Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren.
Strompreise explodieren – Die Folgen der Dunkelflaute für die Stromkunden und die Herausforderungen für die Schweiz
In den vergangenen Wochen erleben Stromkunden extreme Preisschwankungen – ein Resultat der Dunkelflaute, einer Wetterlage, die Windstille und Dunkelheit kombiniert. Solche Phasen, die häufig im Winter auftreten, führen dazu, dass erneuerbare Energien nur minimale Mengen an Strom liefern, während gleichzeitig der Bedarf hoch ist. Die Dunkelflaute stellt das Energiesystem vor grosse Herausforderungen und zeigt die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte auf, in denen keine ausreichenden Speicherkapazitäten für erneuerbare Energien entwickelt wurden.
Diese Situation hat nicht nur Auswirkungen auf Deutschland, sondern trifft auch die Schweiz und andere europäische Länder. Die stark steigenden Strompreise und die Abhängigkeit von konventionellen Kraftwerken zeigen, dass die Energiewende ohne zuverlässige Speicher- und Backup-Lösungen nur schwer gelingen kann.
Warum die Dunkelflaute ein Problem für das Energiesystem ist
Die Dunkelflaute ist ein Phänomen, das im Winter häufiger auftritt und für Energiesysteme besonders belastend ist. Bei Dunkelheit und Windstille produzieren Photovoltaik- und Windkraftanlagen kaum Strom, während gleichzeitig die Nachfrage, vor allem in kälteren Jahreszeiten, steigt. Diese Konstellation führt dazu, dass der Strommarkt schnell in Engpässe gerät und Preise in die Höhe schiessen.
Am Mittwoch betrug der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtstromerzeugung nur etwa 20 %, wobei Windkraft nur noch 1 % des Stroms lieferte. Diese Situation führte dazu, dass der Spotmarktpreis zeitweise auf 120 Cent pro Kilowattstunde stieg, was für Verbraucher mit dynamischen Tarifen oder Neukunden einen extremen Preisanstieg bedeutete.
Grafik: Strompreise während der Dunkelflaute
Fehlende Speicherkapazitäten und die Abhängigkeit von konventionellen Kraftwerken
Die Probleme im Energiesystem sind nicht neu. Die Dunkelflaute 2024 zeigt erneut, wie stark die Energiewende von ausreichenden Speicherkapazitäten abhängt – und dass bisher zu wenig in diesen Bereich investiert wurde. Speichertechnologien sind erforderlich, um die Energie, die bei günstigen Wetterbedingungen erzeugt wird, für Zeiten wie die Dunkelflaute vorzuhalten. Doch bisher fehlen solche Systeme grossflächig.
Die konventionellen Kraftwerke übernehmen in solchen Situationen die Stromversorgung und verhindern grossflächige Ausfälle. Das bedeutet, dass auch bei einer starken Zunahme erneuerbarer Energien immer eine zweite Energieinfrastruktur vorhanden sein muss, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dies gilt insbesondere für Länder wie die Schweiz, die in den Wintermonaten auf Stromimporte angewiesen ist. Doch gerade in Dunkelflauten fällt es schwer, auf diese Importe zu setzen, da auch die Nachbarländer oft unter derselben Wetterlage leiden.
Grafik: Anteil der Energiequellen während der Dunkelflaute
Auswirkungen auf die Schweiz
Für die Schweiz bedeutet die Dunkelflaute eine doppelte Herausforderung: Einerseits möchte sie die Ziele der Energiewende erreichen, andererseits steigt die Abhängigkeit von Importen in Wintermonaten, in denen erneuerbare Energien nur begrenzt zur Verfügung stehen. Dies hat Konsequenzen für die Versorgungssicherheit und die Preise.
1. Steigende Strompreise
In der Schweiz ist die Nachfrage nach Energie im Winter am höchsten. Während die heimische Wasserkraft in den Sommermonaten zuverlässig Strom liefert, ist sie im Winter begrenzt. Ohne ausreichende Speicherkapazitäten und bei gleichzeitig hohen Importkosten werden die Strompreise volatil und tendieren zu starken Anstiegen.
