ETH-Durchbruch: Elektrolyse besiegt Umweltgifte

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Einführung in das Altlastenproblem

Persistente organische Schadstoffe (POPs) wie DDT und Lindan belasten weltweit Böden, Gewässer und die Gesundheit von Mensch und Tier. Diese Chemikalien, einst als Wundermittel gegen Schädlinge gefeiert, widerstehen natürlichen Abbauprozessen und reichern sich in der Nahrungskette an. Jahrzehnte nach ihrem Verbot stellen sie ein enormes Altlastenproblem dar. Forscher der ETH Zürich haben nun ein bahnbrechendes Verfahren entwickelt: Eine elektrochemische Methode, die diese Gifte vor Ort unschädlich macht und in wertvolle Industriechemikalien umwandelt.

Diese Innovation, veröffentlicht im November 2025, verspricht einen Meilenstein in der Altlastensanierung. Basierend auf aktuellen Recherchen aus Quellen wie der ETH Zürich und Fachportalen wie chemie.de, ermöglicht die Elektrolyse eine effiziente, kostengünstige und nachhaltige Lösung. Im Folgenden werden das Problem, die neue Technologie und ihre Implikationen detailliert beleuchtet.

Das Erbe toxischer Pestizide

DDT (Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan) und Lindan (Gamma-Hexachlorcyclohexan) gehörten zu den ersten synthetischen Insektiziden. DDT wurde in den 1940er-Jahren entwickelt und half, Malaria und Typhus einzudämmen. Lindan diente ähnlichen Zwecken in der Landwirtschaft. Doch ihre Stabilität wurde zum Fluch: Sie zerfallen nicht, sondern akkumulieren in Fettgeweben, verursachen Krebs, Hormonstörungen und Entwicklungsdefekte.

Global gesehen kontaminieren POPs Millionen Hektar Boden. Laut der Umweltorganisation Greenpeace belasten allein in Europa über 250.000 Altlastenstandorte die Umwelt, mit Schadstoffen wie Lindan in ehemaligen Produktionsstätten. In Deutschland, wo Lindan bis 1989 produziert wurde, gibt es Deponien mit Tausenden Tonnen Rückständen. Aktuelle Zahlen der Europäischen Umweltagentur (EEA) schätzen, dass bis zu 4,8 Millionen Standorte in der EU potenziell belastet sind, davon 20 Prozent mit priorisierter Sanierungsbedarf.

In Schwellenländern ist die Situation dramatischer. In Indien und Afrika lagern noch immer DDT-Reste, die die Stockholm-Konvention von 2001 verbietet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet von jährlich Millionen Fällen gesundheitlicher Schäden durch POP-Exposition. Traditionelle Sanierungsmethoden wie Ausgrabung und Verbrennung sind teuer, energieintensiv und erzeugen Sekundärabfall.

Historischer Kontext

Die Geschichte von DDT begann mit dem Schweizer Chemiker Paul Hermann Müller, der 1948 den Nobelpreis erhielt. Bis zum Verbot in den 1970er-Jahren wurden weltweit über 1,8 Millionen Tonnen produziert. Lindan, ein Nebenprodukt der Hexachlorcyclohexan-Synthese, wurde in Mengen von bis zu 450.000 Tonnen hergestellt. Heute sind diese Substanzen in der Arktis nachweisbar, transportiert durch Luft- und Meeresströmungen – ein Beweis für ihre globale Persistenz.

Aktuelle Forschungen, etwa aus dem Journal «Environmental Science & Technology», zeigen, dass POPs in Böden Konzentrationen von bis zu 100 mg/kg erreichen können, weit über Grenzwerten. In der EU gelten Schwellenwerte von 0,05 mg/kg für DDT in landwirtschaftlichen Böden, die oft überschritten werden.

Die innovative Elektrolyse-Methode der ETH

Das Team um Patrick Domke von der ETH Zürich hat ein elektrochemisches Verfahren entwickelt, das halogenierte Schadstoffe vollständig dehalogeniert. Im Kern nutzt es Wechselstrom-Elektrolyse, um Chlor- oder Brom-Atome von den Molekülen zu lösen, ohne unerwünschte Nebenreaktionen. Das Ergebnis: Harmlose Produkte wie Benzol, die als Rohstoffe in der Chemieindustrie wiederverwendet werden können.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden, die hohe Temperaturen oder aggressive Chemikalien erfordern, arbeitet diese Elektrolyse bei Raumtemperatur mit günstigen Elektroden. Sie kann direkt auf kontaminierten Böden, Schlämmen oder Deponien angewendet werden. Mobile Anlagen machen eine Vor-Ort-Sanierung möglich, was Transportkosten und -risiken minimiert.

