Adela Martin Villamil: Eine Stimme für Menschenrechte in Bolivien

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Einführung

Der Schweizerische Menschenrechtspreis 2025 wird an eine bemerkenswerte Persönlichkeit verliehen: Adela Martin Villamil, besser bekannt als Churla. Ihre Lebensgeschichte und ihr Engagement für Gerechtigkeit und Bildung in Bolivien sind von Bedeutung, insbesondere in einer Zeit, in der soziale Spaltungen und Konflikte in vielen Teilen der Welt zunehmen. Die Auszeichnung findet am 8. November 2025 statt und bringt die Leistungen einer Frau ins Licht, die für die Rechte der Unterdrückten kämpft.

Die frühen Jahre und der Weg zur Aktivistin

Adela Martin Villamil wurde am 11. März 1959 im Hochland des Altiplano in Bolivien geboren. Sie gehört dem Aymara-Volk an, einer Indigenen Gruppe, die in dieser Region lebt. Aufgrund ihrer Intelligenz und ihres bemerkenswerten Gedächtnisses wurde sie früh von einer katholischen Nonne entdeckt, was den Grundstein für ihre weitere Bildung legte. Nach dem Besuch der weiterführenden Schule begann sie ein Medizinstudium, das sie jedoch aufgrund politischer Umstände abbrechen musste.

In der Zeit, als sie an der Universität studierte, engagierte sie sich aktiv in der politischen Bewegung und unterstützte die Bergarbeiter während einer wichtigen Demonstration. Diese Aktivitäten führten zu ihrer Inhaftierung, zusammen mit der bekannten Aktivistin Domitila de Chungara, die sie nachhaltig beeinflusste. Nach ihrer Freilassung setzte Churla ihr Studium der Rechtswissenschaften fort und traf auf den Kongressabgeordneten Juan Carlos Bedregal, der sich tapfer gegen die Diktatur in Bolivien stellte. Die beiden heirateten, doch ihr Glück war nur von kurzer Dauer.

Ein Leben im Widerstand

Der brutale Mord an ihrem Mann am 17. Juli 1980 war ein einschneidendes Erlebnis in Churlas Leben. Nach seinem Tod lebte sie ein Jahr lang im Untergrund und setzte ihren Kampf für die Menschenrechte fort. Trotz der ständigen Bedrohung wurde sie erneut inhaftiert, bis sie am 1. Mai 1981 mit Hilfe von Amnesty International ins Exil gezwungen wurde.

In der Schweiz angekommen, begann Churla, im Kantonsspital zu arbeiten, wo sie sich um die Toten kümmerte. Parallel dazu engagierte sie sich für Menschenrechte und trat der Föderation der Familien der Verschwundenen in Lateinamerika bei, um auf die Schicksale derjenigen aufmerksam zu machen, die unter dem Regime litten.

Rückkehr nach Bolivien und Schulgründung

Im Jahr 1982 kehrte Adela Martin Villamil nach Bolivien zurück, um eine Schule auf dem Altiplano zu gründen, die ihrem verstorbenen Mann gewidmet war. Dies war ein symbolischer Akt, der ihre Entschlossenheit unterstrich, Bildung als Schlüssel zu sozialer Gerechtigkeit zu nutzen. Zusammen mit Serge Ducrocq gründete sie einen Verein zur Unterstützung der Juan Carlos Flores Bedregal Schule und beteiligte sich aktiv am Kollektiv für Migranten ohne Aufenthaltspapiere.

Akademische und soziale Weiterentwicklung

Churla setzte ihre akademische Laufbahn fort und besuchte das Graduierteninstitut für Internationale Studien und Entwicklung, wo sie eine Dissertation über die Konstruktion von Menschenrechten bei den Vereinten Nationen verfasste. Ihre Kenntnisse in der Sozialarbeit führten sie in ein geriatrisches Krankenhaus, wo sie mit älteren Migranten arbeitete.

Im Jahr 2000 half sie mit dem Roten Kreuz bei der Integration älterer Migranten. Ihr Engagement für kulturelle Integration setzte sie durch die Mitarbeit in verschiedenen Vereinen fort, die Migranten unterstützen, darunter die Vereinigung Kultura und die Organisation Camarada.

Ehre und Anerkennung

Im Jahr 2023 wurde Churla von der bolivianischen Regierung als bemerkenswerte Persönlichkeit anerkannt. Diese Ehrung ist nicht nur eine Anerkennung ihrer persönlichen Geschichte, sondern auch eine Würdigung ihres unermüdlichen Einsatzes für die Familien der Verschwundenen in Lateinamerika, die während der Militärdiktaturen litten und leiden.

Spiritualität und individuelle Unterstützung

Neben ihrem politischen Aktivismus hat Churla auch eine Ausbildung zur Hebamme in ihrem Heimatdorf erhalten, die sie in die Lage versetzte, individuelle Unterstützung zu leisten. Sie hilft Menschen, ihre eigenen Lebenswege zu finden und ihre Verbindung zur Natur zu stärken. Der Respekt vor den Elementen und das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment sind zentrale Aspekte ihrer Arbeit geworden, die sie als eine Form des Schamanismus beschreibt.

In dieser neuen Rolle betrachtet sie ihre Tätigkeit als Fortsetzung ihres politischen Engagements, jedoch mit einem anderen Ansatz. Es geht ihr darum, Menschen zu unterstützen, damit sie ihre eigene Kraft und Spiritualität entdecken können.

Fazit

Adela Martin Villamil ist eine inspirierende Figur, deren Lebensgeschichte und Engagement für Menschenrechte über Bolivien hinaus strahlen. Ihre bevorstehende Auszeichnung mit dem Schweizerischen Menschenrechtspreis 2025 ist eine verdiente Anerkennung ihrer unermüdlichen Arbeit für Gerechtigkeit und Bildung. In einer Welt, in der viele für ihre Rechte kämpfen müssen, ist Churlas Leben ein leuchtendes Beispiel für Entschlossenheit und Mitgefühl. Der Preis ist nicht nur eine Ehrung für sie, sondern auch ein Aufruf an uns alle, uns für die Rechte der Unterdrückten einzusetzen.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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