PFAS-Krise: Verkaufsstopp schockt Zuger Fischer

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Quelle: Pixabay (Pixabay License) · © Gerhard_Romero · Fischer

Einführung in die PFAS-Krise am Zugersee

Der Kanton Zug hat kürzlich einen Verkaufsstopp für Hechte und Eglis aus dem Zugersee verhängt. Grund sind überhöhte Werte sogenannter PFAS-Chemikalien in den Fischen. Diese Massnahme, die ab sofort gilt, verbietet nicht nur den Verkauf, sondern auch die kostenlose Abgabe als Lebensmittel. Betroffen sind vor allem Berufsfischer, die von existentiellen Ängsten berichten. Der Entscheid basiert auf Analysen, die eindeutig die bundesrechtlichen Höchstgehalte überschreiten zeigen.

PFAS, oder per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, sind synthetische Chemikalien, die in vielen Industrieprodukten verwendet werden. Sie gelten als «ewige Chemikalien», da sie sich in der Umwelt kaum abbauen. Im Zugersee haben sich diese Stoffe in der Nahrungskette angereichert, insbesondere in Raubfischen wie Hecht und Egli. Der Kanton rät nun zu reduziertem Verzehr und warnt private Angler vor häufigem Konsum.

Der Verkaufsstopp im Detail

Die Entscheidung des Kantons Zug kam am 14. November 2025 und basiert auf aktuellen Fischproben. Diese zeigten PFAS-Werte, die die vom Bund festgelegten Grenzen «eindeutig» überschreiten. Betroffen sind ausschliesslich Hechte und Eglis, während andere Arten wie Felchen vorerst nicht unter das Verbot fallen. Allerdings gilt für Felchen eine Schonzeit vom 15. November bis 31. Januar, was die Situation für Fischer weiter verschärft.

Der Verkaufsstopp gilt für Berufsfischer ebenso wie für Hobbyangler. Selbstgefangene Fische dürfen privat verzehrt werden, aber der Kanton empfiehlt Mässigung. Laut offiziellen Mitteilungen soll dies die Gesundheit der Bevölkerung schützen, ohne Panik zu schüren. Dennoch fürchten Experten eine allgemeine Skepsis gegenüber lokalen Fischen.

  • Hechte und Eglis: Sofortiges Verkaufs- und Abgabeverbot.
  • Felchen: Schonzeit verhindert Fang in den kommenden Monaten.
  • Private Verzehr: Erlaubt, aber mit Reduktionsempfehlung.

Auswirkungen auf Berufsfischer

Berufsfischer wie Daniel Schwendeler, der seit 33 Jahren auf dem Zugersee fischt, sind schockiert. «Das ist verheerend», sagt er. Der Stopp komme einem Berufsverbot gleich, da Hechte und Eglis einen grossen Teil des Fangs ausmachen. In Kombination mit der Felchen-Schonzeit fehlt es an Alternativen. Schwendeler macht sich Sorgen um seine Existenz und kritisiert, dass Konsumenten nun auf importierten Fisch ausweichen könnten, der möglicherweise ähnlich belastet ist.

Philipp Helfenstein, Präsident des Zuger Kantonalen Fischerei-Verbands, teilt diese Bedenken. Die Massnahmen seien «einschneidend», doch verständlich angesichts der hohen PFAS-Werte. Er plädiert für informierten Konsum statt Panik und betont, dass die Fischerei unschuldig an der Belastung sei. Dennoch könnte die öffentliche Wahrnehmung den Absatz aller Zugersee-Fische beeinträchtigen.

Hintergründe zu PFAS und ihrer Belastung

PFAS werden seit Jahrzehnten in Produkten wie Anti-Haft-Beschichtungen, Textilien und Feuerlöschschäumen eingesetzt. Sie sind persistent und bioakkumulativ, reichern sich also in Organismen an. Im Zugersee stammen sie vermutlich aus industriellen Abwässern, Landwirtschaft oder Abfall. Eine Studie von SRF aus dem Jahr 2023 zeigte bereits PFAS-Spuren in Schweizer Fischen, darunter aus dem Zugersee.

Aktuelle Daten vom Kanton Zug bestätigen diese Befunde. Bei Hechten und Eglis wurden Werte gemessen, die die EU- und Schweizer Grenzwerte übersteigen. Zum Vergleich: Der EU-Höchstwert für bestimmte PFAS in Fisch liegt bei 50 Mikrogramm pro Kilogramm, doch genaue Zahlen für den Zugersee sind nicht öffentlich. Experten schätzen, dass die Belastung durch jahrelange Einträge entstanden ist, möglicherweise aus der nahen Industrie in Zug.

In der Schweiz gibt es ähnliche Fälle. Im Genfersee und im Bodensee wurden ebenfalls PFAS nachgewiesen, allerdings ohne vergleichbare Verkaufsstopps. Eine SRF-Untersuchung aus 2023 ergab, dass fast alle getesteten Fische Spuren enthielten, was langfristig gesundheitliche Risiken birgt.

