Die diesjährigen World Cheese Awards in Bern sorgten sowohl für kulinarische Freude als auch für grossen Unmut über eine massive Lebensmittelverschwendung. Während ein Schweizer Gruyère den ersten Platz errang, wurden nach dem Event Tonnen von Käse in die Abfalltonne entsorgt. Diese verheerende Situation wirft nicht nur Fragen zur Lebensmittelverschwendung auf, sondern auch zur Sicherheit sowie den Regeln im Import von Lebensmitteln.
Der Wettbewerb und seine Sieger
Bei den World Cheese Awards 2025, die eine der bedeutendsten Käse-Wettbewerbe der Welt darstellen, traten insgesamt 5244 Käseprodukte aus 46 Ländern gegeneinander an. Die Bergkäserei Vorderfrutigen durfte sich über die Auszeichnung für ihren 18 Monate gereiften Gruyère freuen. Dieser Erfolg ist nicht nur eine Bestätigung für die Qualität des Schweizer Käses, sondern zeigt auch die Tradition und das handwerkliche Können der heimischen Käser. Seit der Einführung der Awards im Jahr 1988 haben Schweizer Käse insgesamt 37 Mal den ersten Platz belegt.
Der Skandal um die Abfallentsorgung
Nachdem die Preisverleihung vorüber war, wurde das Event von einem Skandal überschattet. Auf Bildern, die in sozialen Medien verbreitet wurden, waren Abfallcontainer zu sehen, die bis zum Rand mit Käse gefüllt waren. Die Veranstalter wurden für diese verschwenderische Praxis kritisiert. OK-Chef Martin Spahr erklärte, dass keine andere Möglichkeit bestanden habe, als die Produkte zu entsorgen, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Regeln für die Lebensmittelimporte
In der Schweiz gelten strenge Vorschriften beim Import von Lebensmitteln. Diese Richtlinien sind darauf ausgelegt, das Einschleppen von Krankheitserregern und Bakterien zu verhindern. Zwar erhielten die Organisatoren eine Sondergenehmigung, um auch beschränkten Käse aus „Drittstaaten“ präsentieren zu können, jedoch mit der Auflage, diese Produkte nach der Veranstaltung zu vernichten. Diese Regelung führte dazu, dass auch die einheimischen Käselaibe als potenziell kontaminiert angesehen und ebenfalls entsorgt wurden. Der Grund hierfür ist die mögliche Übertragung schädlicher Bakterien von importierten Käsen auf benachbarte Schweizer Produkte.
Reaktionen auf die Käsevernichtung
Die öffentliche Reaktion auf die massenhafte Vernichtung von Käse war überwältigend negativ. Viele Menschen äusserten sich empört über die Verschwendung von Lebensmitteln, die in einem Land, das unter dem Einfluss von Food Waste leidet, nicht akzeptabel erscheint. Laut einer Studie des Bundesamts für Umwelt (BAFU) wurden in der Schweiz im Jahr 2022 etwa 2 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich weggeworfen, was etwa 330 kg pro Person entspricht. Die Tatsache, dass qualitativ hochwertiger Käse, der für feierliche Anlässe und damit für den Genuss gedacht ist, einfach im Müll landet, stösst vielen sauer auf.
Lebensmittelverschwendung in der Schweiz – eine tiefere Analyse
Die negativen Auswirkungen von Lebensmittelverschwendung sind nicht nur moralischer Natur. Studien zeigen, dass 28% der Treibhausgasemissionen, die mit der Lebensmittelproduktion verbunden sind, durch die Vernichtung von Lebensmitteln entstehen. Dies ist ein bedeutender Faktor im Hinblick auf die Klimaziele, die die Schweiz bis 2050 erreichen möchte. Auf politischer Ebene wird zunehmend darüber nachgedacht, wie diese Verschwendung minimiert werden kann, unter anderem durch Aufklärungskampagnen sowie durch gesetzliche Massnahmen, die eine Umverteilung von überschüssigen Lebensmitteln erleichtern.
Die Sicherheitsvorkehrungen und ihre Folgen
Um die Käseplünderungen zu verhindern, die nach der Entsorgung der Käselaibe in Bern stattfanden, wurden Sicherheitskräfte eingesetzt, welche die Müllcontainer bewachten. Dies zeigt die Absurdität der Situation, dass hochwertiger Käse, der potenziell verzehrfähig ist, unter strengen Sicherheitsvorkehrungen verwahrt werden muss, anstatt für eine sinnvolle Verwendung zur Verfügung zu stehen. Nach Angaben des Organisationskomitees wurden schlussendlich alle Käseprodukte ordnungsgemäss entsorgt, was viele als unangemessen empfinden, angesichts der Tatsache, dass einige der Käse vielleicht noch geniessbar gewesen wären.
Fazit
Die Diskussion um die Vernichtung von Käse bei den World Cheese Awards wirft essentielle Fragen auf: Wie kann es in einem Land mit solch hohen Standards für Lebensmittelqualität und Sicherheit zu solch massiven Verlusten kommen? Die Antwort ist komplex und hängt von strengen Vorschriften, Sicherheitsbedenken und der Notwendigkeit ab, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Es bleibt zu hoffen, dass diese Angelegenheit ein Anlass ist, um über nachhaltige Lösungen für Lebensmittelimporte und einen verantwortungsvolleren Umgang mit Lebensmitteln nachzudenken. Die Politik, die Industrie und die Verbraucher, die alle ihren Teil dazu beitragen können, sind nun aufgerufen, aktiv zu werden und ein Umdenken herbeizuführen.

