Schlechte Haselnuss-Ernte in Italien: Auswirkungen auf Nutella-Preise befürchtet

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Quelle: Pixabay (Pixabay License) · © Alexas_Fotos · Nutella

Die Haselnuss-Ernte in Italien ist dieses Jahr katastrophal ausgefallen und stellt eine grosse Herausforderung für die Lebensmittelindustrie dar. Insbesondere für das beliebte Produkt Nutella dürfte sich die missliche Lage bemerkbar machen. Experten rechnen mit einem Anstieg der Preise für Haselnussprodukte, was auch für Konsumenten in Deutschland, der Schweiz und anderen europäischen Ländern erhebliche Folgen haben könnte.

Schlechte Ernte und ihre Ursachen

Die Ernte von Haselnüssen in Italien ist für dieses Jahr abgeschlossen, und die Ergebnisse sind alarmierend. Nach den Schätzungen grosser Landwirtschaftsverbände wurden nur etwa 70’000 Tonnen Haselnüsse geerntet – das ist die schlechteste Ausbeute seit Jahrzehnten und entspricht nur der Hälfte der durchschnittlichen Ernte vergangener Jahre. Insbesondere in den höheren Lagen Siziliens, wo die Nüsse länger reifen, ist die Ernte nun ebenfalls beendet.

Die Gründe für die schlechte Ernte sind vielfältig. Experten machen den Klimawandel verantwortlich, der sich durch einen milden Winter, starkem Regen im Frühling und Dürre im Sommer bemerkbar macht. Zudem hat sich ein Schädling, die Haselnusswanze (Phylus coryli), in den Anbaugebieten ausgebreitet und trägt zur schlechten Qualität der Nüsse bei. Der Branchenverband Confagricoltura spricht bereits von einem «freien Fall» der nationalen Haselnuss-Produktion und bezeichnet dieses Jahr als das dritte schwarze Jahr in Folge für die Haselnussbauern.

Konsequenzen für die Lebensmittelindustrie

Für Ferrero, den Hersteller von Nutella, stellt die schlechte Ernte ein ernsthaftes Problem dar. Pro Jahr produziert das Unternehmen etwa 500’000 Tonnen des beliebten Nuss-Nougat-Aufstrichs, und die Deutschen gehören zu den treuesten Kunden weltweit. Der Konzern hat bereits begonnen, sich Nüsse auch ausserhalb Italiens zu beschaffen, insbesondere aus der Türkei, dem weltgrössten Produzenten. Doch auch dort hat eine frostbedingte ErnteSchwäche die Situation nicht verbessert.

Die Agrarexpertin Ursula Schockemöhle von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft warnt: «Die Produktion von Haselnuss-Erzeugnissen wird teurer, was sich voraussichtlich auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen wird.» Dies bedeutet, dass Nutella-Kunden in naher Zukunft mit höheren Preisen rechnen müssen.

Steigende Preise für Haselnussprodukte

Bereits in den letzten Jahren sind die Preise für Haselnussprodukte angestiegen. Eine Auswertung der Vergleichs-App Smhaggle zeigt, dass der Preis für 450 Gramm Nutella mittlerweile bei 3,79 Euro liegt, was einem Anstieg von 27 Prozent seit 2022 entspricht. Auch andere Produkte, wie die Nusspli, haben ihre Preise um 37 Prozent erhöht, während eine Tafel Ritter Sport Voll-Nuss aktuell 2,29 Euro kostet, was einem Anstieg von 65 Prozent entspricht.

Qualitätsprobleme der Haselnüsse

Die Ernte ist nicht nur quantitativ schwach, sondern auch die Qualität der Nüsse hat gelitten. In der wichtigen Anbauregion Piemont, wo Ferrero seinen Sitz hat, fallen Haselnüsse bereits unreif von den Sträuchern. Umweltorganisationen haben darauf hingewiesen, dass die Monokulturen in Italien die Böden auslaugen und die Landwirtschaft langfristig gefährden.

Offizielle Stellungnahme von Ferrero

Ferrero hat sich bisher nicht dazu geäussert, ob die schlechte Ernte Auswirkungen auf den Ladenpreis von Nutella haben wird. Ein Unternehmenssprecher erklärte: «Wir geben keine Auskunft zur Preisgestaltung.» In der Regel geben jedoch Lebensmittelhersteller steigende Rohstoffpreise an die Konsumenten weiter, auch wenn dies oft mit einer Verzögerung geschieht.

Alternative Bezugsquellen für Nüsse

Angesichts der prekären Situation erwägen Experten, dass Hersteller möglicherweise Nüsse aus anderen Ländern beziehen werden. Schockemöhle weist darauf hin, dass die hohen Preise für türkische und italienische Haselnüsse für den deutschen Einzelhandel unattraktiv sind. Möglicherweise könnten Importe aus den USA, wo die Ernte in diesem Jahr gut ausgefallen ist, in Betracht gezogen werden. Auch China könnte bald als neuer Lieferant von Haselnüssen in Erscheinung treten.

Fazit

Die dramatischen Rückgänge bei der Haselnuss-Ernte in Italien sind alarmierend und stellen die Hersteller vor erhebliche Herausforderungen. Für Verbraucher, die sich auf Produkte wie Nutella verlassen, könnten diese Entwicklungen zu höheren Preisen führen. Während die genauen Auswirkungen auf die Endpreise noch unklar sind, deutet alles darauf hin, dass sich die Konsumenten auf Preiserhöhungen einstellen müssen. Die Lebensmittelindustrie steht vor der Aufgabe, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, um die Qualität der Produkte aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die nötigen Mengen zu beschaffen.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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