Gesundheitsrisiken durch PFAS

PFAS können das Immunsystem schwächen, Krebsrisiken erhöhen und die Fortpflanzung beeinträchtigen. Studien der WHO und der EU assoziieren sie mit Lebererkrankungen, Schilddrüsenproblemen und Entwicklungsstörungen bei Kindern. Bei regelmässigem Verzehr belasteter Fische steigt die Exposition. Der Kanton Zug rät daher, den Konsum auf ein Minimum zu beschränken, insbesondere für Schwangere und Kinder.

Trotz der Risiken ist der Verzehr gelegentlich nicht akut gefährlich. Experten betonen, dass PFAS omnipräsent sind – in Trinkwasser, Lebensmitteln und sogar der Luft. Der Zugersee-Fall unterstreicht jedoch die Notwendigkeit strengerer Regulierungen. In der EU gibt es Pläne für ein PFAS-Verbot bis 2026, die Schweiz folgt ähnlichen Ansätzen.

Wirtschaftliche und soziale Folgen

Der Verkaufsstopp trifft die lokale Wirtschaft hart. Im Kanton Zug gibt es rund 20 Berufsfischer, die vom See abhängig sind. Ihr Jahresumsatz beläuft sich auf schätzungsweise 500.000 Franken, wobei Hechte und Eglis einen signifikanten Anteil ausmachen. Ohne Entschädigungen drohen Insolvenzen. Fischer fordern nun Unterstützung vom Kanton, etwa durch Übergangshilfen oder alternative Fangmöglichkeiten.

Auf sozialer Ebene wächst die Besorgnis. Posts auf Plattformen wie X zeigen öffentliche Debatten: Einige Nutzer kritisieren die Industrie für die Verschmutzung, andere fordern strengere Umweltkontrollen. Ein Beitrag hebt hervor, dass PFAS aus Abfällen in Kompost gelangen und Böden belasten könnten, was die Problematik erweitert.

Restaurants und Märkte in der Region spüren bereits Rückgänge. Viele Kunden meiden Zugersee-Fisch aus Angst vor Kontamination, was zu einem Imageproblem führt. Experten wie Helfenstein appellieren an verantwortungsvollen Konsum: «Fisch ist gesund, aber informiert einkaufen ist entscheidend.»

Mögliche Lösungen und Prävention

Um die PFAS-Belastung zu reduzieren, plant der Kanton Zug weitere Untersuchungen. Dazu gehören Sedimentanalysen und Quellensuche. Mögliche Massnahmen umfassen strengere Abwasservorschriften für Industriebetriebe und Landwirtschaft. Langfristig könnte eine Sanierung des Sees notwendig sein, ähnlich wie bei anderen belasteten Gewässern in Europa.

Auf Bundesebene fordert die Schweizer Regierung ein nationales PFAS-Monitoring. Initiativen wie die von SRF und Umweltorganisationen plädieren für ein Verbot schädlicher Chemikalien. Für Fischer könnten Förderprogramme helfen, auf nachhaltige Methoden umzusteigen oder Diversifizierung zu betreiben.

  • Quellensuche: Identifikation industrieller Einträge.
  • Regulierungen: Strengere Grenzwerte für Abwässer.
  • Förderung: Unterstützung für betroffene Fischer.
  • Öffentliche Kampagnen: Aufklärung über Risiken und Alternativen.

Vergleich mit internationalen Fällen

Ähnliche PFAS-Probleme gibt es weltweit. In den USA führte Kontamination in der Great Lakes Region zu Fangverboten. In Deutschland wurden Fische aus dem Rhein auf PFAS getestet, mit Empfehlungen zu reduziertem Verzehr. Schweden verhängte Verkaufsstopps in belasteten Seen, kombiniert mit Sanierungsprogrammen.

Im Vergleich ist der Zugersee-Fall relativ isoliert, aber symptomatisch für globale Verschmutzung. Experten schätzen, dass bis zu 99 Prozent der Weltbevölkerung PFAS im Blut haben. Die Schweiz, mit ihrer strengen Umweltpolitik, könnte hier Vorreiter sein, indem sie schnelle Massnahmen ergreift.

Fazit

Der Verkaufsstopp für Hechte und Eglis aus dem Zugersee markiert einen Wendepunkt im Umgang mit PFAS-Belastungen. Während er die Gesundheit schützt, bedroht er die Existenz lokaler Fischer. Eine Balance aus strenger Regulierung, Unterstützung und Aufklärung ist essenziell, um langfristig die Umwelt zu sanieren und die Wirtschaft zu stabilisieren. Der Fall unterstreicht die Dringlichkeit, «ewige Chemikalien» global zu bekämpfen.

Veröffentlicht am 16.11.2025 · © 2025 Nachhaltiger24.ch – alle Rechte vorbehalten.

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Redaktion schreibt bei Nachhaltiger24 über erneuerbare energien (wind/wasser) – mit Fokus auf praxisnahe Tipps, fundierte Quellen und Schweizer Rahmenbedingungen.

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