Kostenloses Hahnenwasser im Restaurant – Luxusgut oder Selbstverständlichkeit?

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Quelle: Openverse (by) · © Rosmarie Voegtli · Hahnenwasser

Hahnenwasser im Restaurant – Luxusgut oder Selbstverständlichkeit?

Ob ein Glas Leitungswasser im Restaurant gratis sein sollte oder nicht, sorgt derzeit für hitzige Diskussionen – nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Während viele Schweizer Betriebe Wasser selbstverständlich kostenlos anbieten, verlangen andere dafür bis zu fünf Franken.
Doch wie wird das international gehandhabt? Und wie steht es um die Qualität des Trinkwassers in den verschiedenen Ländern?

Kostenloses Hahnenwasser im Restaurant – Luxusgut oder Selbstverständlichkeit?


Schweiz: Freiheit für die Wirte, aber steigender Druck zur Transparenz

In der Schweiz entscheidet jedes Restaurant selbst, ob Hahnenwasser verrechnet wird. Nur im Kanton Tessin ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass bei einer Hauptmahlzeit kostenlos Wasser serviert werden muss.

Laut Gastrosuisse bieten über 90 % der Schweizer Lokale Hahnenwasser an, rund zwei Drittel davon gratis. Der Verband argumentiert mit Servicekosten und unternehmerischer Freiheit, während die Stiftung für Konsumentenschutz Transparenz auf der Karte fordert.

Wasserqualität: Die Schweiz verfügt über eines der besten Trinkwassersysteme der Welt. Rund 40 % stammen aus Quellen, 40 % aus Grundwasser und 20 % aus Seen. Über 98 % des Trinkwassers können ohne chemische Aufbereitung genutzt werden – ein globaler Spitzenwert.


Frankreich: Gratis und gesetzlich verankert

In Frankreich ist Leitungswasser im Restaurant gesetzlich kostenlos. Seit 2022 schreibt das „Loi anti-gaspillage“ (Anti-Verschwendungs-Gesetz) vor, dass Restaurants ihren Gästen auf Nachfrage kostenloses Leitungswasser servieren müssen.

Wasserqualität: Frankreich hat grundsätzlich sauberes Trinkwasser, allerdings mit regionalen Unterschieden. In ländlichen Gebieten gibt es teils Nitratbelastungen. Paris hingegen bietet hochwertiges, mineralreiches Wasser aus Quellgebieten im Burgund und im Massif Central.


???????? Deutschland: Kein Gesetz, aber wachsender Trend

In Deutschland gibt es keine gesetzliche Pflicht, aber immer mehr Lokale schenken kostenloses Leitungswasser aus – insbesondere in nachhaltigen oder urbanen Betrieben. Städte wie Berlin und Hamburg unterstützen Initiativen wie „Refill Deutschland“, bei denen auch Restaurants kostenlos Wasser anbieten.

Wasserqualität: Sehr gut – das Trinkwasser wird streng kontrolliert und ist meist besser als abgefülltes Mineralwasser. In Regionen mit alten Rohrleitungen kann es allerdings zu leichten Geschmacksabweichungen kommen.


Italien: Wasser als Kulturgut – aber selten gratis

In Italien ist es unüblich, Leitungswasser im Restaurant zu bestellen. Die meisten Gäste wählen „acqua naturale“ oder „frizzante“ aus der Flasche – und zahlen dafür selbstverständlich. Restaurants, die Hahnenwasser anbieten, sind selten, da viele Italiener Mineralwasser als hochwertiger empfinden.

Wasserqualität: Stark regional abhängig. Während Norditalien sehr reines Bergwasser nutzt, kämpfen Süditalien und Inselregionen teils mit Trockenheit und Leitungsproblemen. In Grossstädten wie Rom ist das Wasser aber in der Regel sicher und trinkbar.


Schweden & ???????? Dänemark: Gratis, selbstverständlich und erstklassig

In Skandinavien gehört kostenloses Leitungswasser zum guten Ton. In Restaurants, Cafés oder Hotels steht fast immer eine Karaffe Wasser auf dem Tisch.

Wasserqualität: Skandinavisches Trinkwasser zählt zu den reinsten der Welt – meist aus Grund- oder Gletscherwasser gewonnen, mit minimaler Aufbereitung. Chlor wird kaum verwendet, weshalb das Wasser sehr weich und geschmacksneutral ist.


