Erhebliche Mängel bei Produkten von Temu und Shein: Stiftung Warentest schlägt Alarm

Date:

Die beiden chinesischen Online-Shops Temu und Shein haben sich in den letzten Monaten als ernstzunehmende Wettbewerber im europäischen E-Commerce etabliert. Doch trotz ihrer rasanten Marktanteilsgewinne steht das Unternehmen aufgrund von besorgniserregenden Testergebnissen der Stiftung Warentest zunehmend in der Kritik. Von 162 getesteten Produkten erfüllen 110 die EU-Standards nicht, was mehr als zwei Dritteln entspricht. Einige dieser Produkte werden als potenziell gefährlich eingestuft.

Testergebnisse der Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest, unterstützt von dänischen und belgischen Konsumentenschutzorganisationen, hat eine umfassende Untersuchung von Produkten, die über Temu und Shein verkauft werden, durchgeführt. Die Tester kauften 27 Kinderspielzeuge, 27 Schmuckstücke und 27 USB-Ladegeräte von beiden Plattformen. Alle getesteten Produkte stammen von Drittanbietern, die die Plattformen nutzen, da Temu selbst keine Produkte verkauft.

Insgesamt gaben die Tester 690 Euro aus, um auf gravierende Sicherheits- und Gesundheitsrisiken aufmerksam zu machen. Die Resultate sind alarmierend und werfen Fragen zur Produktsicherheit und Verantwortung der Plattformen auf.

Problematische Schmuckartikel

Besonders kritisch sind die Ergebnisse im Bereich Schmuck. Von den 54 getesteten Halsketten wiesen fünf eine besorgniserregende Schadstoffbelastung auf. Insbesondere drei Ketten von Shein enthielten gefährliche Mengen an Cadmium, mit einem Wert, der das 8500-fache des EU-Grenzwertes überschritt. Cadmium ist bekannt für seine gesundheitsgefährdenden Eigenschaften und kann zu schweren Krankheiten führen, darunter Krebs, Nieren- und Knochenschäden.

Die Stiftung Warentest empfiehlt die Entsorgung dieser Artikel an speziellen Schadstoffstellen, um eine Gefährdung der Umwelt und der Gesundheit zu vermeiden. Hier sind einige der betroffenen Produkte:

  • Goldfarbene Layering-Halskette mit Rundanhänger und Strass – Preis: 2,60 Euro – Verkäufer: lalang
  • Goldfarbene Halskette mit Kirsch-Anhänger – Preis: 1,60 Euro – Verkäufer: jeae crystal
  • Silberfarbene Halskette mit mehreren kreisförmigen Anhängern – Preis: 2,35 Euro – Verkäufer: Xintianyou Jewelry

Darüber hinaus gab es auch übermässige Nickelleitwerte in anderen Ketten, die die zulässigen Grenzwerte erheblich überschreiten.

Gefährliche Kinderspielzeuge

Ein weiterer besorgniserregender Punkt sind die getesteten Kinderspielzeuge. Fast alle Spielzeuge waren unzureichend gekennzeichnet, was bei Verbrauchern zu Unsicherheiten führen kann. Bei den Babyspielzeugen fanden die Tester mehrere sicherheitsrelevante Mängel, darunter fehlende CE-Kennzeichnungen und verschluckbare Kleinteile, die ein Erstickungsrisiko darstellen.

Insbesondere vier Quietschbälle von Shein waren übermässig laut und überschritten mit 115 Dezibel den zulässigen Wert von 110 Dezibel. Zum Vergleich: Lärm auf einer stark befahrenen Hauptstrasse liegt bei 85 Dezibel.

Ein weiteres gefährliches Element waren zwei Stofftücher aus einer Spielzeug-Tücherbox von Temu, die mit Formaldehyd belastet waren. Die Konzentration betrug 164 beziehungsweise 143 Milligramm pro Kilogramm, während der Grenzwert für Kinder unter drei Jahren bei 30 Milligramm pro Kilogramm liegt. Diese Chemikalie kann Kontaktallergien auslösen und ist daher für Spielzeuge nicht geeignet.

Unsichere Ladegeräte

Auch die Qualität der USB-Ladegeräte liess zu wünschen übrig. Von 54 getesteten Netzteilen entsprachen 52 nicht den europäischen Sicherheitsstandards. Viele waren nicht korrekt gekennzeichnet und wiesen Mängel in der Verarbeitung auf, die zu gefährlichen Stromschlägen oder sogar Bränden führen könnten. Bei zehn Ladegeräten von Shein und vier von Temu stellte man fest, dass sie beim Aufladen extrem heiss wurden, mit Temperaturen von bis zu 88 Grad Celsius. Der zugelassene Grenzwert liegt hingegen bei 77 Grad Celsius.

Reaktionen von Temu und Shein

Auf die kritischen Testergebnisse reagierten die Unternehmen. Temu teilte mit, dass das Unternehmen die Produktsicherheit sehr ernst nehme und alle fraglichen Artikel entfernt sowie die Verkäufer informiert habe. Zudem betonte die Medienvertretung, dass man mit unabhängigen Prüfstellen zusammenarbeitet, um sicherzustellen, dass Produkte den erforderlichen Sicherheitsstandards entsprechen.

Shein gab ebenfalls bekannt, dass alle problematischen Artikel von der Plattform entfernt wurden. Darüber hinaus informierte das Unternehmen Käufer der schädlichen Produkte per E-Mail und stellte sicher, dass diese nicht mehr erhältlich sind.

Fazit: Verantwortung und Konsumverhalten

Die Ergebnisse der Stiftung Warentest werfen ein kritisches Licht auf die Geschäftsmodelle von Temu und Shein. Während die Preise verlockend sind, sind die Sicherheitsstandards und die Qualität der angebotenen Produkte bedenklich. Verbraucher sollten sich der Risiken bewusst sein und Produkte aus diesen Quellen mit Vorsicht geniessen. Die Verantwortlichkeit der Plattformen, sowohl gegenüber ihren Kunden als auch gegenüber der Gesellschaft, sollte in Zukunft verstärkt berücksichtigt werden, um solche alarmierenden Testergebnisse zu vermeiden.

Redaktion
Redaktion
Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

Diesen Post teilen

Anmelden

Popular

More like this
Related

Berner Polizei: Pflicht zur ständigen Erreichbarkeit sorgt für Unmut

Die Situation rund um die Pro-palästinensischen Demonstrationen in Bern...

Weichspüler: Dosierung für optimale Waschergebnisse

Die richtige Anwendung von Weichspüler ist entscheidend für die...

Die Bedeutung des grünen Herz-Emojis in sozialen Netzwerken

In der heutigen digitalen Kommunikation nutzen viele Menschen Emojis,...

Schnell und Einfache Zubereitung von Gebrannten Mandeln im Airfryer

Der Duft von Zucker und Zimt, der durch Ihre...