global besonders grosse Fortschritte bei der Nutzung von Solar- und Windkraft ab. Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklungen in der Schweiz im Zusammenhang mit dem Rekordwachstum dieser Technologien, die Herausforderungen sowie die Rolle des Landes in der internationalen Energiewende.
Die Schweizer Energiestrategie 2050
Die Schweiz hat sich mit ihrer Energiestrategie 2050 ambitionierte Ziele gesetzt. Diese Strategie umfasst Massnahmen zur Förderung der erneuerbaren Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz, um den Ausstieg aus der Atomkraft und die Reduktion der CO2-Emissionen zu erreichen. Ein Kernpunkt ist die verstärkte Nutzung von Solar- und Windenergie.
Gemäss dem Bundesamt für Energie (BFE) sollen bis zum Jahr 2050 bis zu 24 Terawattstunden (TWh) Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Dieser Übergang ist essenziell, da sich die Schweiz in den kommenden Jahrzehnten von der Kernenergie verabschieden und gleichzeitig die fossilen Brennstoffe drastisch reduzieren will. Schon im Jahr 2024 zeigt sich, dass besonders die Solarenergie eine herausragende Rolle in der Erreichung dieser Ziele spielt.
Rekordwachstum bei der Solarenergie in der Schweiz
Die Solarenergie erlebt weltweit ein Rekordwachstum, und auch die Schweiz verzeichnet einen erheblichen Anstieg. Im Jahr 2024 ist die Photovoltaik in der Schweiz zu einem wichtigen Pfeiler der Energieversorgung geworden. Laut einer Studie des Schweizerischen Fachverbands für Sonnenenergie (Swissolar) wurden 2023 rund 1,2 Gigawatt (GW) neue Solaranlagen installiert – ein Rekord. Die gesamte installierte Leistung von Solaranlagen in der Schweiz beträgt mittlerweile über 5 GW, was einen erheblichen Beitrag zur Stromversorgung des Landes leistet.
Solarenergie ist insbesondere aufgrund der geografischen Bedingungen in der Schweiz sehr attraktiv. Während des Sommerhalbjahres, wenn die Wasserkraft durch niedrige Pegelstände der Flüsse weniger effizient ist, kann die Solarenergie die Stromversorgung stabilisieren. Die hohen Sonneneinstrahlungen in alpinen Regionen und die stetig sinkenden Kosten für Solarmodule machen Solarstrom wirtschaftlich immer attraktiver. Ein zusätzlicher Vorteil ist die dezentrale Erzeugung, die es Haushalten, Unternehmen und Gemeinden ermöglicht, ihren eigenen Strom zu produzieren und den Überschuss ins Netz einzuspeisen.
Weitere Informationen zur Entwicklung der Solarenergie in der Schweiz findest du hier.
Die Herausforderungen des Solarbooms
Trotz des Erfolgs gibt es auch Herausforderungen, die der Solarboom mit sich bringt. Eine der grössten ist die Frage der Speicherung. Da die Sonne nicht rund um die Uhr scheint, ist es notwendig, den erzeugten Strom zu speichern, um eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen. Die Schweiz investiert daher verstärkt in die Forschung und Entwicklung von Batteriespeichern sowie in innovative Ansätze wie die Pumpspeicherkraftwerke, die überschüssigen Strom speichern und bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen können.
Ein weiteres Hindernis ist der Platzmangel in dicht besiedelten Gebieten. Die Schweiz hat zwar viele Gebäude mit geeigneten Dächern für Solaranlagen, doch nicht jedes Dach ist technisch oder wirtschaftlich sinnvoll für die Installation. Deshalb wird zunehmend auch der Bau von Solarparks in ungenutzten Gebieten wie stillgelegten Industrieflächen oder auf grossen Freiflächen in Erwägung gezogen.
Zudem gibt es Widerstände aus der Bevölkerung und von Naturschutzorganisationen, die befürchten, dass der Bau grosser Solar- und Windparks die Landschaft und Biodiversität negativ beeinflusst. Ein sorgfältiger Umgang mit diesen Bedenken und der Schutz der Natur sind daher zentral für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz.
Windenergie: Potenzial für Wachstum
Neben der Solarenergie gewinnt auch die Windkraft in der Schweiz zunehmend an Bedeutung. Während die Schweiz im europäischen Vergleich bisher weniger Windkraft nutzt, gibt es auch in diesem Bereich klare Fortschritte. In den letzten Jahren sind neue Windkraftprojekte hinzugekommen, und auch der Ausbau bestehender Anlagen schreitet voran.