Vereinigtes Königreich: Pflicht zur Gratisabgabe

In England, Schottland und Wales sind lizenzierte Gastrobetriebe gesetzlich verpflichtet, kostenloses Leitungswasser bereitzustellen – allerdings nur für Gäste, die etwas bestellen.

Wasserqualität: Hoch, aber variabel. In Südengland ist das Wasser sehr „hart“ (kalkhaltig), was den Geschmack beeinflusst. Trotzdem entspricht es den EU-Qualitätsnormen.


 Spanien: Gratis-Hahnenwasser wird Pflicht

Seit 2022 müssen spanische Restaurants kostenlos Leitungswasser anbieten, sofern sie über eine sichere Wasserquelle verfügen. Damit will die Regierung Plastikmüll reduzieren.

Wasserqualität: Starke regionale Unterschiede. Während in Nordspanien (z. B. Galicien) das Leitungswasser exzellent ist, wird in Küstenregionen oft entsalztes Meerwasser verwendet, was den Geschmack beeinträchtigt.


???????? Österreich: Kostenlos, aber nicht gesetzlich geregelt

In Österreich ist Hahnenwasser fast überall trinkbar und gilt als „das beste der Welt“ – vor allem das Wiener Hochquellwasser aus den Alpen. Dennoch ist es den Betrieben selbst überlassen, ob sie es gratis ausschenken. Die meisten tun es – oft mit Stolz.

Wasserqualität: Herausragend. Das Wasser stammt fast ausschliesslich aus geschützten Hochquellen, ist weich und mineralarm.


USA & ???????? Kanada: Wasser als Teil des Service

In Nordamerika wird Leitungswasser automatisch und kostenlos serviert, meist mit Eiswürfeln und Zitrone. Nur in einigen US-Staaten mit Wasserknappheit (z. B. Kalifornien) dürfen Restaurants Wasser nur auf Nachfrage ausschenken, um Ressourcen zu schonen.

Wasserqualität: Sehr unterschiedlich. In Kanada gilt Trinkwasser als exzellent, in den USA variiert es je nach Region stark. Städte wie Flint (Michigan) wurden durch Bleiverunreinigungen negativ bekannt, während New York oder Seattle hervorragendes Leitungswasser haben.


Australien & ???????? Neuseeland: Gratis – aus Sicherheitsgründen

In Australien sind lizenzierte Lokale verpflichtet, kostenlos Wasser bereitzustellen – vor allem, um Dehydrierung bei hohen Temperaturen zu vermeiden. Auch in Neuseeland ist gratis Hahnenwasser Standard.

Wasserqualität: Generell sehr gut, besonders in Neuseeland, wo es oft aus alpinen Quellen stammt. In Australien ist das Wasser in Städten sicher, in ländlichen Gebieten jedoch oft stark mineralhaltig oder leicht gechlort.


???? Internationale Bilanz: Kultur, Klima und Qualität bestimmen den Preis

Ein globaler Vergleich zeigt: Der Umgang mit Hahnenwasser ist ein Spiegel gesellschaftlicher Werte. In Ländern mit hoher Trinkwasserqualität – etwa in der Schweiz, Skandinavien oder Neuseeland – ist kostenloses Leitungswasser fast selbstverständlich.
In Regionen mit instabiler Versorgung oder kultureller Prägung (Italien, Spanien vor 2022) bleibt es dagegen ein kostenpflichtiges Zusatzangebot.


Fazit: Wasser ist mehr als ein Getränk

Leitungswasser ist ein Symbol – für Gastfreundschaft, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. In der Schweiz wie international zeigt sich: Der Preis für Wasser ist nicht nur eine Frage der Kosten, sondern auch der Haltung.

Je besser die Wasserqualität, desto schwerer ist es zu rechtfertigen, dass Gäste dafür zahlen sollen.
Doch wo Wasser knapp oder aufbereitet werden muss, ist ein kleiner Beitrag nachvollziehbar.

Am Ende entscheidet die Kultur – und das Bewusstsein, dass Trinkwasser kein Luxusgut, sondern ein Menschenrecht ist.


???? Redaktioneller Hinweis

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben rund 26 % der Weltbevölkerung keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser. In Ländern, wo Hahnenwasser selbstverständlich und trinkbar ist, sollte der bewusste, respektvolle Umgang damit selbstverständlich sein – ob gratis oder nicht.

Redaktion
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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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