klimafreundliche Schifffahrt
CO₂-Abgaben auf Schiffe
Die Schweiz ergreift bei der International Maritime Organization (IMO) eine Vorreiterrolle und plädiert für eine globale CO₂-Abgabe auf Schiffe. Ziel ist es, die Emissionen der Seeschifffahrt, die rund 3 % der weltweiten Treibhausgasemissionen ausmacht, drastisch zu senken. Schiffe transportieren 90 % der global gehandelten Waren und nutzen überwiegend fossile Brennstoffe wie Schweröl. Die Schweiz, obwohl selbst ein Binnenland mit nur wenigen Hochseeschiffen, setzt sich mit Unterstützung ihrer Rohstoffbranche für strengere Emissionsvorgaben ein. Dies soll auch Investitionssicherheit schaffen.
Warum eine CO₂-Abgabe auf Schiffe?
Der internationale Seeverkehr gilt als einer der grössten Emittenten von CO₂. Eine CO₂-Abgabe für Schiffe würde nicht nur die Betreiber dazu drängen, in klimafreundlichere Technologien zu investieren, sondern auch langfristig die gesamte Branche verändern. Die IMO hat bereits ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2050 soll die Schifffahrt klimaneutral sein. Doch schon bis 2030 sollen 40 % der Schiffe mit umweltfreundlichen Treibstoffen unterwegs sein. Diese Umstellung wird jedoch erhebliche Investitionen erfordern, sowohl in neue Schiffe als auch in Hafeninfrastrukturen.
Die Schweiz, obwohl sie keine direkte Seemacht ist, ist im internationalen Schifffahrtshandel stark involviert. Genf dient als Drehscheibe für den globalen Rohstoffhandel, der etwa 20 % des weltweiten Schiffsverkehrs kontrolliert. Durch ihre starke Position im Rohstoffhandel hat die Schweiz eine bedeutende Stimme in der IMO. Diese Position nutzt sie, um globale Regelungen wie die CO₂-Abgabe zu fördern.
Die Rolle der Rohstoffbranche
Die Schweizer Rohstoffbranche, die mit Unternehmen wie Glencore und Trafigura weltweit tätig ist, hat großes Interesse an klaren Regelungen zur Dekarbonisierung der Schifffahrt. Diese Branche sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Lieferketten nachhaltiger zu gestalten, um zukünftige Risiken wie CO₂-Besteuerung und strengere Umweltvorschriften zu vermeiden. Eine klare globale Regelung würde Investitionssicherheit schaffen und den Unternehmen ermöglichen, in neue Technologien zu investieren.
Die Rohstoffbranche selbst wird stark von der Umstellung auf sauberere Treibstoffe betroffen sein. Der Transport von Rohstoffen wie Öl, Gas und Kohle, die zu den grössten CO₂-Emittenten gehören, wird durch CO₂-Abgaben verteuert. Doch anstatt diese Massnahmen als Bedrohung zu sehen, unterstützt die Branche die Einführung solcher Abgaben. Sie argumentiert, dass klare und vorhersehbare Regelungen notwendig sind, um den Übergang zu einer klimafreundlicheren Schifffahrt zu gestalten.
Herausforderungen und Investitionen
Die Umstellung auf klimafreundliche Schiffe stellt die Branche vor enorme finanzielle Herausforderungen. Schätzungen zufolge könnten bis 2050 Investitionen von bis zu zwei Billionen US-Dollar notwendig sein, um die Schifffahrt zu dekarbonisieren. Dies umfasst nicht nur den Bau neuer Schiffe, die mit klimaneutralen Treibstoffen wie Ammoniak oder Wasserstoff betrieben werden, sondern auch die Anpassung der weltweiten Hafeninfrastruktur.
Ein weiteres Problem ist die Verfügbarkeit und Produktion klimafreundlicher Treibstoffe. Während Länder wie die USA und die EU bereits stark in die Produktion solcher Treibstoffe investieren, gibt es noch erhebliche Lücken in der globalen Versorgung. Ohne ausreichende Produktionskapazitäten und eine flächendeckende Infrastruktur wird es schwierig, die ambitionierten Klimaziele der IMO zu erreichen.
Internationale Reaktionen
Die Schweizer Vorschläge stossen auf breites internationales Interesse. Vor allem kleinere Staaten, die stark vom maritimen Handel abhängig sind, befürworten eine globale CO₂-Abgabe, da sie dadurch ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern könnten. Länder wie Norwegen und Dänemark, die in der Entwicklung von sauberen Schiffsantrieben führend sind, unterstützen ebenfalls die Schweizer Initiative.
Auf der anderen Seite gibt es Widerstand von Ländern, deren Wirtschaft stark von der Schifffahrt abhängt, insbesondere in Asien. Sie argumentieren, dass eine zu schnelle Umstellung auf klimafreundliche Technologien ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt beeinträchtigen könnte. Diese Länder fordern daher flexiblere Übergangsfristen und Unterstützung bei der Umstellung ihrer Flotten.
Zukunftsperspektiven
Die Verhandlungen bei der IMO, die bis Oktober 2024 andauern, werden richtungsweisend für die Zukunft der Schifffahrt sein. Erste Entscheidungen über die konkrete Umsetzung von CO₂-Abgaben und anderen Massnahmen zur Reduzierung von Emissionen sollen ab 2025 getroffen werden. Die Schweiz wird dabei weiterhin eine wichtige Rolle spielen und ihre Position als Vorreiterin in der globalen Klimapolitik festigen.
Für die globale Schifffahrtsbranche bedeutet dies einen radikalen Wandel. In den kommenden Jahren werden die Investitionen in neue Technologien und Infrastruktur entscheidend sein, um die Klimaziele zu erreichen. Die Schweiz, durch ihre Rolle im globalen Rohstoffhandel, wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der maritimen Klimapolitik spielen.
Fazit
Die Schweiz hat mit ihrer Initiative zur Einführung einer CO₂-Abgabe auf Schiffe ein starkes Zeichen gesetzt. Obwohl sie selbst kein grosser Akteur in der Schifffahrt ist, nutzt sie ihre Rolle im globalen Handel, um den Wandel zu einer klimafreundlicheren Schifffahrt voranzutreiben. Die Unterstützung durch die Rohstoffbranche zeigt, dass klare und faire Regelungen notwendig sind, um die notwendigen Investitionen zu fördern und den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu ermöglichen. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die ambitionierten Ziele der IMO zu erreichen und die Schifffahrt nachhaltiger zu gestalten.