Der Einfluss von lokalem und saisonalem Konsum auf den ökologischen Fussabdruck – Eine Schweizer Perspektive
In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum weltweit und auch in der Schweiz deutlich gestiegen. Der Klimawandel, die steigenden CO₂-Emissionen und die Zerstörung natürlicher Ressourcen fordern ein Umdenken in unserer Art zu konsumieren. Ein zentraler Ansatz, um den ökologischen Fussabdruck zu reduzieren, ist der verstärkte Fokus auf den lokalen und saisonalen Konsum von Lebensmitteln. Doch welche Auswirkungen hat dieser Ansatz wirklich auf die Umwelt, und wie können Konsumenten in der Schweiz dazu beitragen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Vorteile und Herausforderungen des lokalen und saisonalen Konsums und beleuchten, wie sich diese Ernährungsweise auf den ökologischen Fussabdruck auswirkt.
Was bedeutet lokaler und saisonaler Konsum?
Unter lokalem Konsum versteht man den Kauf von Lebensmitteln, die in der Nähe des Verbrauchsortes produziert werden. In der Schweiz bedeutet dies den Konsum von Produkten, die aus der Region stammen, also innerhalb eines definierten Umkreises oder aus dem Land selbst. Saisonalität hingegen bezieht sich auf den Zeitpunkt der Ernte von Lebensmitteln. Saisonale Produkte sind jene, die in ihrer natürlichen Wachstumsperiode frisch geerntet werden, ohne dass sie in beheizten Treibhäusern oder durch lange Lagerzeiten künstlich verfügbar gemacht werden müssen.
Der ökologische Fussabdruck der Lebensmittelproduktion
Die Produktion und der Konsum von Lebensmitteln sind weltweit für etwa 26 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Diese Emissionen entstehen durch verschiedene Faktoren: den Anbau, den Transport, die Verarbeitung, die Verpackung und die Lagerung von Lebensmitteln. Besonders problematisch sind der Anbau von Lebensmitteln in energieintensiven Treibhäusern, der lange Transport importierter Lebensmittel und der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, die die Böden und das Wasser belasten.
Ein Grossteil der in der Schweiz konsumierten Lebensmittel wird aus dem Ausland importiert. Laut dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) stammen rund 40 % der konsumierten Lebensmittel aus dem Ausland. Diese Produkte legen oft lange Transportwege zurück, die in Form von Luft- oder Seefracht enorme Mengen an Treibhausgasen freisetzen. Auch die Art der Lagerung spielt eine Rolle: Viele importierte Produkte müssen über längere Zeiträume gekühlt oder tiefgefroren gelagert werden, was zusätzlichen Energieverbrauch verursacht.
Lokaler Konsum und seine Vorteile
Der Kauf von lokal produzierten Lebensmitteln hat mehrere Vorteile für die Umwelt. Zunächst einmal reduziert er die Transportwege drastisch. Wenn Lebensmittel nur kurze Distanzen zurücklegen müssen, werden weniger Treibhausgase freigesetzt, die sonst durch den Transport verursacht würden. Ein Beispiel hierfür sind Erdbeeren, die in der Schweiz angebaut und geerntet werden. Im Vergleich zu Erdbeeren, die beispielsweise aus Spanien oder Südamerika importiert werden, haben Schweizer Erdbeeren einen wesentlich geringeren CO₂-Fussabdruck, da sie nicht mit LKWs oder Flugzeugen transportiert werden müssen.
Ein weiterer Vorteil des lokalen Konsums liegt in der Förderung von regionalen landwirtschaftlichen Betrieben. Indem Konsumenten lokale Produkte kaufen, unterstützen sie die Bauern in der Region, was zu einer Stärkung der lokalen Wirtschaft beiträgt und gleichzeitig zur Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen in der Schweiz beiträgt. Dies hilft auch, die Biodiversität zu schützen, da viele regionale Betriebe auf eine vielfältigere Landwirtschaft setzen und weniger Monokulturen betreiben.
Zudem wird bei lokalem Konsum oft auf Verpackungsmaterial verzichtet, da die Produkte direkt vom Bauernhof oder auf Wochenmärkten gekauft werden können. Dies reduziert den Plastikmüll und den Energieaufwand, der für die Herstellung und Entsorgung von Verpackungen nötig ist.
Mehr Informationen über regionale Landwirtschaft in der Schweiz findest du hier.
Saisonaler Konsum: Gut für Klima und Geschmack
Der Verzehr von saisonalen Lebensmitteln bedeutet, dass die Produkte zu dem Zeitpunkt konsumiert werden, wenn sie natürlich verfügbar sind, ohne dass zusätzliche Energie für Anbau oder Lagerung aufgewendet werden muss. Saisonale Lebensmittel werden im Freien oder in unbeheizten Gewächshäusern angebaut, wodurch der Einsatz von Heizenergie vermieden wird. Dies ist insbesondere in einem Land wie der Schweiz wichtig, wo beheizte Treibhäuser oft notwendig sind, um bestimmte Obst- und Gemüsesorten im Winter zu produzieren.