Technische Details

Das Verfahren basiert auf einer anodischen Oxidation und kathodischen Reduktion. In einer Elektrolysezelle werden die Schadstoffe in einer Lösung suspendiert. Elektrischer Strom treibt die Reaktion:

  • An der Kathode: Reduktion der Halogenide, z.B. C6Cl6 (Lindan) zu C6H6 (Benzol) durch Elektronenaufnahme.
  • An der Anode: Oxidation von Wasser oder anderen Komponenten, um das Gleichgewicht zu halten.
  • Wechselstrom verhindert Korrosion und Nebenprodukte wie Chlor-Gas.

Laut ETH-Angaben erreicht die Methode eine Effizienz von über 95 Prozent bei der Dehalogenierung. Energieverbrauch liegt bei etwa 10-20 kWh pro kg Schadstoff, vergleichbar mit Haushaltsgeräten. Im Vergleich: Thermische Verbrennung verbraucht bis zu 100 kWh/kg und emittiert CO2.

Aktuelle Tests an realen Proben aus Schweizer Altlasten zeigten, dass Lindan-Konzentrationen von 50 mg/kg auf unter 0,01 mg/kg gesenkt werden konnten – unter dem Nachweisgrenze.

Vergleich mit etablierten Sanierungstechniken

Bisherige Ansätze umfassen:

  • Ausgrabung und Deponierung: Kostet bis zu 500 Euro pro Tonne, erfordert sichere Lagerstätten.
  • Thermische Behandlung: Bei 1000°C, energieintensiv und mit Emissionen.
  • Biologische Remediation: Langsam (Jahre), nicht für alle POPs geeignet.
  • Chemische Oxidation: Nutzt Peroxide, aber erzeugt toxische Nebenprodukte.

Die ETH-Methode übertrifft diese durch Nachhaltigkeit: Sie schafft einen Kreislauf, indem Abfall zu Ressourcen wird. Benzol, ein Ausgangsprodukt, hat einen Marktwert von ca. 800 Euro pro Tonne. Bei globalen Altlasten von geschätzten 10 Millionen Tonnen POPs könnte dies Milliarden an Wert schöpfen.

Aktuelle Zahlen und globale Relevanz

Nach Daten der UNEP (United Nations Environment Programme) gibt es weltweit über 3 Millionen Tonnen POP-Abfälle, darunter 500.000 Tonnen DDT. In der EU allein belaufen sich Sanierungskosten auf 20-30 Milliarden Euro pro Jahrzehnt. Die ETH-Technologie könnte Kosten um 50-70 Prozent senken, schätzt eine Studie aus «Nature Sustainability» (2025).

In der Schweiz, wo die ETH forscht, belasten Altlasten wie die Lindan-Deponie in Bonfol Kosten von über 100 Millionen Franken. Globale Projekte, etwa in Vietnam oder Brasilien, könnten von mobilen Elektrolyse-Einheiten profitieren. Forschung an der RWTH Aachen und Stanford University ergänzt dies mit ähnlichen Ansätzen für Wasserstoffproduktion, doch die ETH fokussiert auf Schadstoffabbau.

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Trotz Vorteilen gibt es Hürden: Skalierung auf industrielle Massstäbe erfordert Investitionen. Regulatorische Genehmigungen für mobile Anlagen könnten verzögern. Zudem muss die Methode auf andere POPs wie PCBs (Polychlorierte Biphenyle) erweitert werden.

Aktuelle Entwicklungen: Die ETH plant Pilotprojekte in Europa ab 2026. Kooperationen mit Firmen wie BASF zielen auf Kommerzialisierung. In der EU-Green-Deal-Strategie passt dies perfekt, mit Fördermitteln von bis zu 1 Milliarde Euro für Kreislaufwirtschaft.

Auf X (ehemals Twitter) diskutieren Experten wie Christian Wiesner die Notwendigkeit günstiger Stromquellen für Elektrolyse, was die Integration erneuerbarer Energien unterstreicht. Posts heben Skaleneffekte und die Rolle von Wechselrichtern in stabilen Netzen hervor, basierend auf ETH-Forschungen.

Ökonomische und ökologische Vorteile

Ökonomisch: Reduzierte Sanierungskosten von 200-300 Euro pro Tonne auf unter 100 Euro. Ökologisch: Keine Emissionen, Ressourcenschonung. Eine Lebenszyklusanalyse (LCA) der ETH zeigt eine CO2-Einsparung von 80 Prozent im Vergleich zu Verbrennung.

Globale Auswirkungen: In Ländern mit begrenzter Infrastruktur könnte dies die Sanierung beschleunigen, Gesundheitsrisiken mindern und Biodiversität schützen.

Kompaktes Fazit

Die ETH-Elektrolyse-Methode markiert einen Paradigmenwechsel in der Altlastensanierung. Sie wandelt toxische Altlasten in nutzbare Ressourcen um, spart Kosten und schont die Umwelt. Mit weiterer Forschung und Umsetzung könnte sie Millionen Tonnen Schadstoffe neutralisieren und zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen. Die Integration in globale Strategien ist nun entscheidend.

Veröffentlicht am 07.12.2025 · © 2025 Nachhaltiger24.ch – alle Rechte vorbehalten.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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