2. Gefährdete Versorgungssicherheit
Die Dunkelflaute stellt das Schweizer Energiesystem auf eine harte Probe. Da die Energieimporte durch Dunkelflauten in den Nachbarländern ebenfalls eingeschränkt sind, besteht die Gefahr, dass die Schweiz nicht ausreichend Strom einkaufen kann, um den Bedarf zu decken. Die Abhängigkeit von importiertem Strom macht das Land in der Winterversorgung verwundbar.
3. Verzögerung der Energiewende
Ohne Speichermöglichkeiten ist die Schweiz gezwungen, auf konventionelle Kraftwerke zu setzen. Dabei handelt es sich oft um fossile Kraftwerke, die CO₂-Emissionen verursachen und nicht im Einklang mit den Zielen der Energiewende stehen. Langfristig gefährdet dies die Klimaziele und führt zu einer verstärkten Nutzung konventioneller Energien.
Warum Speicherkapazitäten notwendig sind
Um die Abhängigkeit von konventionellen Kraftwerken zu reduzieren und die erneuerbaren Energien besser zu nutzen, ist der Ausbau von Speicherkapazitäten dringend notwendig.
Speicherlösungen für die Zukunft
Es gibt verschiedene Speichertechnologien, die für die Schweiz vielversprechend sein könnten:
- Pumpspeicherkraftwerke: In der Schweiz sind Pumpspeicherkraftwerke bereits gut etabliert. Sie nutzen überschüssigen Strom, um Wasser in höher gelegene Speicherseen zu pumpen, das bei Bedarf wieder zur Stromerzeugung genutzt werden kann.
- Batteriespeicher: Die Technologie von Batteriespeichern hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht und könnte helfen, kurzfristige Engpässe zu überbrücken. Lithium-Ionen-Batterien oder Redox-Flow-Batterien bieten Flexibilität, sind aber vor allem für kleinere Kapazitäten geeignet.
- Wasserstoff als saisonaler Speicher: Wasserstoff gilt als vielversprechende Lösung für die Langzeitspeicherung von Energie. Durch die Elektrolyse kann überschüssiger Strom in Wasserstoff umgewandelt und bei Bedarf in Strom zurückverwandelt werden. Die Speicherung in Wasserstoff ist jedoch noch verlustreich und teuer.
- Schwerkraftspeicher: Eine innovative Technologie sind Schwerkraftspeicher, bei denen überschüssiger Strom dazu verwendet wird, schwere Blöcke in die Höhe zu bewegen. Bei Bedarf werden sie wieder abgesenkt, und die dabei frei werdende Energie wird zur Stromerzeugung genutzt. Schwerkraftspeicher sind flexibel und umweltfreundlich, könnten jedoch hohe anfängliche Investitionen erfordern.
Grafik: Potenzielle Einsparungen durch verschiedene Speichertechnologien
Die Dunkelflaute zeigt die Schwächen des aktuellen Energiesystems deutlich auf. Der Mangel an Speicherkapazitäten und die Abhängigkeit von konventionellen Kraftwerken stellen langfristig ein Risiko für die Versorgungssicherheit dar. Die Schweiz ist dabei besonders betroffen, da sie im Winter auf Energieimporte angewiesen ist und bei Dunkelflauten die Preise stark ansteigen. Um den Weg in eine nachhaltige Energiezukunft zu sichern, ist ein verstärkter Ausbau von Speicherkapazitäten unumgänglich.
Langfristig kann die Schweiz durch gezielte Investitionen in Pumpspeicher, Batterien, Wasserstoffspeicher und Schwerkraftspeicher die Nutzung erneuerbarer Energien optimieren und die Abhängigkeit von konventionellen Energieträgern verringern. Nur so lässt sich die Energiewende erfolgreich gestalten und die Versorgungssicherheit in Zukunft gewährleisten.