Ein klassisches Beispiel ist die Tomate: Tomaten, die in der Schweiz im Sommer im Freiland angebaut werden, haben einen deutlich geringeren ökologischen Fussabdruck als solche, die im Winter in beheizten Treibhäusern wachsen oder importiert werden müssen. Saisonale Produkte haben zudem häufig einen besseren Geschmack, da sie zum optimalen Reifezeitpunkt geerntet werden können.
Neben den ökologischen Vorteilen spielt auch die Gesundheit eine Rolle: Saisonale Lebensmittel enthalten oft mehr Nährstoffe, da sie frisch geerntet und schnell verzehrt werden. Im Gegensatz dazu verlieren importierte oder gelagerte Produkte über Zeit oft einen Teil ihrer Nährstoffe.
Mehr Informationen über saisonale Produkte in der Schweiz findest du hier.
Der Schweizer Markt: Trends und Initiativen
In der Schweiz gibt es zahlreiche Initiativen, die den lokalen und saisonalen Konsum fördern. Auf Wochenmärkten in Städten wie Zürich, Bern und Genf sowie auf Bauernhöfen in ländlichen Regionen können Konsumenten direkt beim Erzeuger einkaufen. Diese Märkte bieten eine grosse Auswahl an regionalen und saisonalen Produkten, vom frischen Gemüse über Obst bis hin zu Käse und Fleisch.
Die Schweizer Grossverteiler Migros und Coop haben in den letzten Jahren ebenfalls reagiert und ihre Angebote an regionalen und saisonalen Produkten erweitert. Migros führt das Label „Aus der Region. Für die Region.“, das garantiert, dass die Produkte aus einem Umkreis von maximal 30 Kilometern stammen. Coop hat eine ähnliche Linie namens „Miini Region“ ins Leben gerufen. Diese Initiativen zielen darauf ab, den Konsum lokaler Produkte zu fördern und den CO₂-Fussabdruck der Lebensmittelversorgung zu verringern.
Auch Too Good To Go ist eine Initiative, die sich in der Schweiz etabliert hat und darauf abzielt, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Über die App können Konsumenten überschüssige Lebensmittel aus Restaurants, Bäckereien und Supermärkten zu einem reduzierten Preis kaufen, was sowohl die Verschwendung als auch den Energieverbrauch senkt.
Mehr über die Initiative „Aus der Region. Für die Region.“ findest du hier und über „Miini Region“ hier.
Herausforderungen des lokalen und saisonalen Konsums
Obwohl der Konsum von lokalen und saisonalen Produkten viele Vorteile bietet, gibt es auch Herausforderungen. Eine der grössten ist die Verfügbarkeit: Nicht alle Produkte sind das ganze Jahr über verfügbar. Im Winter ist es schwieriger, in der Schweiz frisches Obst und Gemüse zu finden, das lokal und saisonal ist. Dies erfordert eine Anpassung der Essgewohnheiten und möglicherweise auch den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, die ausserhalb der Saison beliebt sind.
Ein weiterer Punkt ist der Preis. Lokale Produkte sind oft teurer als importierte Massenware, da die Produktionskosten in der Schweiz höher sind. Dies kann Konsumenten abschrecken, die preisbewusst einkaufen möchten. Zudem sind viele Konsumenten es gewohnt, das ganze Jahr über Zugang zu einer breiten Palette von Lebensmitteln zu haben, unabhängig von der Saison. Der Umstieg auf saisonalen Konsum erfordert daher auch eine Veränderung des Konsumverhaltens.
Wie Konsumenten ihren ökologischen Fussabdruck reduzieren können
Trotz dieser Herausforderungen gibt es viele Möglichkeiten, wie Konsumenten in der Schweiz ihren ökologischen Fussabdruck durch bewussten Konsum verringern können. Hier sind einige Tipps:
- Kaufe lokal und saisonal: Informiere dich über die Produkte, die in deiner Region und zu der aktuellen Jahreszeit verfügbar sind. Saisonkalender helfen dabei, zu verstehen, wann welche Lebensmittel am besten geerntet werden.
- Unterstütze regionale Märkte und Bauern: Kaufe so oft wie möglich direkt bei den Erzeugern oder auf Wochenmärkten. Dies reduziert nicht nur die Transportwege, sondern fördert auch die lokale Wirtschaft.
- Vermeide verpackte Produkte: Achte darauf, Lebensmittel unverpackt zu kaufen, um Müll zu vermeiden und den Energieverbrauch für die Produktion von Verpackungen zu reduzieren.
- Plane deine Mahlzeiten: Vermeide Lebensmittelverschwendung, indem du deine Mahlzeiten im Voraus planst und nur das kaufst, was du wirklich brauchst.
- Probiere neue und weniger bekannte Lebensmittel: Fördere die Biodiversität, indem du auch weniger verbreitete Obst- und Gemüsesorten konsumierst. Dies trägt zur Vielfalt in der Landwirtschaft bei.
Fazit: Lokaler und saisonaler Konsum als Beitrag zur Nachhaltigkeit
In der Schweiz gibt es ein wachsendes Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen unserem Konsumverhalten und den Auswirkungen auf die Umwelt. Der Kauf von lokal und saisonal produzierten Lebensmitteln ist eine einfache Möglichkeit seinen CO₂-Fussabdruck zu reduzieren