Laut dem Bundesamt für Energie könnte die Windkraft in der Schweiz jährlich bis zu 4 TWh Strom erzeugen, was etwa 7 % des jährlichen Stromverbrauchs decken würde. Die grössten Potenziale für die Windenergie liegen in den Alpen und im Jura, wo besonders günstige Windverhältnisse herrschen. Die Schweiz hat dabei den Vorteil, dass Windkraft auch im Winter effektiv Strom liefern kann, wenn die Sonnenstunden reduziert sind und der Strombedarf aufgrund der Heizsaison besonders hoch ist.
Ein prominentes Beispiel ist das Windkraftprojekt Mont Crosin im Berner Jura, das als eines der grössten Windkraftwerke der Schweiz gilt. Die 16 installierten Windturbinen liefern jährlich Strom für etwa 16.000 Haushalte. Weitere Projekte in Graubünden und der Zentralschweiz sind ebenfalls in Planung.
Mehr Informationen zu Schweizer Windkraftprojekten findest du hier.
Die gesellschaftliche Debatte: Akzeptanz und Partizipation
Während das technologische Potenzial für den Ausbau der erneuerbaren Energien unbestritten ist, steht die Akzeptanz in der Bevölkerung im Mittelpunkt der Diskussionen. Windkraftanlagen stossen teilweise auf Widerstand, insbesondere in landschaftlich sensiblen Regionen. Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, setzen viele Projekte auf Bürgerbeteiligung. Durch Modelle, bei denen Gemeinden oder Bürger direkt an den Erlösen von Solar- oder Windparks beteiligt werden, steigt die lokale Zustimmung deutlich.
Auch die Einbindung von Umweltverbänden und die Sicherstellung, dass der Ausbau von erneuerbaren Energien im Einklang mit dem Naturschutz erfolgt, sind essenziell. In der Schweiz gibt es zahlreiche Beispiele erfolgreicher Kooperationen zwischen Energieunternehmen, Gemeinden und Umweltorganisationen, die als Vorbild für zukünftige Projekte dienen können.
Speicherlösungen als Schlüssel zur Stabilisierung des Netzes
Eine der grössten Herausforderungen für das Schweizer Energiesystem bleibt die Speicherung von erneuerbarer Energie. Während Pumpspeicherkraftwerke bereits seit Jahrzehnten erfolgreich genutzt werden, um überschüssigen Strom aus Wasserkraft zu speichern, reicht dies in Zukunft möglicherweise nicht aus. Mit dem Anstieg der Stromproduktion aus Solar- und Windenergie ist der Bedarf an innovativen Speichertechnologien stark gestiegen.
Batteriespeicher spielen hier eine Schlüsselrolle. In der Schweiz wird intensiv an der Entwicklung und Implementierung solcher Technologien gearbeitet, um eine sichere und effiziente Stromversorgung zu gewährleisten. Zudem gibt es Überlegungen, die Infrastruktur des Stromnetzes zu modernisieren und an die schwankende Produktion von erneuerbaren Energien anzupassen. Das sogenannte Smart Grid – ein intelligentes Stromnetz – könnte dabei helfen, Angebot und Nachfrage in Echtzeit auszugleichen und damit die Effizienz des gesamten Systems zu steigern.
Internationale Zusammenarbeit und die Rolle der Schweiz
Die Schweiz ist ein relativ kleines Land, aber sie nimmt durch ihre Innovationskraft und ihre Position im Herzen Europas eine wichtige Rolle in der globalen Energiewende ein. Insbesondere im Bereich der Forschung und Entwicklung gehört die Schweiz zu den führenden Ländern. Die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, insbesondere im Rahmen der Europäischen Energiegemeinschaft, ist entscheidend für die Weiterentwicklung von Technologien und die Integration erneuerbarer Energien in das europäische Stromnetz.
Auch die enge Zusammenarbeit mit Nachbarländern im Bereich der Wasserkraft, die nach wie vor eine wichtige Rolle im Schweizer Energiemix spielt, trägt zur Stabilität des Energiesystems bei. Die Schweiz dient hierbei oft als Speicherbatterie Europas, da überschüssiger Strom aus den Nachbarländern in den Schweizer Pumpspeicherkraftwerken gespeichert und bei Bedarf wieder abgegeben wird.
Fazit: Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch
Im Jahr 2024 verzeichnet die Schweiz ein Rekordwachstum bei der Nutzung von Solar- und Windkraft. Die Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Speicherung und der Akzeptanz von Grossprojekten, sind weiterhin vorhanden, doch die technologischen Fortschritte und die gesellschaftliche Debatte zeigen, dass die Schweiz auf einem guten Weg ist, ihre Klimaziele zu erreichen.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch eine Chance für die Schweiz, ihre Position als Innovationsstandort zu festigen und gleichzeitig ihre Energieunabhängigkeit zu stärken. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Energiewende weiter voranzutreiben und die Schweiz zu einem Vorreiter in der Nutzung erneuerbarer Energien zu machen.
Weitere Informationen zur Energiestrategie der Schweiz findest du hier.